Pro Jahr sterben weltweit drei Millionen Menschen durch Berufskrankheiten oder Unfälle am Arbeitsplatz. Als erstes mag man dabei an Baustellen oder Jobs denken, bei denen mit Chemikalien und Co gearbeitet wird. Tatsächlich können jedoch auch Büros und das neu etablierte Homeoffice für Beschäftigte gefährlich werden. Woran liegt das?
Nicht nur auf Baustellen oder in Chemie-Laboren kann es zu gefährlichen Arbeitsunfällen kommen. Denn Sicherheitsrisiken für Beschäftigte finden sich fast in jeder Branche.
Unter anderem deswegen gibt es eine eigene Organisation, die von den Vereinten Nationen (UN) beauftragt ist, sich um soziale Gerechtigkeit und Arbeitsrechte zu kümmern. Diese sogenannte internationale Agentur für Arbeitsorganisation (ILO) schätzt, dass pro Jahr weltweit rund 2,78 Millionen Arbeitende durch Arbeitsunfälle oder arbeitsbezogene Erkrankungen sterben.
Arbeitsbezogene Erkrankungen können sich sowohl als körperliche, als auch psychische Belastungen oder Krankheiten bemerkbar machen. Dazu zählt beispielsweise ein ungesunder Schlafrhythmus durch jahrelange Schichtarbeit wie er in Krankenhäusern, Bäckereien oder Industriebetrieben üblich ist. Schlafen Beschäftigte über längere Zeit wenig oder unregelmäßig, steigt das Risiko für Herzinfarkte und sogar Krebs.
Eine Arbeiterkammer-Studie aus 2014 stellte die fünf gefährlichsten Jobs Österreichs vor. Das Ergebnis: Die Kraftfahrtbranche (LKW), Gastronomie, medizinische Berufe und Fabrikarbeit. Besser geht es hingegen der Geschäftsleitung, Büroangestellten und Kinderpädagogen.
Mittlerweile wissen wir, dass auch letztere Berufe einem erhöhten Gesundheitsrisiko durch ein andauernd hohes Stresslevel ausgesetzt sind. Während der Corona-Pandemie läuft neben medizinischen Berufen besonders Personal in Schulen und Kindergärten Gefahr, anzustecken, da die Kinder selbst teilweise kaum Symptome haben, das Virus aber weitergeben.
Europaweit gab es im Jahr 2018 200.000 tödliche Arbeitsunfälle – ein Fünftel davon im Bausektor. Weitere Todesfälle, die durch Langzeitfolgen im Beruf auftreten, stellen vor allem Krebserkrankungen mit ganzen 53% dar. Sie treten in Zusammenhang mit der Arbeit der Beschäftigten auf und umfassen harmlos klingende Risikofaktore wie Holzstaub oder UV-Strahlen, denen Beschäftigte bei der Arbeit ausgesetzt sind.
Neben den unterschiedlichen Gefahrenlevels in den Berufs-Branchen ist das Erkrankungs-Risiko der Arbeitenden auch abhängig von ihrem Geschlecht und der sozialen Zugehörigkeit. Frauen, MigrantInnen und Personen aus dem LGBTQIA+ Spektrum – also Lesben, Schwule, Transpersonen oder Menschen mit bisexueller Orientierung – sind eher gefährdet beispielsweise durch Arbeitsrisiken an Muskel- oder Skeletterkrankungen zu erkranken als andere Menschen.
In Europa ereignen sich die meisten Unfälle am Arbeitsplatz in Luxemburg und Rumänien, die wenigsten in den Niederlanden. Ersteres überrascht, unter anderem weil Luxemburg als wohlhabendes Land gilt und zusätzlich einer der Sitze der EU ist, an dem viel entschieden wird. Doch selbst dort mangelt es an Sicherheit.
Dadurch verdeutlicht sich, wie unterschiedlich der Arbeitsschutz allein in der EU aussieht. Von ärmeren Ländern mit weniger Arbeitsrechten, wie zum Beispiel dem südasiatischen Bangladesch, in dem ein Großteil unserer Kleidung hergestellt wird, ganz zu schweigen. Der Grund dafür sind organisatorische Probleme in den einzelnen EU-Ländern. Die EU schafft es einfach nicht, sich einheitlich um die Rechte von Beschäftigten zu kümmern, weil die Sicherheitsbehörden in jedem Land unterschiedlich aufgestellt sind. Das macht einen EU-weiten Schutz der Beschäftigten schwer umsetzbar.
Durch die Pandemie ist das Gesundheitsrisiko für Beschäftigte noch einmal enorm gestiegen. Pflegekräfte und medizinisches Personal sind enormem Druck und Infektionsrisiken ausgesetzt. Und auch das Homeoffice bedeutet für viele Menschen mit begrenztem Platz zuhause vor allem eines: Stress. Während Konzerne wie Amazon und Co dicke Gewinne auf dem Rücken ihrer Angestellten einstreichen, sind die Beschäftigten körperlich und psychisch am Limit.
Innerhalb der EU kommt es tendenziell seit mehreren Jahrzehnten zur „Rationalisierung“ der Gesetzgebung und zu einer Entlastung der Bürokratie für Unternehmen. „Dieser Neoliberalismus entzieht den Arbeitsaufsichtsbehörden die für ihre Arbeit benötigten Mittel“, bedauert Marian Schaapman, Leiterin des EGI-Referats Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. „Das hat zur Folge, dass ein Arbeitsaufsichtsbeamter ein Unternehmen im Durchschnitt nur alle dreißig Jahre prüfen kann“.
Die Forschung zeige, dass „behördliche Überprüfungen, auf die Empfehlungen oder sogar Sanktionen folgen, Unternehmen erfolgreich abschrecken und Verletzungen am Arbeitsplatz verringern“, so Schaapman. Sie ist der Meinung, dass „ein Gleichgewicht zwischen Sanktionen und milden Maßnahmen, wie Informationskampagnen für Arbeitgeber, hergestellt werden muss. Das zeige auch ein vom Europäischen Gewerkschaftsinstitut ETUI kürzlich präsentiertes wissenschaftliches Paper.
Unter dem Strich bleibt: Die EU muss aus der Krise lernen und Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten ergreifen – denn krankes Personal darf nicht die Regel sein.
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