Überfüllte Arztpraxen, lange Wartezeiten im Spital und fehlende Pflegekräfte: Das Gesundheitssystem in Österreich ist überlastet. Die Länder fordern beim Finanzausgleich deshalb mehr Geld vom Bund. Es brauche bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen, um Gesundheits- und Pflegeberufe attraktiver zu machen.
Das Gesundheits- und Pflegesystem ist überlastet. Es gibt zu wenige Kassenärzte, außerdem fehlt es an Pflege- und Fachkräften in Spitälern. Die Folge: Lange Wartezeiten im Krankenhaus, überfüllte Arztpraxen und mangelhafte Pflegeversorgung. Um diese Probleme in den Griff zu bekommen, müssen Ärzte und Pflegekräfte besser bezahlt werden. Dafür fordern die Länder und Gemeinden beim Finanzausgleich mehr Geld vom Bund. Denn das Gesundheits- und Pflegesystem liegt im Aufgabenbereich der Länder.
Deren Ausgaben für Gesundheit und Pflege sind in den letzten Jahren massiv gestiegen. Das liegt daran, dass die Menschen immer älter werden. Mit einer höheren Lebenserwartung steigen auch die Gesundheits- und Pflegekosten. Um die Gesundheitsversorgung trotzdem aufrechtzuerhalten, braucht es mehr Ärzte und Pflegekräfte. Die Kärntner Finanzreferentin Gaby Schaunig fordert daher, diese Berufe durch bessere Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen. Momentan arbeiten die meisten Kassenärzte nämlich unter hohem Zeitdruck, können sich kaum Zeit für Patienten nehmen und werden schlecht entlohnt.
Kanzler Nehammer schlug hingegen eine Ausweitung der Kassenstellen vor. Das alleine sei aber nicht zielführend, meint die Gesundheitsökonomin Sophie Fößleitner, auf Anfrage der NeuenZeit. Fößleitner arbeitet beim Dachverband der Sozialversicherungsträger und ist in dieser Rolle auch in die Finanzausgleichsverhandlungen involviert. Sie gibt zu bedenken, dass schon jetzt viele Kassenstellen nicht besetzt sind. Das Gesundheitssystem in Österreich braucht daher eine Attraktivierung von Kassenarztstellen und keine reine Ausweitung, eine einheitliche Honorierung und bessere Arbeitsbedingungen. Das sei auch wichtig, um den Wahlarztboom und damit die Zwei-Klassen-Medizin einzudämmen.
Außerdem brauche es mehr Ausbildungsplätze für Ärzte. Hier müssen Zugangsbeschränkungen aufgehoben werden, damit mehr Menschen den Arztberuf ergreifen können. Ein besonderes Sorgenkind ist die Psychotherapie: Auch hier fehlt es an Fachkräften. Gleichzeitig brauchen immer mehr Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, psychosoziale Betreuung. Auch hier sollen deshalb Zugangsbeschränkungen aufgehoben werden, damit sich mehr Menschen zum Therapeuten oder zur Therapeutin ausbilden lassen.
Am 1. Juli hat der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser den Vorsitz der Landeshauptleutekonferenz übernommen. Das wichtigste Thema seines Vorsitzes ist der Finanzausgleich, bei dem die Länder und Gemeinden mit der Bundesregierung um Steuergeld feilschen. Um den Personalmangel im Gesundheits- und Pflegebereich zu beseitigen, fordern die Länder mehr Geld von der Bundesregierung. Konkret 5 Prozent mehr für die Länder und 3,5 Prozent mehr für die Gemeinden. Wie bisher könne es jedenfalls nicht weitergehen, betonte Kaiser nach der letzten Sitzung der Kärntner Landesregierung: „Eine simple Fortschreibung des Finanzausgleichs lehnen Länder und Gemeinden dezidiert ab.“
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