Burgenland

Neudörfl heizt mit Abwärme aus der örtlichen Fabrik statt mit russischem Gas

Neudörfl setzen die explodierenden Energiepreise weniger zu als vielen anderen. Denn die Marktgemeinde versorgt sich selbst mit Teilen der Energie, die sie braucht. Ein eigenes Fernwärmenetz nutzt Abwärme aus einer Fabrik im Ort. Und immer mehr Neudörfler setzen auf Photovoltaik. In Energiegemeinschaften versorgen sie sich gegenseitig mit Strom. Nun soll Neudörfl zum Vorbild für andere Gemeinden werden.

Angefangen hat es mit einer Gelegenheit: Vor fast 10 Jahren wandte sich „Fundermax“ an den Bürgermeister von Neudörfl Dieter Posch (SPÖ). Der Spanplattenhersteller wollte Abwärme aus seiner Fabrik nutzen: für die eigene Produktion, aber auch als Fernwärmeanbieter für die Marktgemeinde. Denn bei der Spanplattenproduktion entsteht viel Wärme. Genug, um damit ein Fernwärmenetz in Neudörfl und Bad Sauerbrunn zu betreiben.

Posch war überzeugt und stieg ein. Inzwischen hat sich Neudörfl zur Vorzeigegemeinde in Sachen erneuerbare Energien gemausert. Bis 2024 erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Marktgemeinde, welches Potenzial erneuerbare Energien in ländlichen Regionen haben und wie sie im Fall eines Blackouts das Schlimmste vermeiden können.

Fernwärme: Gemeindepolitik soll „ermöglichen“

Fragt man Posch, wie sein Neudörfl zum Klima-Musterschüler wurde, antwortet er entwaffnend ehrlich. Ökologie war ihm stets wichtig, doch ist er „nicht durch die Ortschaft gelaufen und hat Fernwärme gepredigt.“ Als sich Fundermax an die Gemeinde wandte, hat er allerdings ohne zu zögern die Gelegenheit ergriffen. Denn „ich sehe meine Aufgabe als Bürgermeister darin, Dinge zu ermöglichen“, erklärt Posch.

Und so unterstützte er die notwendigen Genehmigungsverfahren nach Kräften. Auch die KELAG, die die notwendigen Leitungen verlegt hat, galt es zu überzeugen. Heute ist das Fernwärmenetz in Neudörfl ein ökologisches Vorzeigeprojekt. Es versorgt alle öffentlichen Gebäude und zahlreiche Genossenschaftsbauten im Ort mit Wärme. Und zwar CO₂-neutral und unabhängig von russischem Gas.

Neudörfler versorgen sich gegenseitig mit Strom

Auch sonst setzt der Ort auf erneuerbare Energien. Auf immer mehr Dächern der Marktgemeinde findet man PV-Anlagen. Die Neudörfler „teilen“ den Strom im Ort. Dank Energiegemeinschaften versorgen sich die Nachbarinnen und Nachbarn gegenseitig mit Strom. Das ist kostengünstiger als überschüssige Energie ins Netz einzuspeisen, denn so sparen sich die Mitglieder der Energiegemeinschaft Netzgebühren.

Auf der Suche nach einem geeigneten Stadtort für ihr Forschungsprojekt zu erneuerbaren Energien wurden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der Forschung Burgenland deshalb bald auf Neudörfl aufmerksam. Denn „das Potenzial zur Erzeugung erneuerbarer Energie vor Ort ist enorm“, erklärt Projektleiter Markus Puchegger. Dabei betont er vor allem die zahlreichen Photovoltaikanlagen als auch das Fernwärmenetz – gerade in ländlichen Regionen ist das keineswegs üblich.

NeueZeit Redaktion

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