Kommentar der Redaktion

Kinderbetreuung in NÖ: Warum Eltern oft keine echte Wahl haben

In Niederösterreich ist ab 13 Uhr Schluss mit der kostenlosen Kinderbetreuung. Wer sein Kind länger im Kindergarten lassen möchte, muss zahlen. Das ist nicht die versprochene Wahlfreiheit – in Wirklichkeit schränkt es sie ein.

Teilzeit ist kein Problem, solange sie eine bewusste Entscheidung ist. Viele Eltern wünschen sich mehr Zeit mit ihren Kindern – kein Luxus, sondern eine persönliche Lebensentscheidung. Aber sie darf keine erzwungene sein, nur weil Betreuungsplätze fehlen oder Nachmittagsbetreuung zu teuer ist. Von 2023 auf 2024 ist der Bedarf an Kinderkrippen in Niederösterreich stark angestiegen – um 20,5 Prozent. Der Ausbau hinkt gerade in ländlichen Regionen noch ordentlich nach. NeueZeit.at hat berichtet.

Umso fragwürdiger ist es, wenn die Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) von „Lifestyle-Teilzeit“ spricht. Viele Mütter und Väter arbeiten Teilzeit, auch weil das System beiden Elternteilen Vollzeit kaum ermöglicht. Wer keine ganztägige Betreuung findet oder sich die Nachmittagsbetreuung nicht leisten kann, hat schlicht keine echte Wahl.

So entsteht genau jene Teilzeit, die später kritisiert wird. Wer sparen will oder muss, holt das Kind um 13 Uhr ab. Wer Vollzeit arbeiten möchte oder muss, zahlt drauf. Vormittags wird Teilzeit gefördert, nachmittags wird sie moralisch beurteilt – das passt nicht zusammen.

Echte Wahlfreiheit bedeutet: Jede Familie kann selbst entscheiden, was zu ihr passt. Wer Vollzeit arbeitet, braucht ganztägige, kostenlose und verlässliche Kinderbetreuung. Wer sich für Teilzeit entscheidet, verdient Respekt statt Belehrung. Nur faire Rahmenbedingungen schaffen Gleichstellung – nicht moralische Urteile.

NeueZeit Redaktion

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