© Andrea Pichler | Johannes Friedl (ÖFB)
Fußball ist längst kein reiner Männersport mehr. Anlässlich des Weltmädchentags am 11. Oktober spricht Lisa Ehold, Gesamtleiterin der ÖFB Frauenakademie in St. Pölten, über Fortschritte, Vorbilder – und den noch langen Weg zu echter Gleichberechtigung am Spielfeld.
Am 11. Oktober steht alles im Zeichen der Mädchenrechte. Umso erfreulicher ist es zu sehen, dass sich gerade im Fußball, einer traditionellen Männerdomäne, in den letzten Jahren viel bewegt. Immer mehr junge Mädchen schnüren ihre Fußballschuhe, erobern das Fußballfeld und jagen Tore.
Doch trotz sichtbarer Fortschritte fehlt es noch immer an Strukturen, die Talente fördern und Mädchen ermutigen, ihren sportlichen Weg konsequent zu gehen. Eine, die das ändern will, ist Lisa Ehold, Gesamtleiterin der ÖFB Frauenakademie St. Pölten. Die ehemalige Spielerin und Akademie-Absolventin weiß, worauf es ankommt: an Unterstützung, Sichtbarkeit und echte Vorbilder.
Neue Zeit: Am 11.10. ist Weltmädchentag. Wenn Sie Mädchen eine Botschaft mitgeben könnten – welche wäre das?
Lisa Ehold: Mut haben und die eigenen Träume verfolgen! Das versuchen wir auch unseren Mädchen in der Akademie tagtäglich mitzugeben. Ich glaube, es geht darum sich immer vor Augen zu halten, dass es ganz egal ist, welchem Geschlecht man sich zugehörig fühlt – wenn man für etwas leidenschaftlich brennt und hart dafür arbeitet, kann man die eigenen Träume immer verwirklichen.
Neue Zeit: Was würden Sie einem Mädchen sagen, das Fußball liebt, sich aber in einer „Bubendomäne“ noch nicht traut, den ersten Schritt aufs Spielfeld zu machen?
Lisa Ehold: Wir haben als Gesellschaft den Auftrag, dass sich Mädchen mit solchen Zweifeln gar nicht mehr auseinandersetzen müssen, sondern Kinder einfach mit Kindern spielen – ganz ohne dabei an irgendwelche Geschlechterrollen zu denken. Aus heutiger Sicht würde ich aber sagen: Trau dich und versuchs einfach! Fußball gehört nämlich niemandem. Fußball gehört weder den Burschen noch den Mädchen – Fußball ist für alle da, die’s gerne spielen!
Neue Zeit: Wie wichtig ist es, weibliche Vorbilder – sei es Spielerinnen, Trainerinnen oder Funktionärinnen – sichtbar zu machen, um Mädchen Mut zu geben, ihren Weg im Fußball zu gehen?
Lisa Ehold: Sichtbarkeit ist ein ganz großes Thema! Wir brauchen Vorbilder in allen möglichen Rollen, um jungen Mädchen zu zeigen, wie vielfältig die Perspektiven und Möglichkeiten in dieser Branche eigentlich sind. Aber auch medial muss Frauenfußball stärker unterstützt werden. Als heuer Manuela Zinsberger als erste Österreicherin den Champions League-Titel geholt hat, wurde zwar berichtet – aber wenn das ein Mann gewesen wäre, wären die Titelseiten voll gewesen. Obwohl es der gleiche Bewerb ist, mit der gleichen Wertigkeit und einem großen Klub dahinter, hatte das trotzdem nicht die gleiche Sichtbarkeit. Da sind auch die Medien gefordert, etwas zu ändern.
Neue Zeit: Welche Rolle schreibt sich die ÖFB-Frauenakademie im Fußball zu?
Lisa Ehold: Ich sehe unsere Rolle als wichtigen Baustein in der Entwicklung für die besten Nachwuchstalente. Unser Fokus liegt klar auf der Spitze – wir haben in den letzten 15 Jahren viel Expertise aufgebaut und wollen unsere Spielerinnen bestmöglich auf ihre sportliche Zukunft vorbereiten. Bei uns füllen sie ihren eigenen „Werkzeugkoffer“ und lernen, ihn zu nutzen. Wir sind stolz auf ihre Leistungen – viele von ihnen werden später selbst zu Vorbildern für die nächste Generation.
Neue Zeit: Immer mehr Frauen sind Fußballfans und immer mehr Menschen feuern auch dem Frauen-Nationalteam zu. Wie hat sich Fußball generell in den letzten Jahren verändert?
Lisa Ehold: Insgesamt hat sich der Fußball enorm entwickelt. Er wird intensiver, professioneller und auch stärker konsumiert. Speziell im Frauenfußball haben wir strukturell aber noch einiges vor uns. Wenn ich an meine Anfangszeit denke und das mit den heutigen Perspektiven vergleiche, sieht man, wie viel sich schon getan hat. Auch international wird mittlerweile deutlich mehr investiert – mit großem Erfolg: Bei der EM in der Schweiz waren die Ränge voll, die Stimmung großartig! Trotzdem stehen wir erst am Anfang, da gibt es noch viel Potenzial.
Neue Zeit: Frauen verdienen im Fußball immer noch viel weniger als Männer. In Deutschland verdienen laut DFB-Report 2023/24 Frauen in der 1. Bundesliga im Schnitt etwa 4.000 Euro pro Monat, während Spielergehälter in der Männer-Bundesliga (mit Boni etc.) vielfach im zehntausender Bereich pro Monat liegen. Wann ändert sich da endlich was?
Lisa Ehold: Gute Frage! Ich hoffe, dass sich da in den nächsten Jahren noch einiges tun wird. Mehr Interesse und Sichtbarkeit bedeuten auch höhere Einnahmen, dadurch entstehen neue Sponsoren und Förderungen, die wiederum in Spielerinnen und Infrastruktur investiert werden können. Ob wir jemals vollständig gleichgestellt sein werden, weiß ich nicht. Momentan müssen viele Spielerinnen zusätzlich eine Ausbildung machen, weil sie vom Fußball allein nicht leben können. Es hat sich schon vieles verbessert – aber der Weg ist noch weit.
Neue Zeit: Was muss sich ändern, damit Talent und Leidenschaft wichtiger sind als Geschlecht?
Lisa Ehold: Wir alle haben Einfluss darauf, wie unsere Kinder aufwachsen, was sie über sich selbst denken und welche Möglichkeiten sie für sich sehen. Wenn wir unseren Kindern mitgeben, dass es völlig normal ist, wenn ein Mädchen Fußball spielt, dann wird dieses Kind auch nicht an sich zweifeln.
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