In der Nacht von 9. auf 10. November 1938 brannten Synagogen und jüdische Einrichtungen im gesamten Deutschen Reich. Nazis haben Juden auf offener Straße misshandelt, ihre Geschäfte zerstört und mehr als 1.300 Menschen getötet. Die sogenannten Novemberpogrome jähren sich heuer zum 85. Mal. Ein Blick in die Gedenkkultur des Burgenlandes zeigt, warum „Niemals vergessen“ mehr als eine Phrase bleiben muss.
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) befand sich Europa in einem absoluten Krisenzustand. Die Schuld für das Versagen der Finanzmärkte und dem Elend der Menschheit versuchte man auf die jüdische Bevölkerung abzuwälzen. Das gipfelte in die Ereignisse der „Reichspogromnacht“ vom 9. auf den 10. November 1938.
Die antisemitische Diskriminierung und die Verfolgung von Jüdinnen und Juden erreicht eine neue Stufe der Eskalation. Das NS-Regime lässt in einem akribisch geplanten Prozess vom 9. auf 10. November mehr als die Hälfte aller Synagogen – nämlich 1400 – im gesamten „Deutschen Reich“ verwüsten. Ebenfalls zerstörten sie mehr als 7.000 jüdische Geschäfte und Einrichtungen.
In Folge der Ausschreitungen starben mehr als 1.300 Menschen, Nazis haben jüdische Friedhöfe zerstört und über 30.000 Juden in Konzentrationslager verschleppt. Die Feuerwehr löschte die in Brand gesetzten Synagogen nicht, die Polizei schaute bei der Ermordung vieler Juden zu.
Die Lebenssituation der im Burgenland lebenden Jüdinnen und Juden hat sich aber schon lange vor den Novemberpogromen 1938 verändert. Bereits im März 1938 verfolgte der damalige Gauleiter des Burgenlandes, Tobias Portschy, das Ziel, die jüdische Bevölkerung gänzlich aus dem Bundesland zu vertreiben.
Portschy wollte das Burgenland zum „Mustergau“ etablieren, weshalb er die antisemitische Politik nach dem „Anschluss“ besonders schnell umsetzen wollte. Er stellte allen ca. 3.800 burgenländischen Jüdinnen und Juden einen Auswanderungsbefehl aus. Ende April mussten bereits die ersten Juden von Neusiedl ihr Hab und Gut, ihre Familie und ihr bisheriges Leben hinter sich lassen. Weitere hunderte folgten aus Eisenstadt, Deutschkreutz, Lackenbach und Rechnitz. Im Juli und August vertrieben die Nazis die letzten Juden aus den Gemeinden Frauenkirchen, Mattersburg, Kobersdorf und Eisenstadt.
In der damals größten jüdischen Gemeinde Mattersburg wurde sogar auf der Synagoge eine weiße Fahne gehisst. Das sollte ein Zeichen dafür sein, dass sich kein Jude mehr im Ort aufhielt. Im Oktober 1938 erklärte Portschy stolz, dass das Burgenland als erster Gau im „Deutschen Reich“ „judenfrei“ sei.
Obwohl die Nazis bereits vor den Novemberpogromen 1938 alle Jüdinnen und Juden aus dem Burgenland vertrieben haben, zerstörten sie trotzdem Einrichtungen der ehemaligen jüdischen Gemeinden. SA-Männer verwüsteten die Synagogen in Kobersdorf, Rechnitz, Mattersburg und Eisenstadt.
Während der Naziherrschaft sprengten die „Führer-Anhänger“ fast alle Synagogen im ganzen Burgenland, nur wenige blieben bis heute erhalten. In der Stadt Schlaining ist die Synagoge in das Ensemble des Friedensinstitutes integriert. Besucherinnen und Besucher können die Synagoge in Eisenstadt über das Jüdische Museum in Eisenstadt besichtigen.
Auch die Synagoge in Kobersdorf „überlebte“ – das Land renovierte sie in den letzten Jahren und investierte rund 3,5 Millionen Euro. Die Neueröffnung fand im April 2022 statt, um die ehemalige Synagoge als Wissenschafts- und Bildungszentrum für die jüdische Kultur und Geschichte zu nutzen.
Am 30. Januar 1933 hat die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) die Macht in Deutschland übernommen und den Österreicher Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Im Jahr 1938 folgte der „Anschluss“ Österreichs an das „Deutsch Reich“. Am 1. September 1939 hat der Zweite Weltkrieg begonnen, in welchem die Nationalsozialisten und ihre Helfer Massenverbrechen und Völkermorde verübten – in der ganzen Zeit verloren schätzungsweise mehr als 70 Millionen Menschen ihr Leben. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht vor den Alliierten und ihren Verbündeten und der Zweite Weltkrieg fand sein Ende.
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