Mehrere heimische Bäckereien klagen: sie finden keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weil Arbeitslose nicht bei ihnen arbeiten wollen. Dabei zahlen sie nur das absolute Minimum für schwere Arbeit bei Nacht und an Wochenenden. Andere Bäckereibetriebe bieten bessere Arbeitsbedingungen und Gehälter. Die Gewerkschaft fordert 1.700 Euro Mindestlohn.
Erst vor kurzem forderte der ÖVP-Wirtschaftsbund, Arbeitslose sollten weniger Geld bekommen. Außerdem sollen die Menschen 1,5 Stunden zur Arbeit und wieder zurück fahren. Es ist wohl kein Zufall, dass kurz darauf mehrere Bäckereibetriebe beklagten, sie fänden keine Mitarbeiter für Verkauf und Produktion. Schuld seien Arbeitslose und das zu hohe Arbeitslosengeld. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber: die Betriebe zahlen deutlich weniger als ihre Konkurrenz und bieten schlechtere Arbeitsbedingungen.
Doris Felber ist resolut und seit sie zu Beginn der Corona-Krise einen viralen Hit landete keineswegs medienscheu. Sie war eine der ersten Bäckerinnen, die sich beschwerten, dass sie keine Mitarbeiter finden. Woran das liege? Natürlich an den Arbeitslosen, die „zu 90 Prozent“ gar nicht arbeiten wollen. Ähnlich sieht es auch Wolfgang Maurer von der Bäckerei Schwarz. Er beschuldigt „den Sozialstaat“, weil er Arbeitslose belohne. Dabei beträgt das Arbeitslosengeld nur wenig mehr als die Hälfte vom letzten Einkommen.
Auffällig: Alle Bäckereibetriebe, die sich derzeit über faule Arbeitslose beschweren haben gemeinsam, dass sie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nur das absolute Minimum bezahlen. Für 1.500 Euro brutto und weniger muss man oft über 40 Stunden an Wochenenden, nachts und frühmorgens arbeiten. Die Sechstagewoche ist für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Bäckereien Alltag.
Als Dank für diese harte Arbeit bei geringem Lohn beträgt die Kündigungsfrist einen (!) Tag. Wer in einer Bäckerei arbeitet, kann also von heute auf morgen vor die Tür gesetzt werden. Alles in allem sind das Bedingungen, die nicht mehr zeitgemäß sind. Dementsprechend fordert die Gewerkschaft 1.700 Euro Mindestlohn und eine Kündigungsfrist von vier bis sechs Wochen. Wirtschaftlich ist das machbar, denn mit Anker und Ölz zahlen schon heute erfolgreiche Unternehmen 15%-20% mehr.
Doris Felber ist freilich wenig erfreut über solche Ideen. Vor allem: für „tüchtige Arbeitskräfte“ gäbe es nach einiger Zeit ohnehin mehr Gehalt. Das müsse man sich aber erst erarbeiten. Um gleich viel zu verdienen, wie für die gleiche Arbeit bei den Konkurrenzunternehmen, muss man bei ihr also zunächst besonders gut sein. Ob diese Einstellung damit zu tun hat, dass sie keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter findet?
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