Chaos-Bildungsminister Martin Polaschek macht genau dort weiter, wo sein Vorgänger Heinz Faßmann aufgehört hat. Die aktuellen Leidtragenden sind MaturantInnen in ganz Österreich. Doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Denn tausende SchülerInnen wehren sich jetzt mit einem Matura-Schulstreik!
Stichwort
Die Kolumne von Paul Stich,
Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Österreich.
“Österreich ist das einzige Land, das aus Erfahrung dümmer wird.” Dieses (mittlerweile als falsch belegte) Zitat des Schriftstellers Karl Kraus aus den 1930ern wird verlässlich immer dann gebracht, wenn sich österreichische Regierungen als besonders unfähig herausstellen. Nun ist es, inmitten der x-ten Corona-Welle, wieder einmal so weit. Der Anlass diesmal? Die Schulen und konkreter der Schulabschluss.
In einem Punkt sind sich ausnahmsweise mal alle einig: Österreichs SchülerInnen befinden sich in einer Ausnahmesituation. Seit mittlerweile fast zwei Jahren befinden sie sich in einem Umfeld, das mit einer optimalen Lernumgebung wenig zu tun hat. Die ständige Angst vor Infektionen, Quarantäne und die soziale Isolation haben ihre Spuren hinterlassen. Rund ein Drittel aller SchülerInnen kämpft aktuell mit psychischen Belastungen.
Und die Bundesregierung? Die tut ihr bestes, um die Situation für SchülerInnen weiter zu verschlimmern. Türkis-Grün hat das Kunststück vollbracht, den Schulbeginn nicht nur 2020, sondern auch im Jahr darauf völlig zu verschlafen. Bis heute mangelt es an einfachen Dingen, die für Schulen eine enorme Erleichterung bringen würden. Luftfilteranlagen in allen Klassen? Kleinere Lerngruppen? Zumindest ein flächendeckendes PCR-Testnetzwerk für einen sicheren Schulbetrieb? Alles Fehlanzeige.
Hier sieht man auch die Prioritäten der Bundesregierung. Türkis-Grün unternimmt alles menschenmögliche, um trotz horrenden Corona-Zahlen die Skisaison samt Apres-Ski durchdrücken zu können – offensichtlich will die Bundesregierung endlich auch eine österreichische Corona-Mutation kreieren. Währenddessen vergisst sie seit zwei Jahren konsequent auf Österreichs Jugendliche in den Schulen.
In den vergangenen Jahren wurde bei der Matura Rücksicht auf die Pandemie genommen. So wurde etwa die Jahresnote in die Gesamtbeurteilung mit einbezogen oder die Präsentation der Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) auf freiwillige Basis umgestellt. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen hat Bildungsminister Martin Polaschek, der vor wenigen Wochen per ÖVP-Postenschacher ins Amt gesetzt wurde, angekündigt, diese Anpassungen heuer nicht wieder im gleichen Maße umzusetzen.
Dass der Bildungsminister diese Anpassungen inmitten der Omikron-Welle aussetzt und damit zusätzlichen Druck aufbaut, ist höchst verantwortungslos. Als Reaktion auf die steigende Verunsicherung unter den SchülerInnen erschien ein Interview, in dem Polaschek sagte, man könne die Matura ruhig auch im Spital schreiben. Ein zynischer Schlag ins Gesicht vieler besorgter Jugendlicher, die sich von einem Bildungsminister vor allem Hilfe für ihre Situation erwarten würden.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist nicht einzusehen, warum tausende MaturantInnen das Versagen der Bundesregierung ausbaden müssen. Dieselben Matura-Anpassungen, die schon in den vergangenen beiden Jahren gegolten haben, müssen heuer wieder gelten. Alles andere wäre eine grobe Ungerechtigkeit.
Wie der Bildungsminister nun reagieren wird, wird sich zeigen. Klar ist: Österreichs MaturantInnen nehmen nun mit dem Maturastreiks im ganzen Land das Heft selbst in die Hand – sie haben allen Grund dazu!
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