Carla Hinrichs, Sprecherin des Klimaschutz-Bündnisses "Letzte Generation". // Bild: Wikipedia/Stefan Müller (CC BY 2.0, Link: https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.de)
Die Weltbevölkerung steuert auf bis zu vier Grad globale Erwärmung zu. Ändern wir nichts, werden bald Kontinente brennen, Großstädte vom Wasser verschlungen und das Leben von Milliarden gefährdet sein. Das ist keine Schwarzmalerei, sondern die faktische Folge unserer Lebensweise. Aber statt die Systemfrage zu stellen, streiten wir darüber, ob Jugendliche Kunstwerke mit Kartoffelbrei bewerfen dürfen. Kann das wirklich unser Ernst sein?
Tempo – Kolumne von Mati Randow
Mati Randow war Schulsprecher und studiert Politikwissenschaft an der Uni Wien
Ja, man kann die Aktionen der „Letzten Generation“ (ein Bündnis von Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten, die zu Methoden des zivilen Ungehorsams greifen) befremdlich finden. Man kann Straßenblockaden für aus der Zeit gefallen halten und meinen, Gemälde zu beschmutzen sei ungesittet. Dass die Suppen- und Breiwürfe nicht die perfekte Maßnahme sind – nona. Aber ganz ehrlich: Darum geht es einfach nicht.
Wie konnte es so weit kommen, dass Schüler:innen streiken müssen, um Aufmerksamkeit für ihre Anliegen zu bekommen? Wie konnte man junge Menschen so verzweifelt werden lassen, dass sie sich an Dinosaurier-Skelette kleben, weil sie in Parteien nichts erreichen konnten? Und vor allem: Was muss die Gesellschaft tun, um der nächsten Generation wieder Hoffnung zu geben? Wie sichern wir eine sozial- und klimagerechte Zukunft? Darum geht es.
Bei diesen Fragen merkt man schnell, dass uns anhaltende Befremdung nicht weiterhilft. Dass man vielleicht selbst zu den aus der Zeit Gefallenen gehört, wenn man glaubt, „die Menschheit wird auch diese Herausforderung bewältigen“. Dass die wahre Unsitte die der verrohten Kultur ist, mit der jungen Menschen und ihren (wissenschaftlich fundierten) Ängsten begegnet wird. Viele werden merken, dass wir so keinen Kipppunkt in der globalen Erwärmung aufhalten und kein einziges Opfer der drohenden Klimakatastrophe verhindern werden.
Politik und Gesellschaft müssen sich eingestehen, dass sie die Situation vor unseren Augen außer Kontrolle geraten haben lassen. So ist das erst vor sieben Jahren beschlossene 1,5-Grad-Ziel schon heute eigentlich nicht mehr erreichbar. Niemand kann behaupten, wir hätten es überhaupt jemals aufrichtig versucht
Stattdessen versucht die Politik bis heute, ihre Verantwortung abzuschieben, die Krise zu individualisieren und die Gesellschaft gegen sich selbst auszuspielen. Beflügelt wird sie von Medien, die die Millionen von der Erdölindustrie getöteten Menschen als Normalität hinnehmen, aber bei Straßenblockaden „Klima-Terrorismus“ schreien. Von Medien, die Debatten weiter so führen, dass sie möglichst kontrovers in TV-Talkshows diskutiert werden können. All das muss aufhören.
Denn so werden wir keine Krise lösen, die Klimakrise schon gar nicht. Wir müssen endlich Ernsthaftigkeit einfordern. Also: Wann fangen wir damit an?
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