Bildcredits: Blick auf die Regierungsbank. Von links: Staatssekretärin Franziska Fast (S), Staatssekretärin Johanna Dohnal (S), Gesundheitsminister Herbert Salcher, © VGA Aufnahmedatum: 06.11.1979
Wenn heute in Österreich über Gleichstellung und Frauenrechte gesprochen wird, dann ist ihr Name nicht weit: Johanna Dohnal hat feministische Forderungen in die Mitte der Politik getragen und unter anderem den Mutterschutz für Bäuerinnen durchgesetzt. Die erste Frauenministerin der Republik war laut, beharrlich, unbequem – und genau deshalb so wirkungsvoll. Ein Portrait.
Was heute selbstverständlich erscheint, war vor rund 5 Jahrzehnten noch kaum denkbar und musste entgegen großen gesellschaftlichen wie auch politischen Widerständen erkämpft werden.
Geboren am 14. Februar 1939 in Wien als Johanna Dietz, wuchs Johanna Dohnal unter bescheidenen Verhältnissen auf. Ihre Mutter war Fabrikarbeiterin, ihre Kindheit verbrachte sie bei ihrer Großmutter im Wiener Gemeindebezirk Penzing, doch ihr Vormund war das Jugendamt: Alleinerziehenden Müttern war die Vertretung ihrer Kinder damals nicht erlaubt. Nach einer Lehre als „Industriekaufmann“ arbeitete sie als kaufmännische Angestellte. Dohnal war eine der wenigen Politikerinnen, die nicht aus dem Bildungsbürgertum stammte, sondern aus den Reihen der arbeitenden Frauen – genau deren Stimme wurde sie später.
1956 trat sie im Alter von 17 Jahren in die SPÖ ein, engagierte sich bei den Kinderfreunden und in der Bezirksorganisation. Die politische Bühne betrat sie über die Stationen Bezirksrätin, Wiener Landesfrauensekretärin und Gemeinderätin. Mit der SPÖ-Alleinregierung unter Bruno Kreisky ergaben sich neue Handlungsspielräume und 1979 wurde erstmals ein Staatssekretariat für Frauenfragen geschaffen, dessen erste Amtsinhaberin Johanna Dohnal wurde. Damit wurde Frauenpolitik zum eigenständigen Bereich, losgelöst von der Familienpolitik.
Dohnal machte aus dem oft belächelten „Frauenressort“ ein echtes Machtinstrument. Sie setzte Themen wie Gewalt gegen Frauen, Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familienarbeit sowie die Sichtbarkeit von Frauen in der Sprache auf die politische Agenda. 1988 konnte sie sich dank einer eigenen Initiative offiziell Staatssekretärin nennen.
1991 wurde sie nach einer lautstarken Kampagne der SPÖ-Frauen im Nationalratswahlkampf schließlich zur ersten Frauenministerin Österreichs.
Ihre politische Karriere war geprägt von Widerständen, die auch aus den eigenen Reihen kamen. Dohnal benannte die Dinge beim Namen und blieb stets beharrlich.
„Nur eine Frauenorganisation, die lästig ist, hat eine Existenzberechtigung“, sagte sie 1993
Johanna Dohnal setzte sich für die Umsetzung der Fristenregelung in Wiener Spitälern ein, unterstützte die autonome Frauenbewegung in der Gründung von Frauenhäusern, enttabuisierte Gewalt gegen Frauen und kämpfte für selbstbestimmte Lebensentwürfe. Unter ihrer Federführung wurden geschlechtsneutrale Stellenausschreibungen eingeführt, gleiche Lehrpläne für Mädchen und Buben durchgesetzt, das Konzept der Elternkarenz entwickelt.
Aber nicht alles konnte sie durchsetzen: Die von ihr angestrebte Arbeitszeitverkürzung – etwa in Form eines Sechs-Stunden-Tages – blieb unerfüllt. Für Dohnal war sie ein zentrales Instrument, um unbezahlte Haus- und Sorgearbeit fairer zu verteilen.
Nach ihrem Ausscheiden aus der Regierung 1995 blieb sie politisch engagiert. Sie hielt Vorträge, initiierte ein Frauenvolksbegehren und mischte sich ein. 2008 hat die Stadt Wien sie mit dem Wiener Frauenpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Privat lebte sie mit ihrer langjährigen Partnerin Annemarie Aufreiter – wenige Wochen vor ihrem Tod am 20. Februar 2010 konnten die beiden eine eingetragene Partnerschaft eingehen, was rechtlich erst seit Anfang desselben Jahres möglich ist.
Der feministische Kampf, den sie mit Leidenschaft führte, ist nicht beendet. Vieles hat sie gemeinsam mit Mitstreiterinnen erreicht – doch strukturelle Ungleichheit, Gewalt gegen Frauen und ökonomische Abhängigkeit bestehen fort. Dohnal wusste das. Ihr Name steht für den Mut, nicht still zu sein, wenn es unbequem wird. Und für die Gewissheit, dass echter Fortschritt nur dann kommt, wenn man ihn laut fordert.
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