Niederösterreich

Gemeinde zahlt 350.000 Euro für Lärmschutzwand, Bürgermeister kassiert daraufhin 1 Million

Der Bürgermeister von Grafenwörth, Alfred Riedl, hat in seiner Gemeinde eine Lärmschutzwand an der S5 erhöhen lassen – für 350.000 Euro. Dabei lagen dahinter nur Felder. Doch wenig später lässt Riedl die Felder umwidmen, genehmigt ein Luxus-Wohnprojekt und kassiert dort für seine privaten Grundstücksverkäufe 1 Million Euro.

2017 wollte Alfred Riedl die Lärmschutzwand entlang der Stockerauer Schnellstaße (S5) erhöhen lassen. Die Asfinag vertrat die Meinung, dass das wegen der angrenzenden Felder nicht nötig sei. Also machte er es auf eigene Faust – und auf Kosten der Grafenwörtherinnen und Grafenwörther: 350.000 Euro ließ Riedl aus der Gemeindekassa für die Lärmschutzwand investieren. Vier Jahre später stand die Wand.

Und mit ihr auch die Grundstücksdeals, die dem Dorfkaiser österreichweite Bekanntheit bescherten und sein privates Börserl um 1 Million Euro praller machte. Aber von vorn.

Wie aus einer Lärmschutzwand privater Profit wird

Alfred Riedl besaß auf den Feldern hinter der geplanten Lärmschutzwand private Grundstücke. Dort plante er ein Luxuswohnprojekt an einem künstlich angelegten Folienteich. Weil die Grundstücke für das zukünftige Siedlungsgebiet aber nicht entsprechend umgewidmet werden hätten können, musste zuerst eine ausreichend hohe Lärmschutzwand hin. Seine Gemeinde Grafenwörth bezahlte die 4,5 Meter hohe Wand aus eigener Tasche: 350.000 Euro. Und er konnte mit privaten Grundstücksverkäufen eine Million Euro (vor Abzug der Steuer) kassieren.

Andreas Kollross, Kommunalsprecher und selbst Bürgermeister von Trumau meint zu den sich immer mehr verdichtenden Vorwürfen:

Als Bürgermeister finde ich nichts Verwerfliches daran, wenn Lärmschutzwände zur Erschließung neuer Siedlungen aufgestellt werden. Verwerflich wird es aber, wenn diese Wände auf Kosten der Gemeinde und somit der Steuerzahler aufgestellt werden, damit der Bürgermeister schönen Profit machen kann.

Rücktritt? Bürgermeister Alfred Riedl steht erneut unter heftiger Kritik

„Eine schiefe Optik“ hinsichtlich der Grundstücks-Deals hat auch schon Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner dem Dorfkaiser Riedl attestiert. Aber sie ist nicht die Einzige, die ihrem Parteifreund und Noch-Bürgermeister in der Grafenwörth-Causa mit Misstrauen begegnet. Im Gemeindebund musst er seine einflussreiche Funktion als deren Chef ruhend legen.

@neuezeit_redaktionDu willst wissen WARUM ÖSTERREICH EINE BANANENREPUBLIK IST? Schau dir das Video an und find’s heraus. Wie genau Bürgermeister Alfred Riedl sich an Grundstücks-Deals in seinem Heimatort bereichern konnte, liest du hier 👉https://neuezeit.at/grundstueck-niederoesterreich-buergermeister/♬ I Ain’t Worried (From „Top Gun Maverick“) – Sunset Anthemz

Über einen Rücktritt als Bürgermeister dachte Riedl bislang aber immer noch nicht. Die Anschuldigungen seien laut ihm „nicht nachvollziehbar“ und alle, die seine Geschäfte überprüft haben, will er nun „zu Verantwortung ziehen“. Wie er das angehen will, bleibt fraglich – denn: Recherchen im Grundbuch sind nicht illegitim, im Gegenteil: Sie sind für jeden gegen eine Gebühr möglich.

Romana Greiner

Romana recherchiert am liebsten über die großen Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft: Warum bekommt eine Mitarbeiterin 200 Mal weniger Gehalt als der Konzernchef? Wieso sind die Volksschullehrerin oder der Briefträger immer noch so schlecht entlohnt? Als Chefredakteurin leitet sie seit 2023 die NeueZeit und ihr engagiertes Team. Um vom Redaktionsalltag den Kopf frei zu bekommen, ist sie gern in der Natur sporteln oder auf Konzerten.

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