Oberösterreich

Arzt schlägt Alarm: „Patienten liegen halbnackt auf Gängen“ – Spitäler in OÖ völlig überlastet

Die Spitäler in Oberösterreich seien völlig überlastet, Patientinnen und Patienten müssten teilweise stundenlang mit Schmerzen herumliegen. Das berichten Mediziner gegenüber Medien. Die Landes-SPÖ fordert einen „raschen Krisengipfel“.

„Wir sehen Patientenzahlen, die wir in Jahrzehnten noch nie erreicht haben.“ Ein Mediziner einer Notfallambulanz in Oberösterreich wendet sich mit einer Alarmbotschaft an den ORF OÖ. Die Auslastung sei um bis zu drei Viertel gestiegen, das System völlig überlastet. Letzte Woche seien an einem Tag bis zu zehn Mal mehr Betten nötig gewesen, als zu Dienstbeginn frei waren.

Das Erstgespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin verzögere sich derzeit enorm, so der Mediziner. Patientinnen und Patienten müssten teilweise stundenlang mit Schmerzen herumliegen, bevor sie zur diagnostischen Untersuchung oder lebensrettenden Therapie kommen. „Dass das nicht immer gut geht, können Sie sich sicher vorstellen“, zitiert der ORF den Mediziner.

Weil auch das Pflegepersonal überlastet sei, könne man sich nicht mehr in üblicher Weise um die Patientinnen und Patienten kümmern.

„Viele Patienten liegen auf den Gängen und Korridoren, manchmal halb nackt und warten auf Untersuchungen oder Heimtransporte. Toilettengänge sind oft nicht möglich, verwirrte Patienten schreien, reißen sich die Decken oder Kleider vom Leib und liegen exponiert herum“, berichtet der Notfall-Mediziner.

SPÖ fordert Krisengipfel

SPÖ-Gesundheitssprecher Peter Binder fordert als Reaktion auf den Hilferuf einen „raschen Krisengipfel aller Systempartner“. Zu wenige Hausärztinnen und Hausärzte würden zu mehr Ambulanz-Besuchen führen, was wiederum die Spitäler überfüllt und das Personal dort ausbrennen lasse. Die Probleme im Gesundheitssystem seien so verworren, dass es eine „gesamthafte Steuerung“ brauche.

In der Verantwortung sieht Binder Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander: „Die ÖVP-Propaganda, dass in den Spitälern alles in Ordnung sei, ist entlarvt.“

Bis zu ein Jahr Wartezeit auf OPs

Es ist nicht der erste alarmierende Bericht aus Oberösterreichs Krankenhäusern. Bereits Ende November deckte die NeueZeit einen Fall aus dem Spital in Steyr auf. Dort musste man eine Patientin übers Wochenende spontan nach Hause schicken, weil es zu wenig Personal gab, um sie zu versorgen.

Der Betriebsratsvorsitzende des Linzer Kepler-Klinikums warnt schon länger: „Meine Kolleginnen und Kollegen sagen, dass Patienten nicht mehr in dem Ausmaß betreut werden können, ohne dass es gefährlich wird.“

Der Personalmangel führt mancherorts auch zu Rekord-Wartezeiten bei planbaren Operationen. Patientinnen und Patienten müssen teilweise bis zu ein Jahr auf Krampfadern-Operationen warten.

Personalmangel und Krankheitswelle als Ursachen

Die angespannte Situation hat mehrere Ursachen. Wegen der aktuellen Krankheitswelle müssen viele ältere Menschen mit Grippe oder Corona ins Krankenhaus. Gleichzeitig fällt durch Krankenstände Personal im Gesundheitsbereich aus. Und über generellen Personalmangel klagen Ärzt:innen wie Pflegekräfte ohnehin schon länger.

Dazu dürfte noch ein weiterer Grund kommen: Vor den Weihnachtsfeiertagen wurden viele Patientinnen und Patienten heimgeschickt. Sie kommen jetzt zu ihren Untersuchungen zurück in die Spitäler, was die Lage zusätzlich verschärft.

Philipp Stadler

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