Frauen

Wenn Frauen laut sind, wird es hässlich. Aber wir bleiben laut!

Frau: In guter Gesellschaft – eine Kolumne von Anita Pitsch

Mit 61 schreibe ich über Bildung und werde zur Zielscheibe. Nicht, weil mein Beitrag falsch ist, sondern weil ich eine Frau bin. Und aus Sicht einiger Leser:innen zu alt. Was dann kommt? Hass im Netz. Belehrungen, Abwertungen, Lächerlichmachen. Willkommen im Internet.

Eigentlich wollte ich diesmal über künstliche Intelligenz schreiben. Doch manchmal lässt sich der Blick nicht von dem abwenden, was unmittelbar vor einem liegt, oder besser gesagt: unter einem Beitrag. Nach meiner letzten Kolumne, in der es um meinen Studienabschluss mit 61 Jahren ging, wurde in einigen Kommentaren schnell deutlich, wie sehr persönliche Angriffe an die Stelle sachlicher Auseinandersetzung treten. Diese Reaktionen hatten wenig mit dem Inhalt meiner Kolumne zu tun. Aber sehr viel mit dem Problem, das wir in unserer Gesellschaft haben.

Digitale Räume dienen als Ventil für Respektlosigkeit und Frauenfeindlichkeit

Facebook und andere Plattformen lassen wertschätzende Kommunikation immer mehr in den Hintergrund treten.

Unter dem Schutz der Anonymität oder des digitalen Abstands schreiben Menschen Kommentare, die sie im direkten Gespräch kaum jemand sagen würden.

In digitalen Räumen hat sich zunehmend eine neue Art des menschlichen Umgangs etabliert. Direkt, entwertend, oft respektlos. Dabei geht es weniger darum, sich auszutauschen, sondern eher darum, andere persönlich anzugreifen. Oft wird keine Rücksicht auf die Folgen für die Betroffenen genommen.

Frauenhass als grundlegendes Problem.

Auffällig ist dabei, viele dieser Kommentare richten sich besonders gegen Frauen. Vor allem gegen solche, die öffentlich ihre Meinung sagen, Stellung beziehen oder sich für etwas einsetzen. Dahinter steckt ein größeres, grundlegendes Problem:

Frauenhass oder Frauenfeindlichkeit. Gemeint ist damit die gezielte Abwertung, das Infragestellen oder das Herabsetzen von Frauen allein aufgrund ihres Geschlechts.

Frauenhass ist kein Randphänomen, sondern tief in gesellschaftlichen Denkmustern verankert auch Frauen können sie reproduzieren.

 

 

 

Frauen werden oft abgewertet, belehrt oder lächerlich gemacht, damit sie sich so verhalten, wie es ein Teil der Gesellschaft von ihnen erwartet. Hass im Netz hat ein Ziel: Sie sollen still sein und ihre Meinung für sich behalten.

Aber je besser wir das erkennen und je offener wir darüber sprechen, desto weniger Macht hat dieses Verhalten.

Frauensolidarität als wirksame Antwort

Was mich inmitten dieser Erfahrung bestärkt hat, war die Reaktion vieler Leserinnen und auch Leser, die sich gegen die abwertenden Kommentare gestellt haben. Die diese Kommentare einordneten, relativierten oder ihnen klar widersprachen.  Diese Form der Solidarität ist nicht nur wohltuend, sie ist notwendig.

 

                 

 

Frauensolidarität hat in der Geschichte vieles bewegt: das Frauenwahlrecht, Fortschritte in der Bildung, das Aufbrechen überkommener Rollenbilder.

Die Kommentare von anderen Frauen sorgen dafür, dass öffentliche Debatten nicht von negativen Stimmen bestimmt werden. So kann ich meinen Studienabschluss als das feiern, was er ist: ein persönlicher Meilenstein und großer Erfolg.

 

 

Bildung als Haltung

Ich habe mich für ein spätes Studium entschieden, weil ich gesellschaftliche Strukturen und auch den Ursprung solcher Kommentare begreifen möchte. Mich interessiert, was solche Kommentare über unsere Gesellschaft aussagen und wie man darauf reagieren kann. Außerdem bin ich überzeugt, dass diese Fragen nicht nur mich betreffen. Sie gehen uns alle an: unabhängig von Alter, Geschlecht oder Lebensweg.

 

Was ich aus dieser Erfahrung mitnehme: Ich werde weiterschreiben, weil ich überzeugt bin, dass viele bereit sind, sich gemeinsam für eine respektvolle, gerechte und solidarische Gesellschaft einzusetzen.


Heute, mit 60+ und einem abgeschlossenen Masterstudium bin ich Podcasterin, Journalistin und schreibe nun diese Kolumne. Mein Anliegen ist es, mich für eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft einzusetzen und über Themen zu schreiben, die uns betreffen und bewegen, unabhängig vom Alter.

Anita Pitsch

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