Irland forstet seine Moore und Sümpfe auf und will so unser Klima retten. Obwohl Sumpflandschaften nur drei Prozent der Erde bedecken, speichern sie 25 Prozent des weltweiten CO2. Das Treibhausgas trägt maßgeblich zur Erderhitzung bei, doch damit soll jetzt Schluss sein. Bisher sind auf der „grünen Insel“ rund 8100 Hektar mit Wasser geflutet. Das „Wässern“ soll optimale Bedingungen für neues Torf-Land schaffen. Expert:innen gehen davon aus, dass das „Renaturierungs“-Projekt enorme Mengen an klimaschädlichen Treibhausgasen einspeichern wird.
Moore, im englischen auch „Peatlands“ genannt, gelten als das Ökosystem mit dem größten Speicherpotenzial für CO2. Wenn eine Pflanze abstirbt, wird das in ihr gespeicherte CO2 bei der Verwesung ins Wasser beziehungsweise in den Sumpfboden abgegeben und nicht in die Luft. Moore und Sumpflandschaften sind deswegen wahre Klimaschützer!
Irland war bis zur Industrialisierung zu fast einem Fünftel mit Mooren bedeckt. Von den 1850ern bis heute haben die Menschen den Großteil der irischen Natur – also neben Sumpflandschaften auch unzählige Wälder – zerstört. Die teilstaatliche Firma „Bord na Móna“ will die Natur wieder beleben und Irland zur grünen Lunge von Europa machen. 33.000 Hektar Schwemmland füllen sie deswegen in den nächsten Jahren mit Wasser auf. Auch heimische Pflanzen- und Tierarten, die über die Jahre vertrieben oder ausgerottet wurden, will man wieder ansiedeln. Derzeit sind knapp ein Viertel, nämlich 8125 Hektar, „aufgeforstet“.
Der Grund für den schlechten Zustand der irischen Moore ist geschichtlich bedingt. Die Tradition des „peat cutting“, zu Deutsch, „Torf schneiden“ wird seit Generationen erhalten und fortgeführt. Der Torf ist, wenn er getrocknet ist, ein guter Brennstoff. Für die Wirtschaft, besonders während der Industrialisierung, war der Torf sehr begehrt da er überall auf der Insel zu finden und deshalb auch sehr billig war. Auch die Häuser hat man in Irland mit Torf beheizt.
Ein weiterer Grund für die großflächige Trockenlegung der irischen Moore ist die Landwirtschaft. Während der industriellen Revolution baute Irland nämlich nicht nur Eisenbahnstrecken oder Städte, sondern auch die Landwirtschaft im großen Stil aus. Zum Anbau von Lebensmitteln wurden große Flächen der Lebensgrundlage „Sumpflandschaft“ zerstört.
Schon zu Beginn der Industrialisierung war die Sumpfzerstörung stark im Gange: Ende des 19. Jahrhunderts war Irland stärker industrialisiert als ganz Österreich-Ungarn oder Spanien, zwei flächen- und auch einwohnermäßig, deutlich größere Länder. Die teilstaatliche irische Firma „Bord na Móna“ will der Umweltzerstörung nun den Kampf ansagen und Irland wieder zur grünen Insel machen, die sie einst war.
Renaturierungs-Projekte wie das in Irland, haben auch Potenzial ein Vorbild für Österreich zu sein. Der niedrige Wasserstand im Neusiedlersee beispielsweise zeigt, wie die Umweltzerstörung und Erderhitzung auch hierzulande ihre Spuren hinterlassen. Niedrige Wasserpegel der vergangenen Jahre durch die gesunkene Regenmenge haben das ohnehin schon bedrohte Ökosystem weiter geschwächt. Ein Verlust dieses Lebensraums wäre eine Katastrophe für die Artenvielfalt in Österreich, aber auch europaweit.
Der Neusiedlersee beherbergt nämlich über 300 Vogelarten, 80 Prozent der österreichischen Vögel nennen den Nationalpark ihre Heimat. 40 Prozent der europäischen Vogelarten kommen regelmäßig auf Durchzug oder zum Nisten an den Steppensee. Wenn er austrocknet, wäre das für Tier und Umwelt fatal.
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