Mit “Abdala”, “Soberana 02” und “Soberana Plus” hat Kuba drei hochwirksame Protein-Impfstoffe gegen Covid-19 entwickelt. Nach der dritten Impfung schützen diese zu 90 % vor schweren symptomatischen Verläufen. Im Gegensatz zu mRNA- und Vektorimpfstoffen ist die Produktion und Lagerung von Protein-Impfstoffen günstiger und einfacher. Kuba will mit seinen Impfstoffen keinen riesigen Profit einfahren, sondern das Wissen um die Entwicklung und Produktion teilen. Damit könnten auch einkommensschwache Länder an dringend benötigte Impfdosen kommen.
Abdala, Soberana 02 und Soberana Plus: Kubas Impfstoffe könnten sich als neue Hoffnung für einkommensschwache Länder entpuppen. Als Protein-Vakzine sind sie günstiger in der Produktion und einfacher in der Lagerung. Denn im Gegensatz zu Vektor- oder mRNA Impfungen, wie BioNTech/Pfizer und Moderna, benötigen sie keine aufwendige Kühlung. Sie können in einem handelsüblichen Kühlschrank gelagert werden.
Nach eigenen Angaben erreichen alle drei Impfstoffe eine Wirksamkeit von über 90 %, wenn sie in drei Dosen verabreicht werden. Soberana 02 und Soberana Plus werden im Normalfall gemeinsam eingesetzt. Zuerst werden zwei Dosen Soberana 02 verabreicht und dann Soberana Plus als Booster.
Die Ergebnisse der Phase-III-Studien in Kuba zeigen eine Wirksamkeit gegen symptomatische Erkrankungen von 71,0 % gegen die Beta- und Delta-Stämme, während eine dritte Dosis Soberana Plus die Wirksamkeit auf 92,4 % erhöht. Die Wirksamkeit gegen schwere Erkrankungen und Todesfälle liegt bei 100 % für das Drei-Dosis-Schema. Noch fehlt es an weiteren Überprüfungen durch internationale Studien.
Eine andere Studie zum kubanischen Impfstoff kommt zu einem ähnlich guten Ergebnis. In Zusammenarbeit mit dem Iran und dem iranischen Pasteur-Institut wurden in einer Phase-III-Studie knapp 150.000 Freiwillige mit Soberana 02 geimpft. Die Endergebnisse zeigen eine Wirksamkeit von 67 % gegen symptomatische Erkrankungen, 96,5 % gegen schwere Erkrankungen und Krankenhausaufenthalte bei einem Drei-Dosis-Schema.
Klinische Studien zur Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit des Soberana-Plus-Impfstoffs werden auch in der italienischen Stadt Turin durchgeführt. Kubanische Ärzte-Brigaden halfen am Höhepunkt der Pandemie im Jahr 2020 in der Region Piemont. Die dabei aufgebauten Beziehungen führten nun zu einer Kooperation mit Spitälern in Turin.
Vincent Verez ist Leiter des Finaly Vaccine Institute, welches für die Entwicklung von Soberana 02 und Soberana Plus verantwortlich ist. In einem Interview mit Reuters kündigte er an, dass Anfang 2022 alle benötigten Daten und Dokumente für die Prüfung an die WHO übermittelt werden sollen. Die Zulassung durch die WHO wäre ein neuer Hoffnungsschimmer für einkommensschwache Länder, denn Kuba ist gewillt, das Wissen um die Entwicklung und Herstellung der Vakzine zu teilen.
Die Zentralamerikanische Bank für Wirtschaftsintegration unterstützt Kuba nun mit einem Darlehen von 46,7 Millionen Euro. Hiermit sollen die Aufrüstung der Produktionsstätten, sowie 200 Millionen zusätzliche Impfdosen für das In- und Ausland finanziert werden. Das Darlehen soll vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen überwacht werden.
Gerade einkommensschwache Länder haben es schwer, an die teuren Impfstoffe zu kommen. Das liegt zum einen daran, dass die reichen Industrienationen Impfstoffe für eine dritte oder vierte Booster-Impfung horten und zum anderen daran, dass sich vor allem europäische Länder und deren internationale Pharmakonzerne gegen eine Patentfreigabe stemmen.
Durch die rasche Ausbreitung der Omikron-Variante sieht sich die EU nun jedoch gezwungen, ihre Position zu überdenken. Sie erwägt eine Aussetzung der Patentrechte auch ohne die Zustimmung der Pharmakonzerne.
„Im Gegensatz zu den multinationalen Pharmakonzernen geht es Kuba nicht um schnelles Geld, sondern um die Gesundheit der Weltbevölkerung. Es geht um einen ehrlichen, aber nicht exorbitanten Gewinn“, erklärt John Kirk dem Nachrichtensender CNBC am Telefon. Kirk ist Professor für Lateinamerika Studien an der kanadischen Dalhousie Universität Nova Scotia.
Die Profitgier und das Horten von Impfstoffen verhindern eine schnelle und weltweite Durchimpfung. Solange nicht der größte Teil der Weltbevölkerung geimpft ist, wird es immer wieder zu neuen Corona-Varianten und Ausbrüchen kommen. So haben zwar 60 % der Weltbevölkerung zumindest eine Impfdosis erhalten. Jedoch fallen davon nur 9,6 % auf einkommensschwache Länder.
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