Österreich

Absurd: Obst und Gemüse immer teurer, dennoch müssen 1 Mio. Tonnen Lebensmittel pro Jahr in den Müll

Immer mehr Menschen in Österreich können sich den täglichen Einkauf einfach nicht mehr leisten. Gleichzeitig müssen Bäuerinnen und Bauern Obst und Gemüse wegwerfen, wenn diese „nicht schön genug“ für den Handel sind. Denn die Supermarktketten kaufen sie ihnen dann nicht ab. Für Umweltsprecherin Julia Herr (SPÖ) gerade in Zeiten massiver Teuerung unverständlich: „Ein Gesetz gegen die Verschwendung von Lebensmitteln muss her.“

Die einzigen, die wirklich von den steigenden Preisen profitieren, sind Großhandelsketten wie SPAR, Rewe und Hofer. Die Menschen müssen einkaufen, um zu überleben, also sind sie auf Supermärkte angewiesen. Und diese treiben die Preise noch einmal ordentlich in die Höhe. Kaum zu glauben, lassen diese dann auch noch unzählige Kilo an wertvollen Lebensmittel wegwerfen. Wie kann das sein?

In Österreich werden alleine in einer Woche rund 15 bis 20 Tonnen an Lebensmittel verschwendet. Jährlich landen rund eine Million Tonnen Essen im heimischen Müll. Weltweit sind es 1,3 Milliarden Tonnen. Entsprechen Obst und Gemüse nicht einem gewissen „Schönheitsideal“, schaffen sie es erst gar nicht in die Regale der heimischen Supermärkte. Die Kartoffel ist nicht rund genug, der Apfel ein wenig „eingedäpscht“. Die Landwirtinnen und Landwirte müssen ihr Obst und Gemüse oft direkt nach der Ernte wegwerfen, weil sie ihnen niemand abkauft. Deswegen fordert Umweltsprecherin Julia Herr (SPÖ) jetzt eine Abnahmepflicht für den Handel.

Denn für die Nationalrätin ist dieser Missstand nicht mehr tragbar. Sie drängt die türkis-grüne Bundesregierung gerade in Zeiten der Teuerung endlich Verantwortung zu übernehmen und fordert ein Gesetz gegen die Verschwendung von Lebensmittel im Supermarkt. Ihren Antrag im Nationalrat unterstützen auch die SPÖ-Bäuerinnen und Bauern: „Dieses Gesetz ist längst überfällig.“

Lebensmittel dürfen nicht zu Luxusgütern werden

Anstatt zielführende Maßnahmen gegen die explodierenden Preissteigerungen zu setzen, schaut die türkis-grüne Bundesregierung lieber tatenlos zu. Sie vertröstet uns mit Einmalzahlungen und einer Gießkannenpolitik, die an den eigentlichen Problemen vorbeizielen, kritisieren sowohl die Umweltsprecherin, als auch die SPÖ Bauern. Kanzler Karl Nehammer, sein Vize Werner Kogler und auch der „Sozialminister“ Johannes Rauch (Grüne) veranstalten einen Teuerungsgipfel ohne Ergebnisse. Letzterer schockiert dann auch noch mit Aussagen, dass man „nicht erwarten könne, dass übermorgen die Lebensmittelpreise um zwanzig Prozent sinken werden.“

„Statt die riesigen Handelsketten endlich per Gesetz in die Pflicht zu nehmen, hofft die Regierung weiterhin auf die Freiwilligkeit der Konzerne. ÖVP und Grüne haben offensichtlich Angst – egal ob bei Preisen – oder Lebensmittelverschwendung, den großen Handelsketten klare Vorgaben zu machen“, zeigt sich Herr wütend.

Das Leben ist für viele Menschen in Österreich einfach nicht mehr leistbar. Nicht nur der vergangene Winter und die damit verbundenen hohen Heizungskosten haben vielen Familien schlaflose Nächte bereitet. Auch beim alltäglichen Gang durch die Supermarkt-Regale schauen die meisten nur noch auf die Preise. Aktuell können sich 500.000 Österreicherinnen und Österreicher kein warmes Essen mehr leisten. Die Teuerung hat uns voll im Griff. Lebensmittel werden zu Luxusgütern.

Lebensmittel-Verschwendung im Supermarkt: Konzerne sollen abgelaufene Produkte nicht sofort wegschmeißen

Ein zweites Problem sieht die Umweltsprecherin im „Ablaufen der Ware“. Ist ein Lebensmittel über dem Mindesthaltbarkeitsdatum, wird es ebenfalls weggeschmissen. Doch könne man diese, laut Herr, einfach klar erkenntlich markiert im Regal lassen oder sie zumindest an soziale Organisationen spenden. Doch auch das hängt derzeit noch vom guten Willen der Supermarktketten ab. In anderen Ländern wie beispielsweise Italien oder Frankreich hat man so eine Abgabepflicht an karitative Einrichtungen schon längst beschlossen.

Mit ihren Forderungen stößt Julia Herr auch bei den SPÖ-Bäuerinnen und Bauern auf breite Unterstützung. Allen voran Bundesvorsitzender Michael Schwarzlmüller steht hinter der Umweltsprecherin. Landwirtinnen und Landwirte profitieren schon lange nicht mehr vom Verkauf ihrer Ware. Im Gegenteil, sie bekommen von den Handelskonzernen vorgeschrieben, welches Gemüse sie billig anbauen müssen – entspricht die Ernte dann „nicht der Norm“ wird es weggeschmissen.

Die Bäuerinnen und Bauern sind auf die Abnahme der Großkonzerne angewiesen: Immerhin beherrschen Diskonter wie Rewe, Spar, Hofer und Lidl mehr als 90 Prozent des Marktes.

„Mit diesem Unfug muss endlich Schluss sein!“, schließt sich SPÖ-Bauernvorsitzender Schwarzlmüller Julia Herr an und merkt augenzwinkernd an, dass Obst und Gemüse zweiter Wahl  nicht wegen „Schönheitskriterien“ diskriminiert werden dürfe.

Lena Fürst

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