Oberösterreich

So geht die ÖVP mit Kritik um: Welser Bürgermeisterkandidat soll Tierschützerin attackiert haben

Tierschutz nervt den Bürgermeisterkandidaten der ÖVP Wels, Andreas Weidinger, offenbar. Bei einer Veranstaltung soll er eine Tierschützerin jetzt sogar attackiert und gestoßen haben. Die ÖVP stimmt regelmäßig gegen ein Verbot von Vollspaltenböden, die für Schweine besonders qualvoll sind. Der Welster Spitzenkandidat meinte bei der Auseinandersetzung wörtlich: „Vollspalten sind mir wurscht“.

Eskalation am Rande einer ÖVP-Wahlkampfveranstaltung

Eigentlich hätte es für die ÖVP Wels und ihren Bürgermeisterkandidaten Andreas Weidinger ein ruhiger Nachmittag werden sollen. Vor dem Schloss Lichtenegg fand das Familienfest der Stadtpartei statt. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) wollte diese Gelegenheit nutzen, um auf die Haltung der ÖVP zu Vollspaltböden hinzuweisen. Die Türkisen lehnen ein Verbot dieser für Schweine qualvollen Art der Tierhaltung vehement ab.

Andreas Weidinger, Spitzenkandidat der ÖVP Wels, soll eine Tierschützerin attackiert haben. Er bestreitet die Vorwürfe. // Bild: VGT.at

Mit den Aktivistinnen und Aktivisten wollten weder Weidinger noch seine Parteifreunde darüber diskutieren. Lediglich der Satz „Vollspalten sind mir wurscht“ war vom Bürgermeisterkandidaten angeblich zu hören. Seine Reaktion wollte er dann wohl doch nicht auf Kamera haben. Daher soll er laut VGT versucht haben, einer Tierschützerin das Handy zu entreißen. Stoßerei wird ihm ebenfalls vorgeworfen.

Die ÖVP betont in einer Stellungnahme gegenüber der Neuen Zeit, dass weder Weidinger noch sonst jemand eine Tierschützerin gestoßen habe. Das lasse sich auch durch ein Video des Vorfalls beweisen. Unumstritten ist jedoch, dass die Kundgebung von der Polizei aufgelöst wurde. Dabei wurden zwei Tierschützerinnen durchsucht. Es kam außerdem zu einer Festnahme.

ÖVP verhindert Verbot von Vollspaltenböden

Während der genaue Ablauf des Vorfall ungeklärt ist, sind die Hintergründe völlig klar. Der Verein gegen Tierfabriken kämpft bereits seit Jahren für ein Verbot von Vollspaltböden. Diese Art der Tierhaltung, von der vor allem Schweine betroffen sind, ist besonders qualvoll. Sie müssen auf Balken mit schmalen Spalten gehen, die als Durchlassfläche für Kot und Urin dienen. Das bereitet ihnen unnötige Schmerzen. Im Vergleich zu Strohböden steigt die Todesrate bei Schweinen um das Vierfache. Zusätzlich kommt es fast doppelt so oft zu Schleimbeutelentzündungen.

Laut Umfragen sind 80 Prozent der österreichischen Bevölkerung für ein Verbot von Vollspaltenböden. Im Parlament setzt sich die SPÖ seit 2019 dafür ein. Von der ÖVP wird das Verbot jedoch beharrlich blockiert. Wie so oft ordnen sich auch die Grünen den türkisen Wünschen unter und stimmten zuletzt im Juni 2021 ebenfalls gegen das Verbot. Ein Ende des unnötigen Leidens tausender Schweine ist daher nicht in Sicht.

Politiker der ÖVP reagieren aggressiv auf Tierschützer und Umweltaktivisten

Die Eskalation rund um die Demonstration des VGT in Wels reiht sich in eine lange Liste von ÖVP-Entgleisungen gegenüber Tierschutzaktivisten und Umweltschützern ein. Bereits 2004 schlug der damalige Kärntner ÖVP-Agrarsprecher dem Obmann des VGT ins Gesicht. Dafür musste er 700 Euro Schmerzensgeld zahlen.

Erst letztes Jahr im Juni eskalierte eine Demonstration des World Wide Fund for Nature in Tirol. ÖVP-Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler bezeichnete dabei eine Aktivistin als „widerwärtiges Luder“.

Martin Amschl

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