Wirtschaft

Flugbranche: Ohne Kersoinsteuer entgehen Österreich 360 Millionen Euro jährlich

Der Flugverkehr boomt wieder! Deshalb ist auch der Kerosinverbrauch 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent gestiegen. Geschäftsreisende und Reiche fliegen besonders viel – obwohl es zahlreiche nachhaltigere Alternativen gäbe. Die schwarz-grüne Regierung unterstützt das: Denn Kerosin ist der einzige Treibstoff, auf den sie keine Steuern kassiert. Österreich entgehen dadurch 360 Millionen Euro im Jahr.

2022 stieg der Kerosinverbrauch um über 50 Prozent – das belegt eine Erhebung des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ). Gerade Geschäftsreisende sind für den massiven Anstieg an Flugverkehr verantwortlich, obwohl Alternativen wie Bahnreisen oder Videokonferenzen zur Verfügung stehen. Ein Umdenken zu den klimafreundlichen Alternativen hat noch immer nicht stattgefunden. Grund ist wohl auch das Steuerprivileg auf Kerosin. Durch die fehlende Mehrwertsteuer auf Kerosin sind der Staatskasse alleine im letzten Jahr 360 Millionen Euro entgangen.

Klima zerstören, aber keine Steuern zahlen

Gerade wer viel fliegt, profitiert von den Steuerprivilegien auf Kerosin. Flugkonzerne müssen auf Kerosin keine Mineralölsteuer zahlen. Sie können den Kund:innen dadurch günstige Ticketpreise anbieten. Nur 16 Prozent der Österreicher*innen fliegen mehrmals im Jahr. 34 Prozent geben an, nie zu fliegen. Wer also nur einmal im Jahr mit der Familie in den Urlaub fliegt, profitiert nur wenig von der fehlenden Kerosinsteuer. Vielflieger hingegen freuen sich.

Das Steuerprivileg auf Kerosin ist Schnee von gestern.
Das Steuerprivileg auf Kerosin hat seinen Ursprung in einem internationalen Abkommen aus dem Jahr 1944, um so dem relativ neuen Verkehrsmittel Flugzeug Vorschub zu leisten. In Zeiten der Klimakrise werden derartige Regeln immer mehr in Frage gestellt – schließlich zahlt etwa auch die Bahn Abgaben auf den Strom, welchen sie verbraucht. Und das, obwohl die Bahn wesentlich klimafreundlicher unterwegs ist, als ein Düsenjet.

Ungerecht: Während ÖBB 1 Milliarde Euro Steuern pro Jahr zahlen muss, sind Flugkonzerne ausgenommen

Jene, die viel fliegen – etwa Geschäftsreisende oder Superreiche – sowie Flugkonzerne freuen sich über die Kerosin-Privilegien. Die ÖBB allerdings muss tief in die Taschen greifen.  Die ÖBB hat ein jährliches Steuer- und Abgabenaufkommen von über einer Milliarde Euro. Absurd dabei: Alleine letztes Jahr hat Österreich 360 Millionen Euro durch fehlende Besteuerung an Luftfahrtkonzerne verschenkt.

Wer klimafreundlicher und mit dem Zug unterwegs ist, zahlt wegen der fehlenden Kerosinsteuer also drauf. Wer durch die Weltgeschichte fliegt, kann eine „freiwillige Kompensationsationsleistung“ für das ausgestoßene CO2 leisten. Die Kosten für die Folgen der Klimakrise muss jedoch die Allgemeinheit tragen. 

Verkehrsklub fordert: Kostenwahrheit durch Kerosinsteuer in Österreich schaffen!

Der VCÖ fordert deswegen die Einführung einer EU-Kerosinsteuer. So will man endlich “Kostenwahrheit” schaffen und den umweltschädlichen Flugverkehr nicht noch weiter begünstigen. Die Bundesregierung beispielsweise könnte jetzt schon etwas tun und etwa Kerosin auf Inlandsflügen besteuern. Staaten wie die USA, Japan oder Brasilien machen es vor.

Dadurch würden auch Geschäftsreisen statt mit dem Flugzeug mit dem Zug priorisiert werden. Die Strecke Wien – Graz umfasst 150 Kilometer, von Wien nach Salzburg sind es rund 260 Kilometern. Dank guter Verbindungen und schneller Züge ist es hier eigentlich nicht mehr nötig durch die Lüfte zu düsen und das Klima zu zerstören. Aber auch ein Umstieg auf Videokonferenzen ist möglich und langfristig besser für Mensch und Umwelt als ein vermeidbarer Kurzstreckenflug.

Das aus der Kerosinsteuer eingenommene Geld könnte dann wiederum in den Ausbau des gesamten europäischen Bahnnetzes fließen. Und auch die Folgen der Klimakrise, welche unter anderem durch den hohen Luftverkehr verursacht werden, kosten der Allgemeinheit noch nicht absehbare Summen. Angesichts der wieder steigenden Fluggastzahlen wäre das bitter nötig. Nur so kann Mobilität langfristig in Einklang mit der Umwelt gebracht werden soll. 

NeueZeit Redaktion

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