Oberösterreich

Umfrage: Nur 2 von 10 Kindergarten-Pädagoginnen in OÖ haben genug Zeit für die Kinder

„Bildung ist unter diesen Bedingungen nicht mehr möglich“. Oberösterreichs Pädagoginnen und -Pädagogen schlagen Alarm. Nur mehr zwei von zehn Beschäftigten in Kindergärten, Horten und Co. haben genug Zeit für die Kinder, weil die Gruppengrößen seit zehn Jahren laufend steigen. Die SPÖ fordert jetzt kleinere Gruppen und eine parteiunabhängige Oberösterreich-Koordinatorin für die Kinderbetreuung, weil es eine „unabhängige Kontrolle der ÖVP-Verantwortungsträger“ im Land brauche.

Die Lage in den oberösterreichischen Kindergärten und Krabbelstuben ist dramatisch. So lässt sich die neue 94-seitige Studie der Arbeiterkammer (AK) zusammenfassen. Die AK hat 1.430 Beschäftigte in Kinderbetreuungseinrichtungen befragt. 84% von ihnen halten die Gruppengrößen für zu groß. „Oft bin ich mit 23 Kindern alleine in der Gruppe“, wird eine Beschäftigte zitiert.

Nicht einmal zwei von zehn Beschäftigten haben laut AK-Studie genug Zeit, um mit den Kindern Bildungsaufgaben umzusetzen. Auch Hortpädagoge Markus Niederhauser schlägt Alarm: „Wir reden in Oberösterreich nur noch von Kinderbetreuung, Bildung ist unter diesen Bedingungen nicht mehr möglich“.

Kindergarten-Gruppen in OÖ werden seit 10 Jahren größer

Tatsächlich steigt die Gruppengröße in Oberösterreichs Kindergärten seit zehn Jahren ständig an. Im Kindergartenjahr 2011/12 besuchten durchschnittlich noch 16,27 Kinder eine Gruppe. Im letzten Jahr waren es schon fast 18 Kinder. Der Betreuungsbedarf steigt, aber das Land kommt mit dem Ausbau der Einrichtungen und dem Aufstocken des Personals nicht nach.

Die Größe der Kindergarten-Gruppen steigt in OÖ seit 10 Jahren an. // Daten: Statistik Austria

Jede 2. Kindergarten-Pädagogin hat es schwer, die Aufsichtspflicht einzuhalten

Fast die Hälfte der Befragten sagt in der AK-Umfrage sogar, dass es mittlerweile schwierig ist, die Aufsichtspflicht über die Kinder einzuhalten. Mehr als ein Drittel der Beschäftigten fühlt sich emotional erschöpft und in etwa genauso viele können es sich nicht vorstellen, ihren Beruf bis zur Pension auszuüben. Weil sich die Personalsituation durch Corona-Ausfälle noch einmal verschärft hat, berichtet Silvana Miljkovic, Leiterin eines Linzer Kindergartens: „Wenn die Politik nicht sofort handelt, können wir nur noch einen Notbetrieb aufrechterhalten.“

Die Landes-ÖVP versucht indes zu beruhigen. Der türkise Klubobmann Christian Dörfel kritisiert die AK-Studie als „gebetsmühlenartiges Krankreden der wertvollen Arbeit in der Elementarpädagogik“, das nicht zur „Attraktivierung des Berufsbildes“ beitrage.

Von der SPÖ kommt ein anderer Vorschlag zur „Attraktivierung“ des Berufes in Kindergärten, Horten und Co. Die Sozialdemokraten wollen die Gruppengrößen verkleinern. „Die Pädagoginnen und Helfer wollen aktiv mit den Kindern arbeiten, sie fördern und nicht die ganze Zeit mit dem Bewältigen der Grundbedürfnisse gebunden sein. Durch kleinere Gruppen entscheiden sich mehr Absolventinnen und Absolventen für den Beruf in den Kinderbildungseinrichtungen“, sagt SPÖ-Klubobmann Michael Lindner. Von einem besseren Betreuungsverhältnis würden gleichzeitig auch die Kinder profitieren, so Lindner.

SPÖ will parteiunabhängige Koordination für Kinderbetreuung in OÖ

Die SPÖ geht sogar noch einen Schritt weiter: Sie fordert eine parteiunabhängige Koordinatorin oder Koordinator für die Kinderbetreuung in Oberösterreich. „Um tatsächlich vorwärts zu kommen, braucht es eine unabhängige Kontrolle der ÖVP-Verantwortungsträger“, sagt Klubchef Lindner.

Erst vor kurzem geriet die ÖVP-FPÖ-Landesregierung in Sachen Kinderbetreuung in Kritik. Laut dem bundesweiten „Familienreport 2021“ hat in Oberösterreich nur jedes fünfte Kleinkind (20,2%) unter drei Jahren einen Platz in einer Krabbelstube oder bei Tageseltern – der schlechteste Wert in ganz Österreich. In anderen Bundesländern wie Wien (44,5%) oder dem Burgenland (35%) ist die Betreuungsquote der Kleinsten deutlich höher.

Die SPÖ Oberösterreich fordert einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem 1. Lebensjahr. In anderen Worten: Alle Familien, die das möchten, sollen für ihre Kinder einen Krabbelstuben-Platz garantiert bekommen.

Auf einen solchen Rechtsanspruch hatte sich die ehemalige rot-schwarze Bundesregierung 2016 eigentlich schon geeinigt. Dann kam bekanntlich Sebastian Kurz ins Spiel und brachte das Projekt hinter den Kulissen zu Fall, weil er seinem damaligen ÖVP-Parteichef Reinhold Mitterlehner keinen Erfolg gönnen wollte.

NeueZeit Redaktion

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