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Bei einem Herzinfarkt bleiben nur rund 90 Minuten, um verstopfte Gefäße zu öffnen. Trotz über 12.800 gesammelter Unterschriften wird Braunau (Oberösterreich) auch in Zukunft keinen Herzkatheter erhalten, um eine entsprechende Versorgung zu gewährleisten. Stattdessen setzt die schwarz-blaue Landesregierung auf den Ausbau bestehender Zentren in Linz und Wels – eine Entscheidung, die massive Kritik aus der Region auslöst.
Im gesamten Innviertel gibt es keinen Herzkatheter. Oberösterreich verfügt derzeit über fünf Geräte. Nun plant die Landesregierung zwar drei weitere anzuschaffen – allerdings nicht im Krankenhaus Braunau, sondern für jene Kliniken, die schon heute Herzkatheter betreiben. Die neuen Anlagen sollen bis Anfang der 2030er-Jahre in Betrieb genommen werden.
Am 2. Juli 2025 überreichte die “Herzgruppe Braunau” 12.854 Unterschriften an Gesundheitsreferentin Christine Haberlander (ÖVP). Ihre Forderung: endlich eine eigene Herzkatheter-Anlage in Braunau. Bereits zwischen 2008 und 2011 existierte eine Zusammenarbeit mit dem bayerischen Simbach. Eine gemeinsame Anlage, die auch von Oberösterreich genutzt wurde. Doch mit der Spitalsreform 2011 unter dem ehemaligen Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) zog sich das Land aus der Finanzierung zurück. Damit verlor das Innviertel die Chance auf wohnortnahe Akutversorgung.
Der Ausbau der Herzversorgung leitet sich aus dem „Regionalen Strukturplan Gesundheit Oberösterreich 2025“ ab, der auf einem Beschluss der Landes-Zielsteuerungskommission vom Mai 2022 basiert. Haberlander gab die Entscheidung bekannt, dabei in das Kepler Uniklinikum Linz, das Ordensklinikum Elisabethinen Linz und das Klinikum Wels zu investieren. Somit bleiben Herzkatheter in den Ballungsräumen.
Die Begründung: Die Stärkung etablierter Zentren sei medizinisch sinnvoller und effizienter, da große spezialisierte Einheiten nicht nur mehr Erfahrung, sondern auch personelle und technische Reserven bieten. Zudem sei es kostengünstiger, bestehende Kliniken zu erweitern, als weitere Standorte aufzubauen. Bei einem neuen Standort wie Braunau wäre zunächst lediglich ein Vormittagsbetrieb realistisch, bis ausreichend Spezialist:innen und eingeschulte Pflegekräfte vorhanden sind.
Die Forderung der “Herzgruppe Braunau” nach einem Herzkatheter für Braunau wird von der SPÖ-Landtagsabgeordneten Gabriele Knauseder und dem SPÖ-Gesundheitssprecher Peter Binder unterstützt. Sie betonen, dass die Konzentration auf Krankenhäuser im Zentralraum falsch sei. Denn diese Häuser hätten mitunter die längsten Wartezeiten.
Die “Herzgruppe Braunau” argumentiert gerade mit dem Faktor Zeit für eine flächendeckende Gesundheitsversorgung: Bei einem Herzinfarkt bleiben nur rund 90 Minuten, um verstopfte Gefäße zu öffnen – in Braunau dauert der Weg zur Behandlung im Akutfall jedoch im Schnitt 249 Minuten. Denn nicht nur die Anfahrt sei zu berücksichtigen: Zunächst müsse geklärt werden, wo der nächste Herzkatheter frei ist, und ein Hubschrauber organisiert werden. Dadurch sind Patient:innen aus dem Innviertel im Vergleich zu jenen aus den Ballungsräumen rund um Linz und Wels im Nachteil.
Doch nicht nur im Akutfall birgt eine stark zentralisierte Herzversorgung Risiken. Ein Herzkatheter kann auch entscheidend zur Vorsorge beitragen, etwa wenn verengte Gefäße früh erkannt und behandelt werden, bevor ein Infarkt droht. Ganz nach dem Grundsatz: Vorsorge statt Nachsorge! Doch wie sieht diese Vorsorge in ländlichen Gebieten in der Praxis aus? Ältere Patient:innen, denen wohnortnahe Diagnostik fehlt, sind auf Angehörige angewiesen. Wer keine Unterstützung bei der Anreise bekommt, kann das präventive Gesundheitsangebot in Ballungsräumen nicht in Anspruch nehmen.
Am 17. Juli 2025 brachte die SPÖ daher eine Landtagsanfrage mit elf Fragen ein. Unter anderem werden Informationen zu Einsatzzeiten, Personalausstattung und Wartelisten in der bestehenden Herzkatheter-Versorgung verlangt.
Knauseder stellt klar: „Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist ein grundlegendes Menschenrecht. Eine hochwertige Gesundheitsversorgung darf nicht vom Wohnort abhängen, sondern muss in allen Regionen gesichert sein.”
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