Österreich

11,9 Millionen Dateien zu Steueroasen in den „Pandora Papers“: So tricksen die Reichen

Die Pandora Papers sind das bislang größte Datenleck zu Steueroasen. Sie bringen Politiker, Unternehmer und Stars rund um die Welt in Bedrängnis. Auch 160 Österreicherinnen und Österreicher kommen darin vor.

Offshore-Firmen sind Unternehmen, die kein eigenes Personal und gewöhnlich auch keine eigenen Büroräume besitzen. Ihre Standorte sind in Steuerparadiesen. So umgehen sie auch andere nationale Beschränkungen, wie Arbeitsgesetze oder ökologische Auflagen.

Offshore-Firmen auf der Spur

Um solche Offshore-Firmen oder Briefkastengesellschaften geht es in den Pandora Papers. Ihre Aufarbeitung ist das größte journalistische Projekt der Geschichte. Organisiert wird es vom International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). Zwei Jahre lang arbeiteten sich 600 Journalistinnen und Journalisten aus aller Welt durch die Daten. In Österreich beteiligten sich profil und ORF daran. Beide sind Partner von ICIJ.

Die Pandora Papers sind geleakte Geschäftsunterlagen von 14 globalen Kanzleien und Treuhand-Gesellschaften. Sie alle haben sich auf Offshore-Firmen spezialisiert. Die Datenmenge ist enorm: 2,94 Terabyte, verteilt über 11,9 Millionen Dateien. Sie führen zu den tatsächlichen Inhabern von knapp 30.000 Offshore-Unternehmen. Hauptsächlich bestehen die Dateien aus Dokumenten und Bildern, doch auch E-Mails, Präsentationen, Videos und mehr sind darunter.

Politiker und Milliardäre betreiben Offshore-Firmen

Politiker, Milliardäre, Spitzenbeamte und Celebrities sollen durch Offshore-Firmen Steuern hinterzogen und Geld gewaschen haben. Darunter sind drei Dutzend Staats- und Regierungschefs: der König von Jordanien, die Präsidenten von Kenia, Ecuador und der Ukraine, oder auch der frühere britische Premierminister Tony Blair.

Ein weiterer prominenter Name in den Dokumenten ist der des tschechischen Premiers Andrej Babiš. Ab 2009 beauftragte Babiš die panamaische Anwaltskanzlei Alcogal. Noch im selben Jahr gründete sie zwei Offshore-Firmen für ihn. Seither ließ der Premierminister etwa 15 Millionen Euro um den Globus schicken. Das Geld wanderte von einem Offshore-Standort zum nächsten. Babiš kaufte damit das Chateau Bigaud (ein Luxusanwesen in der Nähe von Cannes) und weitere 15 Liegenschaften in Südfrankreich. Bei seinem Amtsantritt hätte der Premier seinen Offshore-Besitz offenlegen sollen. Er machte es aber nicht.

Spuren führen auch nach Österreich

Auch nach Österreich führen die Untersuchungen: Laut „profil“ und ORF nutzten insgesamt 160 Österreicherinnen und Österreicher Offshore-Services aus den Pandora Papers. Darunter waren zwar keine Politiker, jedoch mehrere Großunternehmer.

Fidelity Corporate Services ist eine der Treuhand-Gesellschaften in den Pandora Papers. Sie besaß jahrelang Konten bei der österreichischen Landes-Hypothekenbank. Fidelity Corporate Services hat Adressen überall auf der Welt: Lettland, Seychellen, British Virgin Islands, Gibraltar und Belize. In den Pandora Papers findet man hunderte kleine Rechnungen an Kunden dieser Firma. Selten geht es um mehr als ein paar hundert Euro. Die Summen entsprechen den laufenden Gebühren für den Betrieb von Offshore-Firmen.

Banken spielen eine große Rolle in den Papers

Die Journalistinnen und Journalisten deckten auch entscheidende Hinweise auf versteckte Finanzkonstruktionen rund um ein Tourismusprojekt in Montenegro auf: Bigova Bay. Die Kärntner Bank Hypo Alpe-Adria war daran beteiligt. Sie finanzierte es bis 2009 mit stolzen 42 Millionen Euro Kreditsumme. Dann ging die Hypo Alpe-Adria pleite und wurde notverstaatlicht – mit ihr auch die Schulden aus Montenegro.

Insgesamt trieben einige österreichische Banken Geschäfte mit Klienten aus Zentral- und Osteuropa, die in den Pandora Papers vorkommen. Sie benutzten dabei Offshore-Firmen, um Geldbeträge zu überweisen, oder Deals abzuwickeln. In Österreich gab es bis vor wenigen Jahren tausende Bankkonten von Briefkastengesellschaften. Viele davon lagen bei der Raiffeisen Bank International oder der mittlerweile geschlossenen Meinl Bank.

Marleen Thaler

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