Österreichs Schulen sind wieder geschlossen. Mehr als eine Million Schülerinnen und Schüler sind betroffen und berichten jetzt von großen Schwierigkeiten. Weil im „Distance Learning“ keine Schularbeiten stattfinden, droht nach der Wiederöffnung der Schulen ein Prüfungschaos. Zudem fehlen immer noch tausende Laptops und viele Kindern können zuhause gar nicht erst erreicht werden. „Fast alle von uns sind überfordert“, sagen die Schüler selbst.
Durch den zweiten Corona-Lockdown sind Österreichs Schulen seit 17. November wieder geschlossen. Nur bei Betreuungsbedarf dürfen Kinder in die Schule kommen, Regelunterricht findet keiner statt. Insgesamt 1,1 Million Schüler sind davon betroffen. Während der Bildungsminister, Direktorinnen, Lehrer und Expertinnen eifrig über die Frage „Schule auf, oder Schule zu?“ diskutieren, bleiben jene, die in erster Linie betroffen sind, oft außen vor: Schülerinnen und Schüler. Dabei wissen sie am besten, welche Probleme beim sogenannten „Distance Learning“ auftreten. Die Neue Zeit hat sie gefragt.
„Ich tu mir schwer damit“, sagt Josef. Der Schüler besucht eine HAK in Wels. Wie rund 400.000 andere Schüler der Oberstufe hat er bereits seit 3. November wieder Heimunterricht. Alle anderen Schulstufen wurden erst mit dem zweiten „harten“ Lockdown geschlossen. „Es ist ein Unterschied, ob ich einen Lehrer vor mir habe, oder ob ich ihn nur im Bildschirm sehe“, sagt Josef, „Durch das Daheim sein fehlt einfach die Motivation“.
Zumindest hat Josef einen eigenen Laptop und ein Internet zur Verfügung. Das geht nicht allen so. Laut einer Erhebung des Bildungsministeriums fehlen mehr als 46.000 Schülern eigene Arbeitsgeräte. Fast 13.000 müssen sogar ohne Internet im Haushalt auskommen. Die SPÖ geht überhaupt von bis zu 100.000 fehlenden Laptops aus, weil an der Ministeriums-Befragung Familien ohne Computer und Internet gar nicht erst teilnehmen konnten.
Während des ersten Lockdowns im Frühling kamen die von der Regierung versprochenen Laptops nur in einem von sieben Fällen tatsächlich bei den Betroffenen an. Auch jetzt fehlen tausende Geräte. Die türkis-blaue Landesregierung in Oberösterreich kündigt indes an, 150 Laptops zu verleihen. Den Bedarf von, je nach Schätzung, 46.000 bis 100.000 Geräten wird das jedenfalls nicht decken.
Das führt so weit, dass viele Schüler während den Schulschließungen gar nicht erreicht werden können. Das Forschungsinstitut IHS schätzt, dass 36 Prozent der sozial benachteiligten Kinder zuhause nicht erreichbar sind. Das ist mehr als jedes dritte Kind in der Gruppe an Familien, die es ohnehin schon am schwersten hat.
Britta ist erreichbar. Aber, erzählt die Vorarlberger Schülerin über das Distance Learning, „fast alle aus meiner Klasse sind überfordert. Teilweise haben wir Online-Unterricht, teilweise bekommen wir Arbeitsaufträge“. Dieses Hin und Her führe zu einer doppelten Belastung, auch für Britta: „Den ersten 5er habe ich schon nach Hause gebracht.“
Während die Schulen geschlossen sind, können auch keine Schularbeiten stattfinden. Die Tests verschieben sich daher alle in den kurzen Zeitraum zwischen dem Ende des Lockdowns und den Weihnachtsferien. Die Schulen sperren – sollte der Zeitplan halten – am 7. Dezember wieder auf. Bis zum Beginn der Weihnachtsferien stehen nicht mehr als 13 Schultage an. Für viele Schülerinnen und Schüler wird das wohl eine Belastungsprobe.
„Wir haben jetzt schon neun Tests für Dezember eingetragen“, erzählt etwa die Linzer Gymnasiastin Anna, „und dazu kommen jetzt noch fünf Schularbeiten“. Das sind 14 Prüfungen in nur 13 Schultagen. Das Aufschieben der Schularbeiten dürfte auch ein rechtliches Problem werden. An den allgemeinbildenden Schulen dürfen per Gesetz nicht mehr als zwei Schularbeiten pro Woche stattfinden.
Eine besondere Herausforderung steht allen Maturanten bevor. Im Frühling soll die Zentralmatura stattfinden. Den Schülern fehlt aber immer noch der Lernstoff aus dem ersten Lockdown. Im zweiten Lockdown müssen sie daher nicht nur mit dem Distance Learning zurechtkommen, sondern auch noch Stoff aus dem letzten Schuljahr aufholen. „Das ist unmöglich“, sagt Josef dazu. Der angehende Maturant stellt sich auf „viele Nachhilfestunden“ ein, sobald die Schulen wieder öffnen dürfen. Seinen Klassenkameraden geht es ähnlich: „Der Stress, wenn wir an die Matura denken, ist riesig.“
Von der Regierung wünschen sich die Schülerinnen und Schüler vor allem eines: Klarheit. Die Kommunikation sei oft unklar, außerdem fehle ein Langzeit-Konzept. Es sei verpasst worden, den Lehrplan im Sommer auf das Distance Learning anzupassen. Stattdessen empfiehlt der Bildungsminister den Schülern in einem Schreiben nur, zuhause einen eigenen Arbeitsplatz einzurichten. „Das ist in der Realität aber unmöglich“, sagt Josef.
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