Frauen in Oberösterreich bekommen um 46% weniger Pension als Männer. Nur in Vorarlberg ist die Pensions-Schere noch größer. Warum? Das schwarz-blau regierte Bundesland ist Schlusslicht beim Kinderbetreuungs-Angebot. Zu wenige Plätze und zu kurze Öffnungszeiten verunmöglichen es Familien und vor allem Frauen, einem Vollzeit-Job nachzugehen. So werden Mütter von ihrem eigenen Bundesland in die Teilzeit-Falle gezwungen – und bekommen dadurch später eine Niedrig-Pension.
In Oberösterreich erhalten Frauen um beinahe die Hälfte (46,3 Prozent) weniger Pension als Männer. Während die durchschnittliche Männerpension pro Jahr in Oberösterreich 30.504 Euro beträgt, werden die Frauen mit 16.377 Euro abgespeist. Das sind gerade einmal 1.170 Euro im Monat – verschwindend wenig angesichts der aktuellen Teuerung in beinahe allen Lebensbereichen.
Nur ein Bundesland schneidet bei den „Frauenpensionen“ noch schlechter ab: In Vorarlberg bekommen Pensionistinnen um 47,8 Prozent weniger. Der Österreich-Schnitt liegt bei 41,1 Prozent.
Viele Frauen sind in Österreich von einer Niedrigpension betroffen, weil sie aufgrund von Betreuungspflichten von Kindern und Angehörigen nur in Teilzeit arbeiten konnten. Hinzu kommt, dass Berufe, die vor allem von Frauen ausgeübt werden, generell schlechter bezahlt sind. Auch das führt zu geringeren Einzahlungen ins Pensionssystem während des Erwerbslebens.
Kinderbetreuung und Vollzeitjob sind in Oberösterreich nicht vereinbar
Die wenigsten Mütter in Oberösterreich haben die Möglichkeit, ihre Kinder in öffentlichen Kinderbildungseinrichtungen betreuen zu lassen und gleichzeitig Vollzeit arbeiten zu gehen. Und zwar nicht, weil sie nicht 40 Stunden einem Beruf nachgehen wollen, sondern weil die meisten Kindergärten oder Nachmittagsbetreuungen an oberösterreichischen Schulen schlicht zu kurze Öffnungszeiten anbieten.
Lediglich 4,1 Prozent der Betreuungseinrichtungen für Unter-Dreijährige ermöglichen es den Eltern, Vollzeit zu arbeiten. Rund jeder fünfte Kindergarten in Oberösterreich schließt schon vor 14 Uhr und nicht einmal jeder dritte hat länger als bis 16 Uhr geöffnet.
ÖVP-FPÖ-Landesregierung spart auf Kosten der Frauen und Familien
Die schwarz-blaue Landesregierung sparte in den Jahren von 2017 bis 2019 fast drei Millionen Euro bei Krabbelstuben, Kindergärten und Horten ein. Im Februar 2018 führte sie außerdem noch Kindergarten-Gebühren für die Nachmittagsbetreuung ein. Alles zu Lasten der Gemeinden, der Angestellten der Kinderbetreuungseinrichtungen, der Eltern und vor allem der Mütter.
Seither müssen die Erziehungsberechtigten für die Nachmittagsbetreuung ab 13 Uhr tief ins Börserl greifen. Diese kostet die Familien bis zu 110 Euro pro Kind und Monat. Und hier ist das Essen noch nicht einmal eingerechnet. Die daraus entstandene finanzielle Mehrbelastung hat dazu geführt, dass viele Familien ihre Kinder aus der Nachmittagsbetreuung genommen haben. Das Vollzeitgehalt der Mütter hätte sich mit den zusätzlichen Kosten quasi in Luft aufgelöst. Also wieder zurück in die Teilzeitfalle.
Nur jedes 4. Kind in OÖ hat einen „vollzeittauglichen“ Betreuungsplatz
Damit Frauen Vollzeit arbeiten gehen und später eine höhere Pension bekommen können, muss es ausreichend Kinderbetreuungsplätze geben. Trotz der hohen Nachmittagsgebühren gab es im Kindergartenjahr 2019/20 lediglich für 23,9 Prozent der Drei- bis Sechs-jährigen in Oberösterreich Betreuungsplatz, der Vollzeitarbeit für die Eltern ermöglicht.
Für die Landesfrauenvorsitzende der Gewerkschaft, Elfriede Schober, ist diese Entwicklung untragbar:
„Frauen leisten nach wie vor den Großteil an unbezahlter Arbeit wie Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege von Angehörigen. Gleichzeitig gibt es nach wie vor zu wenig Kinderbetreuungsplätze. All diese Faktoren führen dazu, dass fast die Hälfte aller Frauen in Teilzeit arbeitet – oft unfreiwillig.”
Daraus resultiert auch ein Personalmangel an vielen oberösterreichischen Kinderbildungseinrichtungen. 11 Kindergruppen wurden beispielsweise im Herbst 2021 von nicht fertig ausgebildeten Pädagog:innen geleitet. Ein höheres Gehalt für Pädagog:innen würde dem Personalmangel ebenso entgegenwirken, wie es die spätere Pension der Pädagog:innen erhöhen würde.
Pensionistinnen in Armutsfalle – Teuerungsbremse gefordert
Damit nicht noch mehr Menschen und vor allem Pensionistinnen in die Armut abrutschen, fordert auch SPÖ-Oberösterreich Frauenvorsitzende Renate Heitz ein sofortiges Schließen der Lohnschere, sowie ein nachträgliches Anrechnen von Kindererziehungszeiten.
Frauen leisten die doppelte Arbeit und bekommen in ihrem Erwerbsleben sowie in der Pension nur die Hälfte dessen, was ihnen zusteht. Gerade in Zeiten der Teuerung müsse sich die kostbare Arbeit, die Frauen leisten, auch auf deren Kontoständen widerspiegeln.
Der Pensionistenverband im Bezirk Rohrbach fordert derzeit eine dringende Anhebung aller Pensionen. Oberösterreich ist das einzige Bundesland das keine eigenen Landeshilfen gegen die Teuerung verabschiedet hat. Bezirksobmann Johann Dobesberger warnt vor einer Welle der Verarmung unter Pensionistinnen und Pensionisten: „Wir wollen keine Millionen, wir wollen essen, heizen, wohnen!“