Oberösterreich

OÖ: Acht neue Sozialarbeiter:innen sollen Schüler:innen in Krisen unterstützen

Schüler:innen von Pflichtschulen in Oberösterreich sollen bald besser psychosozial unterstützt werden. Die psychosozialen Unterstützungsteams (PSU) werden von 12 auf 20 Vollzeitstellen aufgestockt. Die Schulsozialarbeiter:innen betreuen aktuell Schüler:innen, aber auch Eltern und Lehrpersonal an 100 Pflichtschulen. Mobbing, psychische Probleme oder auch die Pandemie haben der mentalen Gesundheit vieler Jugendlicher in Oberösterreich stark zugesetzt. Dennoch hinkt die Schulsozialarbeit dort seit über einem Jahrzehnt hinterher.

Schulsozialarbeit ist die Schnittstelle zwischen Schule, Familie und außerschulischer Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler. Diese psychosoziale Unterstützung wird in Oberösterreich nun ausgebaut. Die finanziellen Mittel für die „Psychosozialen Unterstützungsteams“ (PSU) an Schulen werden um 40% aufgestockt. Das kommt spät, denn die Verdoppelung der Schulsozialarbeit wurde schon 2013 einstimmig im Landtag beschlossen.

Acht neue Vollzeitstellen, 50 Prozent der Schul-Sozialarbeit finanziert der Bund

Die mentale Gesundheit junger Menschen hat sich nicht zuletzt durch die Pandemie massiv verschlechtert. Viele Jugendliche haben auch abseits der Schule große Sorgen und Zukunftsängste. Acht neue Vollzeitstellen sollen an über 100 Pflichtschulen die gröbsten psychosozialen Missstände glätten. Die Finanzierung der oberösterreichischen Schulsozialarbeits-Teams übernimmt jeweils zur einen Hälfte das Bildungsministerium, zur anderen Hälfte das Land Oberösterreich. Beide wollen ihren Anteil um 40 Prozent aufstocken, damit die acht dringend benötigten neuen Stellen ausgeschrieben werden können.

Die Schulsozialarbeiter:innen sind zudem mehrsprachig unterwegs. Sie können neben Deutsch auch auf Arabisch, Dari, Farsi, Urdu, Pashto, Bosnisch, Serbisch, Kroatisch, Rumänisch, Türkisch und Kurdisch kommunizieren.

Die Schulsozialarbeit ist auch im Burgenland und in Wien gefragt und gefordert. Im Osten hat man von fünf auf sieben zusätzliche Sozialarbeiter:innen aufgestockt und damit an 26 Schulen bessere psychosoziale Betreuung garantiert. Die Bundeshauptstadt Wien hat ebenfalls schon vergangenen Herbst gemeinsam mit dem Bund 5 Millionen Euro für die mentale Gesundheit der Jugendlichen bereitgestellt.

„Zehn Jahre zu spät“: Oberösterreich hinkt bei Sozialarbeit an Pflichtschulen hinterher

Schon 2009 beschloss der Landtag einstimmig, dass man die Schulsozialarbeit stärken wolle. Zunächst sollte auf 52 Mitarbeiter:innen, bis Jahresende 2013 „schrittweise auf insgesamt 100 Mitarbeiter:innen aufgestockt“ werden. „Nach der Pandemie ist es doppelt wichtig, möglichst rasch mit gefährdeten Jugendlichen ins Gespräch zu kommen“, meint auch Sabine Engleitner-Neu, Klubchefin der SPÖ Oberösterreich. Sie weist darauf hin, dass die Verdoppelung der Schulsozialarbeit seit zehn Jahren überfällig und gerade in aktuellen Krisenzeiten dringender denn je sei.

Teuerung, Klimakrise und die größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich beschäftigen Kinder und Jugendliche. 53 Prozent der Jungen geben an, sich finanziell einschränken zu müssen. Mehr als jeder Vierte sogar „sehr stark“. Die finanziellen Sorgen schlagen sich auch auf die psychische Gesundheit der jüngeren Generation nieder. Laut SOS Kinderdorf fehlen neben der Schulsozialarbeit auch mindestens 70.000 kassenfinanzierte Therapieplätze für Kinder und Jugendliche in ganz Österreich. Zudem brauche es in allen Budnesländern geeignete Fachärzt:innen und Kinder- und Jugendpsychiater:innen.

Sozialarbeit in der Schule: Sorgen der jungen Menschen ernst nehmen

Auch die Bundesjugendvertretung (BJV) macht auf psychische Problemlagen bei Schüler:innen und Jugendlichen aufmerksam: Schon vor der Pandemie hatte jede:r vierte Jugendliche psychische Beschwerden. Bei von Armut betroffenen Kindern und Jugendlichen sind sogar sechs von zehn Kindern durch die Krise einsamer und damit auch psychisch fragiler geworden.

Junge Menschen sind auch ohne gesellschaftliche Dauerkrise um 80 Prozent häufiger von Depression oder Angststörungen betroffen als Erwachsene. Deswegen fordert die BJV mindestens ein:en Schulsozialarbeiterin für jeden Schulstandort in ganz Österreich und mindestens eine Schulpycholog:in pro 100 Schüler:innen. Außerdem müsste die Krankenkasse die volle Kostenübernahme bei benötigten Therapien übernehmen.

Romana Greiner

Romana recherchiert am liebsten über die großen Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft: Warum bekommt eine Mitarbeiterin 200 Mal weniger Gehalt als der Konzernchef? Wieso sind die Volksschullehrerin oder der Briefträger immer noch so schlecht entlohnt? Als Chefredakteurin leitet sie seit 2023 die NeueZeit und ihr engagiertes Team. Um vom Redaktionsalltag den Kopf frei zu bekommen, ist sie gern in der Natur sporteln oder auf Konzerten.

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