Österreich

Nehammer-Video: Kinder aus armen Familien sollen billigen Burger essen

Am Mittwoch ging ein geheim aufgenommenes Video von Kanzler Karl Nehammer viral. Darin kritisiert er Frauen, die laut ihm zu wenig arbeiten würden, und Familien, die in Armut leben. Die sollen ihren Kindern einfach billiges Fast Food zu Essen zu geben – immerhin müsse sich das jeder leisten können.

„Wir sind g’lernte ÖVPler, wir wissen, was leiden heißt“, meint Bundeskanzler Karl Nehammer in einem Video, das am Mittwoch über Twitter viral gegangen ist. Darin regt er sich über Frauen auf, die laut ihm nicht arbeiten wollen. Und er rät armen Eltern, ihren Kindern Hamburger zu Essen zu geben. Denn das sei die günstigste warme Mahlzeit, die sich doch jede Familie in Österreich leisten können müsse.

Mitten in Rekordteuerung: Kinder leiden Hunger, Nehammer rät ihnen zu billigem Burger

Wirklich leiden, wie Nehammer meint, muss aber nicht die ÖVP, sondern jedes fünfte Kind in Österreich. Denn so viele junge Österreicherinnen und Österreicher wachsen in Armut auf – obwohl sie in einem der reichsten Länder der Welt leben. 17 Prozent der österreichischen Bevölkerung sind armutsgefährdet, 23 Prozent davon sind Kinder.

Die Regierungen fast aller EU-Staaten haben – nicht zuletzt wegen der Rekordteuerung – nationale Aktionspläne gegen Kinderarmut entworfen. Einzige Ausnahme: die österreichische Bundesregierung von ÖVP und Grünen.

Nicht das erste Mal, dass ÖVP über arme Menschen lästert

Schon Mitte Juni dieses Jahres schlug die ÖVP-Natonalratsabgeordnete und ehemalige Opernball-Organisatorin Maria Großbauer vor, dass Kinder aus armutsbetroffenen Familien doch einfach sechs Äpfel zu Mittag essen sollen.

Wer meint, dass niemand in Österreich arm sei, kenne die Wirklichkeit nicht. Das richtet Caritas-Vorsitzender Michael Landau dem Kanzler als Reaktion auf das Video via X, vormals Twitter, aus. SPÖ-Chef Andreas Babler meint, die Österreicherinnen und Österreicher hätten sich einen Bundeskanzler verdient, der die Menschen respektiert – statt sie zu verachten.

  

Romana Greiner

Romana recherchiert am liebsten über die großen Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft: Warum bekommt eine Mitarbeiterin 200 Mal weniger Gehalt als der Konzernchef? Wieso sind die Volksschullehrerin oder der Briefträger immer noch so schlecht entlohnt? Als Chefredakteurin leitet sie seit 2023 die NeueZeit und ihr engagiertes Team. Um vom Redaktionsalltag den Kopf frei zu bekommen, ist sie gern in der Natur sporteln oder auf Konzerten.

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