Die Hälfte der Gemeinde-Mitarbeiter in Kärnten geht in den kommenden Jahren in Pension. Um dem drohenden Personalmangel vorzubeugen, hat das Land ein einfaches Rezept: bessere Arbeitsbedingungen. Die Landesregierung hat eine Änderung des Gemeindedienstrechts beschlossen. Künftig sind etwa eine 4-Tage-Woche, Home-Office und Altersteilzeit möglich. Außerdem erhöht das Land die Gehälter um bis zu 4,5 Prozent.
Von den rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kärntner Gemeinden gehen etwa die Hälfte in den kommenden Jahren in Pension. In anderen Worten: Der demographische Wandel macht auch vor den Gemeinden keinen Halt. Genauso wie die Privatwirtschaft haben auch die Kommunen Probleme, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.
Deshalb will Kärnten die Arbeit in den Gemeinden künftig attraktiver machen. Das neue Gemeindedienstrecht soll schon mit 1. Jänner 2022 in Kraft treten. Es sieht etwa die Möglichkeit für eine 4-Tage-Woche, Home-Office, Sabbaticals und Altersteilzeit vor. Das neue Dienstrecht bietet einen erweiterten Rahmen – welche der Möglichkeiten daraus die jeweiligen Bürgermeister als Arbeitgeber genau nutzen, bleibt aber allen Ortschefs selbst vorbehalten.
Durch die Reform können „sich die Kommunen langfristig als attraktive Arbeitgeber am Arbeitsmarkt präsentieren“, sagt Gemeindereferent Landesrat Daniel Fellner (SPÖ). Die Landesregierung hat das neue Dienstrecht bereits beschlossen, der Beschluss im Landtag soll noch im Dezember folgen.
Basis des neuen Gesetzes sind die Ergebnisse einer Befragung unter 1.300 Gemeinde-Mitarbeitern. Sie hat ergeben, dass die Gehälter vor allem in den Bereichen Pflege, Technik, Amtsleitung und qualifiziertes Handwerk erhöht werden müssen, um die Situation am Arbeitsmarkt besser abzubilden. Die Löhne aller Gemeinde-Mitarbeiter werden mit dem neuen Dienstrecht zwischen 1,2 und 4,5 Prozent erhöht – je nach Tätigkeit.
Für die Gehaltserhöhungen nehmen die Kärntner Gemeinden zusammengerechnet rund vier Millionen Euro pro Jahr in die Hand.
„Mir besonders wichtig war auch die Schaffung erleichterter und attraktiverer Einstiegsbedingungen für junge Mitarbeiter“, sagt Gemeindereferent Fellner.
Künftig gibt es eine zentrale Lehrlingsausbildung im Gemeinde-Servicezentrum, die eine gute Qualität der Ausbildung garantieren soll. Und die Gemeinden können ausgelernte Lehrlinge leichter in den regulären Dienst übernehmen.
Von der türkis-grünen Bundesregierung war in Sachen Personalmangel zuletzt immer wieder ein anderer Ansatz zu vernehmen. ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher etwa drohte Arbeitslosen mit der Kürzung des Arbeitslosengeldes, wenn sie keinen neuen Job finden. Motto: Druck ausüben statt unterstützen.
Kärnten wählt mit dem neuen Dienstrecht jedenfalls einen anderen Weg: Wegen des drohenden Personalmangels werden die Arbeitsbedingungen verbessert und die Gehälter erhöht. Das soll neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anlocken.
Laut Gemeindereferent Fellner habe Kärnten mit den Änderungen das modernste Dienstrecht Österreichs. Wien und Linz hätten bereits Interesse daran gezeigt.
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