Eltern in Niederösterreich haben es schwer: Nicht einmal einer von fünf Kindergärten hat bis 17 Uhr geöffnet. In Wien sind es 86 Prozent und in Kärnten 39 Prozent. Nur Oberösterreich schneidet noch schlechter ab als Niederösterreich. Auch bei der Betreuungsquote bei Kleinkindern zählt das Land zu den Schlusslichtern. Trotz anderslautender Versprechen hat sich daran fast nichts verbessert, seit Johanna Mikl-Leitner Landeshauptfrau wurde. Immer wieder versucht die SPÖ gratis Nachmittagsbetreuung durchzusetzen.
Wenn Kinder nicht betreut werden können, dann muss ein Elternteil Zuhause bleiben und kann nicht zur Arbeit gehen. Gerade Frauen müssen oft zwischen Job und Kindererziehung wählen – veraltete Strukturen und Rollenbilder zwingen sie dazu. Darum braucht es ein ausreichendes Betreuungsangebot für Kinder aller Altersstufen. Denn nur so kann nach der Elternzeit der Wiedereinstieg ins Berufsleben gelingen.
Niederösterreich ist eines der Schlusslichter bei der Kinderbetreuung. Das schadet vor allem Frauen, jungen Familien und Alleinerzieher:innen.
Seit 2017 regiert Johanna Mikl-Leitner als ÖVP Landeshauptfrau Niederösterreich. Seit ihrem Antritt versprechen sie und die ÖVP-NÖ, für mehr und bessere Kinderbetreuung zu sorgen. Doch passiert ist fast nichts: Zwischen 2017 und 2022 ist die Betreuungsquote für Kinder unter 3 Jahren nur minimal gestiegen. Und zwar um gerade einmal 2,4 Prozent – von 23,5 Prozent auf 25,9 Prozent.
Besser sieht es da bei der Betreuung von Kindern zwischen 3 und 6 Jahren aus. Hier liegt die Quote bei 97,3 Prozent – das entspricht dem österreichischen Durchschnitt. Das klingt gut, hat allerdings einen großen Haken: Die Karenz endet spätestens am Tag vor dem zweiten Geburtstag des Kindes – also ein Jahr, bevor die meisten Eltern in Niederösterreich die Chance auf einen Kindergartenplatz haben.
Außerdem bietet nur ein kleiner Teil der Kindergärten Ganztagesbetreuung an. Nur 46,2 Prozent der Kinder essen dort auch zu Mittag. Knapp 38 Prozent der Kinder bleiben weniger als 6 Stunden am Tag. Denn nicht einmal einer von fünf Kindergärten hat bis 17 Uhr geöffnet.
Im österreichweiten Vergleich liegt Niederösterreich damit bei den Nachmittagsöffnungszeiten auf dem vorletzten Platz. In Wien sind es 86 Prozent, in Kärnten 39 Prozent und in der Steiermark 34 Prozent. Nur in Oberösterreich ist die Situation noch schlechter.
Auch fehlt es weiterhin an einem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab Ende der Karenz. Eine Karriere oder auch nur ein Teilzeitjob für beide Elternteile gehen so sich meist nur schwer aus.
Zahlreiche Expertinnen und Experten sprechen sich für kostenlose Nachmittagsbetreuungsangebote für Kinder aus. Sie würden vor allem Müttern den Wiedereinstieg ins Berufsleben ermöglichen und so Altersarmut verhindern. Die SPÖ NÖ fordert deshalb seit längerem gratis Nachmittagsbetreuung. Doch die ÖVP blockiert mit ihrer absoluten Mehrheit im niederösterreichischen Landtag.
„Denn ohne einer kostenlosen Nachmittagsbetreuung werden speziell Frauen weiterhin dazu gezwungen, zu Hause zu bleiben oder einen schlecht bezahlten Teilzeitjob anzunehmen“, argumentiert Kerstin Suchan-Mayr, SPÖ NÖ Familiensprecherin.
Um Familien wenigstens im Kindergartenjahr 2022/2023 angesichts der Teuerung zu unterstützen, versuchte Landeshauptfrau-Stellvertreter Franz Schnabl (SPÖ) zuletzt den „Blau-Gelben Kinderbetreuungsbonuns“ durchzusetzen. Eltern sollten die Kosten für die Nachmittagsbetreuung zurückbekommen. Doch auch das scheiterte an der ÖVP.
Schon 2002 hat der Europäische Rat die “Barcelona-Ziele” beschlossen. Jedes EU-Land soll für mindestens 33 Prozent der Kinder unter 3 Jahren Betreuungsplätze schaffen. In Österreich erfüllen nur zwei Bundesländer dieses Ziel: Wien (43,1 %) und das Burgenland (34,5 %) – beide werden von der SPÖ regiert. Niederösterreich liegt mit 25,6 Prozent unterhalb dieser Grenze. Das geht aus einer Studie der Arbeiterkammer Niederösterreich hervor.
Durch die Barcelona-Ziele soll Eltern der Wiedereinstieg ins Berufsleben ermöglicht werden.
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