Österreich

„Heerliche Weihnachten“: Tanner verprasst 45.000€ für 60-minütige Online-Weihnachtsparty des Heeres

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) wollte den Auslandssoldaten „heerliche Weihnachten“ bescheren. Ihr Ministerium schmiss im Dezember 2020 eine digitale Weihnachtsparty für die Truppen im Ausland. Kostenpunkt: 45.000 Euro an Steuergeld für einen 60-minütigen Livestream des Bundesheeres.

Die Regierung und das Internet – das ist eine spezielle Sache. Nach dem peinlichen Ende des digitalen „Kaufhaus Österreich“ und der überteuerten „Österreich testet“ Webseite wird jetzt der nächste Aufreger bekannt. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) schmiss eine Online-Weihnachtsparty für Soldaten. Kostenpunkt für die digitale Feier: 45.000 Euro.

Online-Weihnachtsparty statt Truppen-Besuche lässt Kosten explodieren

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) feiert um 45.000€ „heerliche Weihnachten“. // Bild: BKA/Dragan Tatic

Rund um die Weihnachts-Feiertage besucht die Verteidigungsministerin traditionell die österreichischen Soldatinnen und Soldaten, die im Ausland stationiert sind. Wegen Corona fielen die Truppenbesuche diesmal flach. Stattdessen lud Ministerin Klaudia Tanner die rund 1.000 Auslandssoldaten zu einer digitalen Weihnachtsparty.

Trotz der Umstellung auf die Online-Feierlichkeit explodierten die Kosten im Vergleich zu den Vorjahren. 2018 kosteten die weihnachtlichen Truppenbesuche 8.500 Euro, 2019 wurden 5.700 Euro für die Auslandsreise ausgegeben. Die digitale Weihnachtsparty am 22. Dezember 2020 schlug mit satten 45.000 Euro zu Buche. Das geht aus einer Parlamentarischen Anfrage der NEOS an Ministerin Tanner hervor, über die Der Standard berichtet.

„Heerliche Weihnachten“ dauerten nur 60 Minuten

Dabei dauerte die weihnachtliche Sause nur 60 Minuten. Das Verteidigungsministerium übertrug einen einstündigen Livestream aus der Rossauer Kaserne, die Auslandssoldaten konnten übers Internet zusehen. Moderiert wurde die Veranstaltung unter dem Titel „Heerliche Weihnachten“ von Schauspielerin Kristina Sprenger. Die Opernstars Daniela Fally und Andreas Schager sorgten für die musikalische Begleitung. Grußworte gabs unter anderem von Ministerin Tanner und Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Die „Dienstleistungen wie Projektmanagement, Bühne, diverses Dekorationsmaterial, Licht- und Bildtechnik, Künstler und Ausstrahlung“ kosteten laut Anfrage-Beantwortung 44.720 Euro an Steuergeld.

1,26 Mio. für „Kaufhaus Österreich“, 6.000€ täglich für „Österreich testet“

Der 45.000 Euro teure, einstündige Livestream ist das nicht das erste Online-Projekt der Bundesregierung, das für Verwunderung sorgt. Das „Kaufhaus Österreich“ von Wirtschaftsministerin Margarethe Schramböck (ÖVP) kostete die Steuerzahler 1,26 Millionen Euro. Nach nur 70 Tagen sperrte das digitale Kaufhaus wieder zu. Ministerin Schramböck ist darauf gekommen, dass ihr Ministerium gar keinen kommerziellen Marktplatz im Internet betreiben darf.

Auch im Gesundheitsministerium von Rudolf Anschober (Grüne) steckt man branchen-unüblich hohe Summen in eine Webseite. Die Anmelde-Plattform für Corona-Schnelltests „Österreich testet“ kostet täglich 6.000 Euro an Steuergeld. Dazu kommt eine halbe Million Euro für die einmalige Errichtung der Homepage.

Philipp Stadler

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