Klimakrise

Von Jamie Oliver, Kantinenessen und Menschenrechten

Wer arm ist, wird früher krank und stirbt auch früher. Das belegen unzählige Studien. Manche mögen dabei an Entwicklungsländer denken: klar, dort, wo Hungersnöte und Ernährungsmangel herrschen, klingt das einleuchtend. Aber gesundheitliche Ungleichheit gibt es auch hierzulande. Dabei ist Gesundheit ein Menschenrecht.

Gesunde Ernährung: ein Privileg der Reichen

Sowohl in Entwicklungsländern als auch in industrialisierten Regionen herrscht ein massives Gesundheits- und Ernährungsgefälle zwischen, salopp gesagt, arm und reich. Menschen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status – also niedriger Bildung, niedriger beruflicher Stellung und niedrigem Einkommen – leben ungesünder, erkranken häufiger und sterben früher. Im Umkehrschluss: Je höher das Einkommen und das Bildungsniveau sind, desto besser ist tendenziell auch der Gesundheitszustand.

Das hat nicht zuletzt Jamie Olivers „Food Revolution“ Kampagne aus den 2010er Jahren bestätigt. In der gleichnamigen TV-Serie begleitet man den Starkoch auf seiner Mission in den USA die so weitverbreitete Fettleibigkeit zu bremsen. Als einer der „ungesündesten“ Bundesstaaten der USA, startet Oliver in West Virginia, wo fast jeder zweite Erwachsene und fast jedes fünfte Kind adipös also fettleibig ist. Um das Problem am Schopf zu packen und systemisch anzugehen, widmet er sich den Schulen. Neben verstärkter Bildung von Lebensmittel- und Gesundheitskunde, nimmt er, wie zuvor bereits in Großbritannien, den Kampf mit dem Kantinenessen auf.

Wo ansetzen?

Was wir zu uns nehmen, ist ein vielschichtiges Thema. Denn die Gründe für gesundheitliche Ungleichheit sind vielfältig und miteinander verflochten. Maßnahmen für eine bessere Ernährung müssen umfassend greifen. Basis einer Verbesserung ist zunächst ein verstärktes Bewusstsein für die Wichtigkeit von gesunder bzw. ausgewogener Ernährung. Darüber hinaus muss die finanzielle Lage hergeben, dass Menschen sich für frische und regionale Lebensmittel und gegen günstige verarbeitete Fertiggerichte entscheiden. Zu guter Letzt braucht es die Bereitschaft, das Können sowie die Zeit sich frische Mahlzeiten zuzubereiten. Das sind alles nicht zu vernachlässigende Hürden auf dem Weg zu einer gesünderen Ernährung.

Dass Jamie Oliver den Weg über die Schulen geht, schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe: einerseits lässt sich damit bei den Jüngsten das Bewusstsein und notwendige Wissen vermitteln was gesunde Ernährung ausmacht und wie man zu dieser kommt. Andererseits lässt sich durch das Essen, das die Kinder in der Schule erhalten, sicherstellen, dass die Jüngsten unserer Gesellschaft zumindest eine ausgewogene Mahlzeit am Tag zu sich nehmen – gerade für jene aus sozioökonomisch schwachgestellten Familien. Bei Schulen anzusetzen, kann aber nur ein Anfang sein.

Im Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, den die Vereinten Nationen 1966 verabschiedet und 164 Staaten ratifiziert haben, steht festgeschrieben, dass jeder Mensch das Recht auf das höchste erreichbare Maß an körperlicher und geistiger Gesundheit besitzt (Artikel 12). Gesundheit ist also ein Menschenrecht. Warum kämpfen wir nicht verstärkt dafür?

NeueZeit Redaktion

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