Politik

Hat Kurz seinen Freund Martin Ho frühzeitig über einen neuen Gastro-Lockdown informiert?

Es gibt schon wieder Aufregung um Martin Ho, den Wiener Gastronomen und Freund von ÖVP-Kanzler Kurz. Sein Wiener Lokal „DOTS“ kündigt an, wegen eines „dringlichen Appells“ der Regierung ab November zu schließen. Wurde der Kurz-Freund vor allen anderen über einen zweiten Lockdown informiert?

Es gibt schon wieder Aufregung um den Wiener Gastronomen und Kurz-Freund Martin Ho. Der Wiener Unternehmer Ho betreibt mehrere Lokale in Wien, neben dem bekannten Club „Pratersauna“ unter anderem auch das „DOTS“. Am Donnerstag (29.10.) Abend kündigte das Restaurant auf seiner Facebook-Seite an, aufgrund des „eindringlichen Appells der österreichischen Bundesregierung“ ab 2. November zu schließen. Kurz darauf wurde das Posting gelöscht. Der freie Journalist Maximilian Werner hat die Ankündigung rechtzeitig fotografiert und auf seinem Twitter-Account veröffentlicht.

Donnerstag-Abend: Martin Hos „DOTS“ informiert über eine Schließung wegen Corona ab November. Das Posting ist mittlerweile gelöscht. // Screenshot: Maximilian Werner

Die Aktion von Martin Hos Lokal wirft Fragen auf: Von welchem „eindringlichen Appell“ der Regierung zur Schließung von Gastro-Betrieben spricht er? Noch ist nichts derartiges öffentlich bekannt. Weiß der Kurz-Freund (schon wieder) mehr als andere?

Mehrere Hinweise auf Lokal-Schließung

Die enge Verbindung und Freundschaft zwischen ÖVP-Kanzler Kurz und dem Unternehmer Martin Ho ist kein Geheimnis. Ho verwendet für seinen Freund Sebastian Kurz sogar den Spitznamen „Shorty“. Hat Kurz den Unternehmer vorab über eine geplante Schließung der Gastronomie-Einrichtungen ab November informiert? So könnte das mittlerweile gelöschte Posting des „DOTS“ erklärt werden.

Das Lokal von Martin Ho scheint sich außerdem auf den verstärkten Einsatz seines Lieferservice-Angebots vorzubereiten. Zeitgleich mit der Ankündigung, das Lokal wegen Corona zu schließen, bewirbt Ho seinen Lieferservice. Der entsprechende Beitrag ist auf Facebook immer noch online. Auch das deutet darauf hin, dass Ho die Schließung seiner Gastro-Stätte plant.

Weiterer Hinweis auf mögliche Gastro-Schließung: Martin Ho bewirbt seinen Lieferservice. // Screenshot: DOTS Facebook-Seite

Und: Die sonst sehr zahlreichen Facebook-Veranstaltungen des „DOTS“ enden plötzlich mit 31. Oktober – ab November finden vorerst keine Veranstaltungen im Ho-Lokal mehr statt.

Dritter Hinweis: Ab November schreibt das Lokal keine Veranstaltungen mehr aus. // Screenshot: DOTS Facebook Seite

Gegenüber der Tageszeitung Kurier behauptet das „DOTS“, das Lokal aus eigenen Stücken zu schließen, um der Corona-Entwicklung Rechnung zu tragen. „Unabhängig von weiteren möglichen Maßnahmen der österreichischen Regierung“, wird das Unternehmen zitiert.

ÖVP informierte die eigenen Bundesländer zuerst über Corona-Verordnung

Es wäre nicht das erste Mal, dass Bundeskanzler Kurz seine Gefolgschaft vor allen anderen über verschärfte Corona-Maßnahmen informiert. Mitte Oktober versendete das ÖVP-geführte Finanzministerium Details zu einer neuen Corona-Verordnung nur an die ÖVP-geführten Bundesländer. Jene Länder, die von der SPÖ regiert werden, erhielten die Informationen erst Tage später aus den Medien.

Martin Ho reduzierte Mehrwertsteuer vor allen anderen

Und es wäre auch nicht das erste Mal, dass der Unternehmer Martin Ho möglicherweise verfrüht informiert wurde. Sein Lokal verrechnete im Juni dieses Jahres plötzlich den reduzierten Mehrwertsteuer-Satz von fünf Prozent, obwohl die Regelung zur Corona-bedingt gesenkten Mehrwertsteuer erst Wochen später in Kraft trat. Ho selbst sprach von einem „technischen Fehler“.

Bis Martin Ho sein Wiener Edel-Lokal zusperrt, können seine Gäste weiter Speisen und Getränke zu bodenständigen Preisen genießen. Als Aperitif empfiehlt sich ein Glas (0,1l) Sekt um schlanke 17 Euro. Eine Flasche Mineralwasser gibt´s im „DOTS“ dafür schon um 15 Euro dazu. Beim Essen soll man sowieso nie sparen, deshalb kostet auch nur eine Vorspeise weniger als 16 Euro. Zum Abschluss des vergnüglichen Abends kann man sich dann noch mit einem Dessert belohnen: Ein Stück japanischer Käsekuchen kostet handelsübliche 13 Euro.

Philipp Stadler

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