Niederösterreich

ÖVP-FPÖ-Kassenreform: Nur noch ein Kinderarzt für ganz St. Pölten

St. Pölten bangt um seinen letzten Kinderarzt mit ÖGK-Vertrag. Die Stadt kämpft seit Jahren gemeinsam mit der Arbeiterkammer Niederösterreich um genügend Fachärztinnen und -ärzte. Doch eigentlich liegt der Ball bei der Österreichischen Gesundheitskassa (ÖGK).

Von den drei Kassenstellen für Kinderärzte in St. Pölten ist nur noch eine besetzt. Für knapp 60.000 St. Pöltnerinnen und St. Pöltner. Der sozialdemokratische Bürgermeister Matthias Stadler bemüht sich fieberhaft um ausreichend Fachärztinnen und Fachärzte für Kinderheilkunde in der Landeshauptstadt. Unterstützung kommt von der Arbeiterkammer Niederösterreich: Sie bietet im Rahmen ihres Familienberatungszentrums Ordinationsräume für einen neuen Kinderarzt an.

Stadtpolitik und Arbeiterkammer springen für ÖGK ein

Trotzdem gestaltet sich die Suche schwierig. Vor allem: Die Stadtpolitik ist eigentlich gar nicht verantwortlich. Sie sucht nur Lösungen, weil die Situation für die St. Pöltnerinnen und St. Pöltner unerträglich ist und die ÖGK ihrer Meinung nach zu wenig tut. Vizebürgermeister Harald Ludwig (SPÖ) ärgert das: „Wie bereits mehrmals erwähnt, liegt die Zuständigkeit hier ganz deutlich bei der Gesundheitskasse, an deren Spitze sogar ein St. Pöltner Familienvater und ehemaliger ÖVP-Mandatar sitzt, der sicherlich auch Verständnis für die schwierige Situation in Städten hat.“

Neu kann das Problem der ÖGK jedenfalls nicht sein: Am Land fehlt es immer wieder besonders an Fachärztinnen und Fachärzten. Nun trifft es mit St. Pölten allerdings sogar schon eine Landeshauptstadt.

Zu wenig Geld und Ausbildungsplätze

Das hat vor allem zwei Gründe. Einerseits die derzeitigen Tarife: Kassenärztinnen und -ärzte verdienen deutlich weniger als  Privat- oder Wahlärztinnen und -ärzte. Die ÖGK muss darauf reagieren. Nur so kann sie die Versorgung ihrer Versicherten weiterhin garantieren. Die Menschen zahlen schließlich dafür. Andererseits fehlt es in manchen Bereichen an Ausbildungsplätzen: Gerade Kinderärztinnen und -ärzte sind Mangelware. Beides sind Stellschrauben, die die Stadtpolitik nicht bedienen kann.

Was es nicht leichter macht: Die Zusammenlegung der Gebietskrankenkassen zur ÖGK führte zu  finanziellen Problemen, die sich nun durch COVID-19 verschlimmert haben. Die FPÖ hat diese Kassenreform gemeinsam mit der ÖVP beschlossen. Trotzdem kritisiert sie nun die St. Pöltner Stadtpolitik für die Folgen.

St. Pölten macht weiter Druck

Bürgermeister Matthias Stadler gibt jedenfalls nicht auf. Er kämpft für mindestens drei Kinderärzte mit ÖGK-Vertrag in St. Pölten. Die Lösungen liegen für ihn auf der Hand: „Es müssen endlich die Tarife entsprechend angepasst werden. Außerdem müssen mehr Ausbildungsstellen für Kinderärzte bzw. Ärzte generell gewährleistet werden.“ Allerdings ist er dafür auf die eigentlich zuständigen angewiesen: „Jetzt sind klar die Kasse und die Ärztekammer gefordert!“ Denn nachhaltig kann das Problem nur gelöst werden, wenn die Verantwortlichen bei ÖGK, Ärztekammer und Bundesregierung auf Bundesebene aktiv werden.

NeueZeit Redaktion

Ähnliche Artikel

  • Allgemein

Billigpakete im Visier: Schluss mit zollfrei unter 150 Euro

Die Zollfreigrenze für Packerl aus Drittstaaten mit einem Warenwert unter 150 Euro fällt. Was das…

14. November 2025
  • Oberösterreich

Sanierungen nötig: Oberösterreichs Brücken unter Druck

Mit einer schriftlichen Anfrage an den FPÖ-Verkehrslandesrat Günther Steinkellner erhob die SPÖ den Erhaltungszustand der…

13. November 2025
  • Niederösterreich

Was der Niederösterreich-Plan verspricht – und was wirklich drinsteckt

Mit dem "Plan für Niederösterreich" präsentiert der Landtagsklub der SPÖ Niederösterreich ein Zukunftsprogramm für ein…

12. November 2025
  • Gesellschaft

Was das Martinigansl über Macht und Verteilung erzählt

Am 11. November ist Martinitag. Während Kinder mit Laternen durch die Straßen ziehen und das…

10. November 2025
  • Kärnten

Kärntner Sanierungs-Euro: Neue Förderung ab 2026

Das Land Kärnten stellt die Altbausanierung auf völlig neue Beine. Ab dem 1. Jänner 2026…

8. November 2025
  • Kommentar der Redaktion

Warum der November uns runterzieht und wie wir ihn besser aushalten

Der November ist kein einfacher Monat. Er will nichts von uns. Und gerade das macht…

7. November 2025