Gesellschaft

Skipass-Preise explodieren: Braucht es Tarife für Einheimische?

Die Skisaison beginnt heuer so früh wie selten. Vom Semmering über die Tauplitz bis zur Silvretta Montafon wurden Saisonstarts vorgezogen, manche Gebiete öffnen bereits Wochen vor Plan. Neuschnee, eisige Temperaturen und unermüdliche Schneekanonen liefern Bilderbuchbedingungen für einen fulminanten Winterauftakt. Doch während die Pisten glänzen, greift das Publikum tief in die Tasche: Tageskarten kosten mittlerweile bis zu 81,50 Euro. Die 80-Euro-Grenze fällt wie nebenbei, ein neuer Preisstandard ist geboren.

Jedes Jahr ziehen die Skipasspreise weiter an, und heuer wurde erstmals breit die 80-Euro-Marke geknackt. In mehreren großen Tiroler Skigebieten liegen die Tagestickets inzwischen zwischen 81 und 83 Euro, etwa in Sölden oder am Arlberg. Zahlreiche weitere Gebiete verlangen deutlich über 70 Euro. Die Kostenexplosion ist damit längst kein Einzelfall mehr, sondern ein klarer Trend im alpinen Wintertourismus seit einigen Jahren.

Warum Einheimische beim Skifahren unter Druck geraten

Damit lodert eine Debatte wieder auf, die in regelmäßigen Abständen aufflammt: Sollen Einheimische in österreichischen Skigebieten wieder einen eigenen Tarif bekommen? Über Jahre hinweg galt das als selbstverständlicher Bestandteil des touristischen Miteinanders. Doch während die Preise steigen, werden jene, die in den Skiregionen leben, zunehmend aus der eigenen Freizeitkultur gedrängt.

Darum sind klassische Einheimischentarife derzeit nicht erlaubt

Klassische Einheimischentarife wurden aufgrund des EU-Gleichbehandlungsgebots abgeschafft: Wohnortbezogene Preisvorteile verstoßen gegen europäisches Recht. Und dennoch wünschen sich viele Gebiete diese Modelle zurück. Dass die Nachfrage so stark bleibt, zeigt die Kluft zwischen juristischer Theorie und sozialer Realität.

Einige Skigebiete arbeiten an kreativen Konstruktionen. „Einheimische“ werden etwa nicht mehr über den Meldezettel, sondern über den Vertrag mit einem regionalen Energieversorger definiert. Die Arbeiterkammer Tirol bietet mit ihrer „Schutzkarte“ Vergünstigungen.

Dynamische Skipreise im Test

Manche Regionen setzen lieber auf dynamische Preisgestaltung. Klingt modern, trifft aber besonders Familien, die an Wochenenden fahren müssen und dann die teuersten Tarife vorfinden. Der Effekt: Entlastet werden vor allem flexible Singles und Tourist:innen, während Familien und Einheimische tendenziell verlieren.

Auch die Arbeiterkammer Oberösterreich warnt vor einer zunehmenden sozialen Schieflage. Zu Saisonbeginn 2024/25 beobachtete sie das dynamische Preismodell in Hochficht, Wurzeralm und Hinterstoder und kam zu einem klaren Urteil: „Derzeit profitieren vor allem die Skigebiete von den dynamischen Preisen, während die Konsumentinnen und Konsumenten das gesamte Risiko tragen.“

Soziale Fairness am Berg

Der Kern der Debatte ist nicht juristischer Natur, sondern gesellschaftspolitisch: Wie bleibt Wintersport für eine breite Bevölkerungsschicht zugänglich? Wenn Skifahren immer stärker zum Luxusgut wird, verlieren Menschen mit durchschnittlichem Einkommen den Zugang zu einer Sportart, die im Alpenraum lange Teil des Alltagslebens war. Gleichzeitig gefährdet das die Akzeptanz des Tourismus, denn ohne die Unterstützung der lokalen Bevölkerung verliert das System seine Basis.

Wie Wintersport wieder leistbar werden kann

Die Diskussion über Einheimischentarife ist nur ein Teil eines größeren Problems. Es braucht Modelle, die sozial fair, rechtlich haltbar und finanziell realistisch sind: etwa leistbare Saisonkarten für alle, Bonussysteme für Vielnutzer:innen, familienfreundliche Preisstrukturen oder eine stärkere Förderung kleiner, regionaler Skigebiete, die oft die wichtigsten Orte für breit zugänglichen Wintersport darstellen.

Zukunft des Skitourismus

Der Wintertourismus der Zukunft kann nur funktionieren, wenn der Zugang zum Skisport für möglichst viele Menschen leistbar bleibt. Es geht nicht um Sonderprivilegien für einzelne Gruppen, sondern um ein Preissystem, das soziale Fairness ernst nimmt und Wintersport wieder breiter ermöglicht. Ein Einheimischentarif wäre dabei nur ein möglicher Ansatz. Entscheidend ist ein Gesamtmodell, das den Sport langfristig zugänglich hält und seine gesellschaftliche Verankerung stärkt.

Die Frage lautet daher nicht, wer vom Berg profitiert, sondern wie ein faires, nachhaltiges Preissystem aussehen kann. Und auf diese Antwort wartet der Wintertourismus schon viel zu lange.

NeueZeit Redaktion

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Tags: Einheimische Skifahren Skipässe

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