Oberösterreich

OÖ-Gemeindefinanzen: Schwarz-Blau muss Gemeinden entlasten, sonst droht Kollaps

Löchrige Gehwege, noch weniger Öffi-Angebote, geschlossene Kinderbildungseinrichtungen oder abgedrehte Straßenbeleuchtungen: Dieses Szenario könnte vielen Gemeinden in OÖ bald winken. Denn 2024 dürfte laut einer KDZ-Studie jede 2. Gemeinde ins Minus rutschen. Das liegt vor allem in OÖ an den immens gestiegenen Pflichtzahlungen, die das Land und Landesfinanzreferent LH Stelzer von den Gemeinden abkassieren.

Die oberösterreichischen Gemeinden stehen zum Jahreswechsel mit dem Rücken zur Wand – und zwar nicht, weil sie alle schlecht gewirtschaftet oder zu viel Personal haben. Sondern weil sie ihren Pflichtzahlungen an das Land Oberösterreich nachkommen. Denn das kassiert unter Landeshauptmann und oberstem Finanzchef Thomas Stelzer im Bundesländervergleich die höchsten Landesumlagen ab.

In keinem anderen Bundesland müssen Gemeinden so viel Landesabgaben zahlen wie in Oberösterreich

Dass die oberösterreichischen Gemeinden die höchste Transferbelastung im direkten Bundesländervergleich haben, zeigt auch eine Studie des KDZ, des Zentrums für Verwaltungsforschung. Besonders belastend für die Gemeinden im schwarz-blau regierten Bundesland sind die hohen Umlagen im Bereich Gesundheit und Sozialhilfe.

Laut der Studie des Zentrums für Verwaltungsforschung (KDZ) aus 2023 sind die Umlagen seit 2012 um 169 Euro pro Kopf gestiegen. Geld, dass dann im Gemeindehaushalt fehlt. Notwendige Investition wie Straßensanierungen oder der Ausbau von Öffis und Kindergärten, bleibt dadurch auf der Strecke. Thomas Stelzer schnürt den finanziellen Spielraum für kommunale Vorhaben damit immer enger. Freiwillige Gemeinde-Ausgaben für Essen auf Rädern, Vereins-, Kultur- und Sportförderungen oder Bibliotheken bleiben aus.

„Der Finanzkollaps der Städte und Gemeinden muss verhindert werden, notwendige Investitionen in die kommunale Infrastruktur stehen auf dem Spiel“ 

Das betonen Gemeinde-Landesrat Michael Lindner und die Vorsitzende der oberösterreichischen Gemeindevertreter Bettina Lancaster (beide SPÖ).

Lindner und Lancaster fordern: „Schwarz-Blau müssen Gemeindefinanzen entlasten“, sonst drohe Kollaps

Die Gemeinden müssen also immer höhere Ausgaben für notwendige Infrastruktur und das Gemeindeleben stemmen. Gleichzeitig kommen dann noch gestiegene Abgaben ans Land dazu. Der vom Bund verhandelte Finanzausgleich hätte hier Abhilfe schaffen können, doch auch der ist laut der Sozialdemokraten eher bescheiden ausgefallen.

Bei einer Pressekonferenz am 5.1.2024 plädieren SPOÖ-Vorsitzender Gemeinde-Landesrat Michael Lindner, GVV OÖ-Vorsitzende BGm.in Bettina Lancaster und KDZ-Geschäftsführer Peter Biwald für eine Entlastung der Gemeindefinanzen seitens LH Thomas Stelzer. // Bildcredits: Andreas Maringer

Für jede zweite Gemeinde ist es daher mittlerweile unmöglich noch finanzielle Rücklagen für eigene Projekte, wie Kinderbetreuung, zu bilden. Im Gegenteil: Manche von ihnen mussten ihre bisherigen Rücklagen auflösen, um bereits geplante Projekte noch ermöglichen zu können. Etwa die neue Bushaltestelle oder den Umbau einer Volksschule.

Seit Pandemie und Ukraine-Krieg sind Gemeindefinanzen in Oberösterreich im Keller 

Die Städte und Gemeinden konnten bis vor der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine noch gut wirtschaften. Doch nun sieht es anders aus. Das resümiert auch Peter Biwald, der Geschäftsführer des Zentrums für Verwaltungsforschung (KDZ): 

„Die österreichweite Prognose der Gemeindefinanzen zeigt trotz des neuen Finanzausgleichs weiterhin eine Einnahmen-Ausgabenschere. (…) Damit wird es auch schwierig die erforderlichen Investitionen – insbesondere beim Klimaschutz und im Mobilitätsbereich – zu finanzieren.“

Romana Greiner

Romana recherchiert am liebsten über die großen Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft: Warum bekommt eine Mitarbeiterin 200 Mal weniger Gehalt als der Konzernchef? Wieso sind die Volksschullehrerin oder der Briefträger immer noch so schlecht entlohnt? Als Chefredakteurin leitet sie seit 2023 die NeueZeit und ihr engagiertes Team. Um vom Redaktionsalltag den Kopf frei zu bekommen, ist sie gern in der Natur sporteln oder auf Konzerten.

Share
Veröffentlicht von
Romana Greiner
Tags: Bettina Lancaster finanzausgleich Gemeindefinanzen Gemeinden Michael Lindner Thomas Stelzer

Ähnliche Artikel

  • Oberösterreich

Klimasünder Elon Musk: Sein Privatjet stößt pro Jahr doppelt so viel CO₂ aus, wie die Stadt Steyr in 5 Jahren

E-Bus statt Privatjet: Seit Anfang Mai düsen neue, nachhaltige E-Busse durch Steyr. In den nächsten…

18. August 2025
  • Kärnten

1 Milliarde Euro Fördergeld für Kärnten von der EU: Das ermöglichte 11.051 heimische Projekte

Von 2014 bis 2020 bekam Kärnten knapp 1 Milliarde Euro an EU-Förderungen. Damit konnte das…

18. August 2025
  • Allgemein

Werft Korneuburg: SPÖ pocht auf 78.000m² Naherholungs-Gebiet auf Halbinsel

Werft Korneuburg: Menschen sitzen am Ufer, die Füße im Wasser, Kinder lassen kleine Boote treiben,…

13. August 2025
  • Niederösterreich

9,6 Milliarden Euro: Schulden von Niederösterreich so hoch wie noch nie

 Wenn man die Bundeshauptstadt Wien ausklammert und alle übrigen acht Bundesländer vergleicht, hat Niederösterreich den…

7. August 2025
  • Gesellschaft

Michael Schwarzlmüller: Zu Besuch beim Cowboy der Kalkalpen

Reichraming: Als Kind liest Michael Schwarzlmüller Karl May-Romane und schaut Westernfilme. Als Erwachsener bietet er…

6. August 2025
  • Frauen

Amalie Pölzer: Wer war die Namensgeberin des Amalienbads?

Hätten Sie gewusst, dass das Amalienbad am Reumannplatz nach der 1. weiblichen Gemeinderätin von Favoriten…

5. August 2025