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Gesundes Essen, Lernhilfe, Taxidienst & Vollzeit-Job: Was von uns Müttern alles verlangt wird

Der Muttertag polarisiert. Barbara (50) kennt ihn aus beiden Perspektiven: als Tochter und als Mutter. In ihrem Gastkommentar beschreibt sie, was die Gesellschaft heute alles von Müttern erwartet: „Geduld, Liebe, Schönheit, Berufstätigkeit, gesundes Essen, pädagogisch wertvolle Unterhaltung, Lernunterstützung, Taxilenkerin, nicht zu vergessen ein sauberes, gestyltes Heim und bitte alles bio und vegan und sowieso….“

Barbara (50) ist eine alleinerziehende, berufstätige Mutter. Sie hat zwei Kinder im Alter von 15 und 18 Jahren.

Der Muttertag ist wieder einmal so ein Tag, der die Gesellschaft irgendwie spaltet. Natürlich handelt es sich hierbei nicht um ein wirklich wichtiges Ereignis und es ist auch kein Handlungsbedarf gegeben. Und doch erzeugt der Muttertag bei fast jedem Emotionen. Die einen lieben ihn, die anderen verwünschen ihn, manche hassen ihn, einige werden traurig, viele nervt er nur, niemanden lässt er kalt.

Der Muttertag kommt immer mit Erwartungen

Im Kindergartenalter ist Muttertag meistens noch grandios. Die Kleinen basteln eifrig und lernen die immer gleichen Sprüche und Gedichte. Wie toll Mama ist, was sie alles für die Familie macht, dass alle sie lieben und so weiter – wir kennen es alle. Und ja, auch ich war über die ersten selbst gebastelten Karten und Geschenke meiner Kinder gerührt, obwohl ich zu den Muttertags-Verweigerinnen gehöre.

Das habe ich von meiner Mama so übernommen. Für sie war es nicht wichtig, eigentlich hasste sie diesen Tag sogar, da ihre eigene Mutter einen Besuch mit Blumen und Torte erwartete. Wahrscheinlich nur wegen der Nachbarn, da die Generation meiner Großeltern viel Wert auf das Urteil der im gleichen Haus lebenden Personen gab. Man kannte sich schließlich noch, beobachtete genau was vor sich ging, ein kleiner „Vorteil“ der heutigen, anonymen Zeit.

Je älter die Kinder werden, desto lästiger wird der Muttertag für alle. Die Sprösslinge wollen weder ein Geschenk selbst produzieren, noch eines der im Handel unzählig angebotenen Präsente erwerben. Die Erwachsenen haben keine Zeit und Lust mit den Eltern in überfüllten Gasthäusern zu sitzen, dort überteuerte Muttertags-Menüs zu konsumieren. Bei den vielen Patchworkfamilien lösen solche Tage sowieso immer Chaos aus und erfordern großes Organisationstalent.

Die Gewinner sind am Ende der Handel und die Gastronomie, es sei ihnen vergönnt.

Also wozu das alles?

Sollen wir Mütter nicht jeden Tag des Jahres Liebe, Dank und Anerkennung bekommen? Alle, die hier nicht bereits in schallendes Gelächter ausgebrochen sind, haben entweder Kinder, die die Pubertät noch nicht erreicht haben, sind hoffnungslos hoffnungsvoll oder haben irgendetwas besser gemacht als ich und der Großteil der Mütter.

Nur ungern zerstöre ich die Vorstellung der Jungmütter. Und bitte nicht falsch verstehen, denn ich liebe meine Kinder über alles und sie stehen wirklich an erster Stelle in meinem Leben. Nur manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, ihnen mit ungefähr acht Jahren den Koffer zu packen und zu sagen: “es war wirklich schön bis hierher…aber jetzt musst du leider ausziehen!“ Das mag für viele hart klingen, aber manchmal hat man solche Gedanken als Mutter. In Zeiten, in denen alles zu viel wird. In Zeiten, in denen die Gesellschaft von Müttern alles erwartet: Geduld, Liebe, Schönheit, Berufstätigkeit, gesundes Essen, pädagogisch wertvolle Unterhaltung, Mitwirkung bei schulischen Ereignissen, Lernunterstützung, Taxilenkerin zu sämtlichen Hobbys der Kinder, Nachhilfelehrerin, nicht zu vergessen ein sauberes, gestyltes Heim, und bitte alles bio und vegan und sowieso….

Natürlich muss man hier nicht mitspielen, aber es setzt einen richtig unter Druck, wenn man einen anderen Kurs fährt als die allgemeine Erwartung. Selbst die Familie hat sich der heutigen Zeit angepasst – schneller, höher, besser – over the top! Und schließlich will man ja nur das Beste für die Kinder und ihre Zukunft.

Leider vergessen die meisten Mütter auf ihre eigene Zukunft

Diese sieht dann nach einer Scheidung oder im Alter oft gar nicht mehr so rosig aus. In Österreich wird nach einer Trennung noch immer das 14-tägige Wochenende für die Väter bevorzugt, sicher ein Generationenproblem. Der Alltag mit Schule, Lernen, Hobbys, Krankheiten und Arztbesuchen gehört somit den Müttern. Für das Berufsleben heißt das Teilzeit, Pflegeurlaub, schlechte Karriereaussichten und letztendlich eine geringe Pension. Die Entscheidung muss zwischen dem Geld und der Zeit für die Kinder getroffen werden. Hier gibt es noch viel zu tun. Neue Ideen sollten diese Lage für viele Mütter verbessern, aber woher kommen sie und wer wird sie umsetzen? Und wie viele Generationen wird es noch brauchen?

Vielleicht sollten wir den Muttertag 2022 unter das Motto Veränderung stellen – in der Familie, im Denken, in der Politik, in Österreich.

NeueZeit Redaktion

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