Gesellschaft

Diego Maradona: Eine umstrittene Fußballlegende ist tot – persönlicher Nachruf

Diego Maradona ist gestorben. Der legendäre Fußballer aus Argentinien verstarb kurz nach seinem 60. Geburtstag. Maradona war kein Heiliger: Er nahm Drogen, trank zu viel Alkohol, feierte exzessiv und hatte Affären. Trotzdem prägte er mehr als eine Generation von Fußballbegeisterten. Ein persönlicher Nachruf eines Fans.

Diego Maradonas legendäre Momente

Ich bin 1984 geboren, zwei Jahre bevor Diego Maradona in Mexico mit der argentinischen Fußball-Nationalmannschaft Weltmeister wurde. Von dem habe ich als Kleinkind im weitentfernten Österreich nichts mitbekommen. Auch bei der WM 1990 in Italien war ich noch zu jung, um mich an den Vize-Weltmeister Titel zu erinnern. Vom FIFA “WM-Tor des Jahrhunderts”, als Maradona im Viertelfinale 1986 die halbe englische Mannschaft austanzte und von der legendären „Hand Gottes“, mit der er im selben Spiel die Führung erzielte, erfuhr ich natürlich ebenfalls erst viel später.

An die WM 1994 kann ich mich jedoch gut erinnern. Eine Endrunde in den USA in diesen riesigen Stadien – das war beeindruckend. Zu Beginn waren auch die Leistungen von Maradona mit seinem Sturmpartner Claudio Caniggia beeindruckend, jedoch hatten diese nach dem zweiten Vorrundenspiel ein jähes Ende genommen. Beim Dopingtest wurde bei Diego Maradona eine verbotene Substanz im Urin nachgewiesen. Er hatte diese Mittel zwar nicht absichtlich eingenommen, wie sich später herausstellte, wurde aber dennoch vom Turnier ausgeschlossen und fasste eine 15-monatige Sperre aus. Schwer enttäuscht dachte ich damals: Das soll dieser Fußball-Superstar sein, von dem alle immer geredet haben?

Das legendäre Tor der “Hand Gottes”: Im WM-Spiel gegen England 1986 erzielt Diego Maradona ein Tor mit Hand. Es zählt, Argentinien gewinnt.

Maradona wird in Neapel zur Vereinslegende

Ich war dann erst einmal fertig mit Maradona. Erst später begann ich, mich wieder für den 1,65-Meter großen Fußballer aus dem argentinischen Buenos Aires zu interessieren. Ich las in Büchern und Magazinen über seine grandiosen Spiele, die er im Trikot der Vereine SSC Napoli und Albiceleste abgeliefert hatte. Sah Zusammenfassungen seiner größten Momente im Sportfernsehen. Hörte Witze, die er in Interviews und Fernsehsendungen vom Stapel lies. Kurzum: Er wurde mir immer sympathischer. Als Kicker und als Mensch.

Bei meinem erstmaligen Neapel-Besuch mit einem Freund sahen wir ein langweiliges 0:0 gegen Sampdoria Genua, aber das war eigentlich egal. Im Stadion und in der Stadt herrschte auch 20 Jahre nachdem Maradona den Verein verlassen hatte immer noch nur ein Thema: Diego Maradona. Er gewann mit dem süditalinischem Team Neapel alles, was es zu gewinnen gab. Zwischen 1984 und 1991 holte er zwei Meistertitel, einen Cup-Sieg und den UEFA-Pokal.

Bis heute kann ihm kein Neapel-Spieler das Wasser reichen. Egal ob auf dem Feld oder den Rängen. Es gab kaum eine Straße, in der man nicht einen sogenannten “El Piibe de Oro” (Goldjunge) Schrein sah und im Stadio San Paolo musste man nicht lange suchen, um riesige Fahnen mit seinem Konterfei darauf zu sehen. Unzählige Menschen trugen T-Shirts und Trikots mit Maradonas Rückennummer.

Diego Maradona war kein Heiliger

Maradona war kein Engel: Er nahm Drogen, trank zu viel Alkohol, feierte exzessiv und hatte Affären. Erst Anfang November 2020 musste er ins Spital, um sich ein Blutgerinnsel aus dem Hirn operieren zu lassen. Viele Fans warteten stundenlang vor der Klinik in Buenos Aires. Als der behandelnde Arzt vor die Medien trat, wurde er gefeiert wie ein Popstar: Er verkündete, dass die Operation gut verlief und das Fußball-Idol außer Lebensgefahr ist. Drei Wochen später, am 25. November 2020, ist Diego Maradona gestorben. Er erlitt im Alter von 60 Jahren einen Herzinfarkt.

Ich weiß, was ich am Wochenende mache. Ich ziehe eines meiner Napoli-Shirts an und werde mir wieder einmal die Biographie anschauen, die vergangenes Jahr über ihn in die Kinos kam. Der Name des Films? Er heißt einfach Diego Maradona. Wie auch sonst?

Stefan Mayer

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