Das Volkswagen-MAN-Werk in Steyr ist zu teuer und muss verkauft werden oder zusperren. Das zumindest sagt der Mutter-Konzern. Dabei ist das Unternehmen über Umwege mehrheitlich in Besitz der Familie Porsche und Piëch. Sie gilt mit einem Vermögen von fast 34 Milliarden Euro als reichste Familie Österreichs.
Schließt das Werk des LKW-Bauers Volkswagen-MAN in Steyr, geht jeder dritte Arbeitsplatz in der Stadt und jeder 100. in Oberösterreich verloren. Nicht nur die Jobs der 2.300 MAN-Mitarbeiter stehen auf dem Spiel – mit allen Zulieferbetrieben wären österreichweit 8.400 Arbeitsplätze betroffen. Außerdem droht ein BIP-Rückgang von fast einer Milliarde Euro.
Dabei wird immer klarer, worum es eigentlich geht: um knallharte Einsparungen. Der MAN-Mutterkonzern will die Produktion ins billigere Ausland verlagern, obwohl das Unternehmen noch im letzten Jahr eine halbe Milliarde Euro an Dividenden ausbezahlt hat. Und die Mehrheits-Eigentümerfamilie Porsche und Piëch gilt nach wie vor als reichste Familie des Landes.
Das Werk in Steyr gehört zur Marke MAN mit Sitz in München. Volkswagen hält über die „Traton SE“ 94,36% an MAN. Und Mehrheits-Eigentümer von Volkswagen ist durch die „Porsche Automobil Holding SE“ die Familie Porsche und Piëch mit 53,3% der Stimmrechte. Sie gilt mit einem Vermögen von fast 34 Milliarden Euro als reichste Familie des Landes.
Auch dem Konzern selbst dürfte es nicht so schlecht gehen. Immerhin beschloss die Hauptversammlung der Traton SE noch im September 2020 insgesamt 500 Millionen Euro Dividende an die Aktionäre auszuschütten. Die Vorstände kassierten 2019 11 Millionen Euro.
Trotzdem ist dem Konzern der Standort in Steyr zu teuer. Volkswagen-MAN will das Werk verkaufen oder die Produktion gleich nach Polen auslagern. Dort beträgt der gesetzliche Mindestlohn gerade einmal 3,64 Euro pro Stunde. Als „Raubtierkapitalismus“ bezeichnet SPÖ-Geschäftsführer Georg Brockmeyer dieses Vorhaben.
„Bei den Fleißigen, die das Erwirtschaften, soll gespart werden, damit einige wenige in Saus und Braus leben können? Die Gier einiger Weniger gefährdet die Jobs der Vielen. Wir werden das nicht akzeptieren“, sagt Brockmeyer.
Aus der MAN-Belegschaft hört man in den letzten Tagen immer wieder eines: Steyr steht für Qualität. Hier sind hochqualifizierte Arbeiter und Arbeiterinnen am Werk. Dass eine Auslagerung ins billigere Ausland ein Eigentor werden kann, zeigt das Beispiel der steirischen ATB.
Beim Elektromotoren-Hersteller in der Steiermark verloren im Herbst 360 Mitarbeiter ihren Job, weil die Eigentümer die Produktion nach Polen schoben. Durch die ausgelagerte Produktion können Lieferzeiten nicht mehr eingehalten werden. Dem ATB-Konzern drohen deshalb Strafzahlungen in Millionenhöhe.
Die Belegschaft in Steyr wird weiter im Ungewissen gehalten. Das Management redet lieber mit Investoren als mit den eigenen Mitarbeitern. Der bisherige Arbeiterbetriebsrat – er ging vor wenigen Tagen in Pension – wurde jetzt sogar aus dem Werk ausgesperrt: Er darf das Werksgelände nicht mehr betreten.
Ein Lösungsvorschlag kommt von der SPÖ. Die Sozialdemokraten wollen die Werksschließung mit einer staatlichen Beteiligung von bis zu 20 Prozent verhindern. Dazu soll ein 10 Milliarden Euro schwerer Fonds geschaffen werden. Als Vorbild dient die „Stolz auf Wien Beteiligungs GmbH“. Damit beteiligte sich die Stadt Wien in der Corona-Krise an strauchelnden Unternehmen, um Jobs zu retten.
An eine solche Beteiligung könnten Bedingungen wie der Erhalt der Arbeitsplätze in Steyr geknüpft werden. Volkswagen-MAN erhielt bereits bisher staatliche Hilfsgelder, allerdings ohne Bedingungen, etwa zwei Millionen Euro Forschungs-Förderung und wohl ebenfalls einen Millionen-Betrag für die Corona-Kurzarbeit. Wie viel Corona-Förderungen der Konzern genau abgestaubt hat, darüber schweigt die türkis-grüne Regierung. „Die Bundesregierung verweigert hier jegliche Aufklärung und Transparenz“, sagt SPÖ-Landesgeschäftsführer Brockmeyer.
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