„Die, die es schon immer schwer haben, haben es jetzt noch schwerer“, fasst Martin Schenk von der Armutskonferenz die Ergebnisse einer neuen Studie zusammen. Erhoben wurden die Auswirkungen der Corona-Krise: Sie verschärft die Armut in Österreich. Menschen, die bereits vor Ausbruch von Covid-19 armutsgefährdet waren, müssen nun sowohl größere finanzielle Einbußen wegstecken als auch mit größeren psychischen Belastungen zurechtkommen. Die Studienautoren fordern mehr Jobs, bessere Kinderbetreuung und eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes.
Wer es schon vor der Krise schwer hatte, den hat die Corona-Pandemie besonders hart getroffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der österreichischen Armutskonferenz – einem Zusammenschluss aus mehreren Hilfsorganisationen – und der Wirtschafts-Uni Wien. Im Auftrag des Sozialministeriums wurden Menschen aus ganz Österreich befragt, welche Folgen die Krise für sie hat.
Das Studien-Ergebnis ist eindeutig: „Die, die es schon immer schwer haben, haben es jetzt noch schwerer“, sagt Martin Schenk von der Armutskonferenz. Menschen, die bereits vor Ausbruch von Covid-19 armutsgefährdet waren, müssen nun sowohl größere finanzielle Einbußen wegstecken als auch mit größeren psychischen Belastungen zurechtkommen.
Viele Armutsbetroffene gingen vor der Krise einer geringfügigen Beschäftigung nach, um so ihr Arbeitslosengeld, ihre Notstandshilfe oder ihre Mindestpension aufzubessern. So konnten sie monatlich bis zu 460 Euro dazu verdienen. Das ist viel Geld, beträgt das durchschnittliche Arbeitslosengeld doch nur 900 Euro oder die Mindestpension nur rund 930 Euro. In der Krise verloren viele der befragten Personen ihre geringfügige Beschäftigung – und somit auch bis zu einem Drittel ihres ohnehin schon niedrigen Monatseinkommens.
„Ich habe die ganzen Jahre über immer wieder mit kleinen Nebentätigkeiten ein bissl was dazu verdienen können, das ist halt mit Lockdown überhaupt nirgends mehr gegangen“, wird eine befragte Person in der Studie zitiert. Dazu kommt die geringe, aber stetige Preissteigerung bei Lebensmitteln, vor allem Obst und Gemüse wurde teurer. Das ist für Armutsbetroffene besonders spürbar. Auch die Heizkosten sind während des Lockdowns gestiegen, weil die Menschen mehr Zeit zu Hause verbrachten.
Der Lockdown war nicht nur wirtschaftlich, sondern auch psychisch eine Belastung. Das gilt für alle Menschen – Armutsbetroffene hatten aber noch größere Schwierigkeiten, damit umzugehen, so die Studie. Sie trauten sich oft nicht ins Freie, weil sie hohe Geldstrafen befürchteten. „Weil ein armutsbetroffener Mensch, dem 2.700 Euro an Strafe in Aussicht gestellt wird, das wäre der Ruin. Für uns wäre das wirklich existenzbedrohend“, gibt eine befragte Person zu Protokoll. Viele Menschen vereinsamen zunehmend, Depressionen, Ängste und Aggressionen nehmen zu.
Eltern waren durch das Homeschooling auf einer weiteren Ebene gefordert: Sie mussten plötzlich Lehrerinnen und Lehrer spielen. Besonders herausfordernd war das für armutsbetroffene Alleinerzieherinnen und für Familien mit mehreren Kindern. Die Computer- und Internetausstattung reichte zu Hause oft nicht aus, wenn mehrere Kinder gemeinsam an Schulaufgaben arbeiten sollten. Ein befragter Elternteil berichtet von nur einem Laptop im Haushalt. Die Familie habe sich notgedrungen so organisiert, dass der Sohn in der Nacht arbeitete, die Tochter unter Tags – so konnten beide ihre Aufgaben erledigen.
Die Studienergebnisse lassen sich auch in Zahlen messen: So ist etwa die Anzahl der Vollbezieher von Sozialhilfe oder Mindestsicherung zwischen März und Juli um 23 Prozent angestiegen. Studienautorin Karin Heitzmann von der Uni Wien fordert gleich mehrere Maßnahmen, um die Auswirkungen der Krise zu bewältigen. Allen voran braucht es Jobs – und dafür Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen sowie einen Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen, um Vollzeitarbeit für Eltern überhaupt erst zu ermöglichen.
Der Direktor der Volkshilfe Österreich, Erich Fenninger, fordert gleichzeitig eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf „mindestens 70 Prozent des Letztgehalts. Vor allem Geringverdienerinnen und Geringverdiener können auf Dauer von 55 Prozent ihres Gehalts nicht leben, so hoch ist nämlich das Arbeitslosengeld.“
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