Österreich

Tausende Corona-Kündigungen: Kurz fühlt sich nicht zuständig

Immer öfter sind ganze Belegschaften von Corona-Kündigungen betroffen. Vor Wochen kündigte der Bundeskanzler an, den Betroffenen zu helfen. Eine parlamentarische Anfrage zeigt nun: Passiert ist nichts. 

Im Sommer richteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ATB-Werks in Spielberg einen verzweifelten Appell an Bundeskanzler Sebastian Kurz. Die Belegschaft sollte komplett gekündigt, die Fabrik aufgelassen und die Maschinen nach Osteuropa verfrachtet werden, um dort billiger weiterzuproduzieren. Knapp 400 Existenzen stehen auf dem Spiel. Im Einsatz des Kanzlers sahen viele ihre letzte Hoffnung. Doch vergebens, keine Reaktion. Nach Wochen erklärte ein Mitarbeiter auf Rückfrage der Medien, man habe das Schreiben der ATB-Belegschaft „übersehen“. Einige kamen sogar eigens nach Wien. Doch der Kanzler wollte nichts mit ihnen zu tun haben. Ein Einzelfall?

Leere Versprechen bei MAN

Im September wurde schließlich bekannt: Auch das MAN-Werk in Steyr soll schließen, die Produktion nach Osteuropa verlagert werden. Angesichts dieser verheerenden Nachrichten für 1.200 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kritisierte der sozialdemokratische Industriesprecher Rainer Wimmer Bundeskanzler Kurz. Denn der hatte sich bis dahin wenig um die Kündigungswellen in Österreich geschert, so der Vorwurf Wimmers. Der Kanzler und sein Stab hatten nach Corona-Kündigungen bei Swarovski, ATB und Mayr-Melnhof weder mit den Betroffenen Kontakt aufgenommen, noch Maßnahmen ergriffen.

Schlagabtausch um Corona-Kündigungen

Sebstian Kurz platzte damals der Kragen. Er griff Wimmer frontal an und beteuerte mit Nachdruck, mit den betroffenen Unternehmen und vielen mehr „natürlich“ in Kontakt zustehen, um Corona-Kündigungen zu vermeiden. Wenig später kündigte der Bundeskanzler dann auch in Medienberichten an, sich bei MAN einzuschalten. Auch die Neue Zeit berichtete.

Schon damals fragten sich viele, wie viel diese Ankündigung wert sei. Zumindest gab es seitdem keine Medienberichte über Initiativen von Sebastian Kurz zu dem Thema. Das ist auffällig, denn in einer Sache sind sich wohl Freund und Feind über den Bundeskanzler einig: kamerascheu ist er nicht.

Kurz hat in keinem einzigen Fall gehandelt

Auch Wimmer machten Kurz wütende Beteuerungen skeptisch. Also stellte er kurzerhand eine parlamentarische Anfrage: Hat jemand aus dem Kabinett des Kanzlers (oder er selbst) mit den betroffenen Unternehmen Kontakt aufgenommen? Telefonisch, schriftlich oder persönlich? Konnte der Kanzler retten? Und wenn ja: Wie viele?

Das Ergebnis kam in seiner Deutlichkeit wohl sogar für Kurz-Kritiker überraschend: Es gab keinen Kontakt. Der Kanzler und sein Kabinett seien schlicht nicht zuständig. Der Bundeskanzler und sein Team haben für die Beschäftigten der Unternehmen bisher also nichts getan.

NeueZeit Redaktion

Ähnliche Artikel

  • Oberösterreich

FAQ: Neues Hundehaltegesetz in Oberösterreich, von „kleine Hunde“ bis „verhaltensmedizinischen Evaluierung“

Am 1. Dezember 2024 tritt in Oberösterreich das neue Hundehaltegesetz in Kraft. Initiiert hat es…

21. November 2024
  • Politik

VW in der Krise: 30.000 von 120.000 Mitarbeiter:innen bangen um ihre Jobs

30.000 Jobs beim deutschen Automobilhersteller VW wackeln. Außerdem soll die Belegschaft von Volkswagen auf 10…

21. November 2024
  • Steiermark

B70 neu: Warum sich die steirische SPÖ zum Ausbau der Landesstraße bekennt

Der steirische Bezirk Voitsberg kämpft mit Verkehr, Lärm und Feinstaub – der Ausbau der Landesstraße…

18. November 2024
  • Wirtschaft

Frechheit! René Benko residiert in Privatvilla, während 1.350 Kika/Leiner-Mitarbeiter Jobs verlieren

Die Möbelkette Kika/Leiner ist pleite. Schon wieder, denn das Sanierungsverfahren ist gescheitert. Bereits 2023 musste…

18. November 2024
  • Allgemein

Novomatic AG und Admiral Casinos & Entertainment AG begehren die Veröffentlichung folgender GEGENDARSTELLUNGEN

Gegendarstellung namens der Novomatic AG   „Gegendarstellung:  Sie halten auf der Website (§ 1 Abs 1…

15. November 2024
  • Oberösterreich

Musik, Sport, Politik: Hier sind fünf berühmte Oberösterreicher, die jeder kennen sollte

Von der Musik über den Sport bis hin zur Politik: Oberösterreich hat viele Talente und…

15. November 2024