Österreich

Koste es, was es wolle: Die türkise Medienzentrale im Kanzleramt kostete 420.000€

Der Medien-Chefstratege von Sebastian Kurz, Gerald Fleischmann, residiert mit seinem Presseteam in prunkvollen Räumlichkeiten im Kanzleramt. Bevor Fleischmann und seine PR-Crew dort einzogen, wurden die Büros aufwendig renoviert. Die schicke türkise Medienzentrale kostete die Steuerzahler 420.000€. Laut ÖVP war die Sanierung sowieso notwendig.

Gerald Fleischmann gilt als wichtigster Medienberater von Sebastian Kurz. Seit Kurz Kanzler ist, dirigiert Fleischmann seine Pressearbeit. Im Jänner 2020 erhielt der PR-Profi einen neuen Titel: Er leitet die von Kurz geschaffene „Stabstelle Medien“ im Bundeskanzleramt. Bei Fleischmann und seiner Mannschaft laufen die Fäden der türkisen Message-Control zusammen.

Und dafür stehen dem Kurz-Berater auch fürstliche Räumlichkeiten zur Verfügung. Er residiert mit seinem Presseteam auf 280 Quadratmetern im Bundeskanzleramt. Die Büroräumlichkeiten wurden mitten in der Corona-Krise im Herbst 2020 renoviert. Eine parlamentarische Anfrage des Kärntner SPÖ-Abgeordneten Philip Kucher zeigt jetzt, wie viel Steuergeld in die Sanierung des türkisen Medienpalastes floss: 420.000 Euro.

Sebastian Kurz´ Medienstratege Gerald Fleischmann residiert auf 280 Quadratmetern

Gerald Fleischmann und das türkise PR-Team sitzen seit September 2020 in vier Räumen direkt im Kanzleramt – inklusive Vollholz-Parkett, Holzvertäfelungen, zweiflügeligen Doppeltüren und mit Stuck verzierten Decken. Früher hatten dort Staatssekretäre ihre Büros, heute sitzt das Presseteam von Sebastian Kurz in den edlen Räumlichkeiten.

Bevor Fleischmann einzog, wurden die Büros aufwendig renoviert. Die Anfragebeantwortung von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) weist exakt 416.797,39 Euro an Sanierungskosten auf, dazu kommen noch rund 10.000 Euro für neue Möbel.

Ministerin Schramböck listet in ihrer Anfragebeantwortung auf, wie viel die Renovierung der Kanzleramts-Räume gekostet hat. Jetzt sitzt das türkise PR-Team dort. // Faksimile Anfragebeantwortung

„Während Kurz Menschen, die etwa im Rettungsdienst in der Corona-Krise Tag und Nacht für uns da waren, ihren Corona-Bonus verweigert, gönnt er seinem obersten Message-Controller einen prunkvollen Medienpalast auf Steuerzahlerkosten“, sagt der Kärntner Abgeordnete Philipp Kucher (SPÖ), der die Kosten mit seiner Anfrage aufdeckte. „Wenn‘s um die türkise Familie geht, spielt Geld scheinbar keine Rolle“, so Kucher.

Schramböck: Renovierung bereits vor der Fleischmann-Bestellung

Schramböck schreibt in ihrer Beantwortung, dass zum Zeitpunkt der Renovierung noch unklar war, wer in den Büros einziehen werde. Die Sanierung begann bereits 2019 – also bevor Fleischmann zum Stabsstellen-Leiter im Kanzleramt ernannt wurde – und sei notwendig gewesen, weil die historische Bausubstanz „stark beeinträchtigt“ war.

Es ist nicht das erste Mal, dass Kritik am überzogenen Presse-Apparat von Sebastian Kurz laut wird. Das Kanzleramt beschäftigt insgesamt 59 PR-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – ein Rekord. An der Spitze der türkisen Message-Control steht Gerald Fleischmann selbst.

Erst kürzlich machte der Verlag des Nachrichtenmagazins „News“ einen mutmaßlichen Inseratenstopp öffentlich. Weil man zu kritisch über Sebastian Kurz und seine Partei berichtet habe, stoppte das ÖVP-Finanzministerium alle Inseratengelder an das Medium, so der Vorwurf.

NeueZeit Redaktion

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