245 Jahre müsste eine Filialleiterin von Penny arbeiten, um das von uns geschätzte Jahresgehalt des Rewe-Konzernchefs zu verdienen. Das ergeben Recherchen der NeueZeit. So gut wie alle von uns machen ihren Wocheneinkauf beim Supermarkt. Aber wer verdient eigentlich die Euros, die wir so massenhaft in die Billas, Pennys und Spars des Landes tragen? Eine anonyme Filialleiterin gab uns Einblicke in den harten, schlecht bezahlten Arbeitsalltag.
Supermarktangestellte halten buchstäblich den Laden am Laufen. Warum werden sie dann so schlecht bezahlt? Der Handel ist selten für gute Bezahlung bekannt gewesen, obwohl Supermarktangestellte – wir denken an die Pandemiezeiten zurück – systemerhaltend sind. Wenn sie nicht zur Arbeit kommen, bleiben auch unsere Kühlschränke leer. Die Spurensuche zu den Ursachen dieser Ungerechtigkeit führt uns zu gnadenloser Konkurrenz und streng geheimen Managergehältern.
Früh aufstehen – zum Geschäft pendeln – Regale einräumen – Lager managen – immer lächeln. Diesen Alltag haben unzählige Supermarktangestellte und das oft sechs Tage die Woche. Sie räumen Regale ein, kassieren unsere Lebensmitteleinkäufe ab und helfen uns, uns zwischen Chipspackerl und Gemüseregal zurechtzufinden. Arbeiten von Früh bis spät, erzwungene Teilzeit, genervte und manchmal auch keifende Kund:innen oder unzureichender Personalstand. Und das alles für 1.300 Euro netto im Monat. So erzählt es uns eine anonyme Supermarktangestellte in einem Lebensmittelladen. Ein Job im Supermarkt ist kein dankbarer Beruf. Es gibt – gelinde gesagt – angenehmere und besser bezahlte Arbeitsplätze.
Eine weitere ehemalige Penny-Filialleiterin, die anonym bleiben möchte, beschreibt wenig oder gar nicht ausgebildete Mitarbeiter:innen und eine schlecht bleibende Bezahlung. Es “kracht” laut ihr überall. Trotz 20-jähriger Berufserfahrung im Lebensmittelhandel und einer verantwortungsvollen und herausfordernden Position als Filialleiterin verdient sie 2.045 Euro netto im Monat – und das in Vollzeit. Zusätzlich ist es üblich, dass nur die Filialleitung des Geschäftes eine Vollzeit-Anstellung bekommt.
„Vollzeit geht nur als Filialleiterin. Angestellte kriegen maximal Teilzeit.“, so die ehemalige Angestellte.
Auch Corona hat wenig besser gemacht. Trotz Rekordumsätzen im Handel gab es wenig Lohn-Plus. Im Gegenteil: Man vertröstete die Mitarbeiter:innen mit einem lächerlichen 200-Euro-Gutschein – nur für Supermärkte der Rewe Gruppe. Da im Grunde also ein kleiner Umsatz-Boost, der die Zahlen des eigenen Unternehmens aufbessert.
Laut Kollektivvertrag für Handelsangestellte verdient ein:e Supermarktangestellte:r im Jahr ca. 24.300 Euro brutto. Das ist ein Stundenlohn von 12,13 Euro. Und das auch nur bei Vollzeit, die, wie wir wissen, selten gewährt wird. Von diesem Lohn bezahlt man Rechnungen und Miete, kocht Essen, ernährt und erzieht Kinder. Dass sich das nur schwer ausgeht, weiß man auch ohne Mathematikstudium.
Für die Manager-Etagen der Supermarktkonzerne steht Sparen an erster Stelle. Man befindet sich in einem harten Preiskampf mit der Konkurrenz, heißt es. Statt aber die Managergehälter zu kürzen oder die Gewinne auf die Belegschaft zu verteilen, passiert dieser Kampf meistens auf dem Rücken der Arbeiternehmer:innen. Das Management lässt es sich dafür gut gehen. So gut, dass man sich auf Anfrage der NeueZeit weigert, das Gehalt des Vorstandes zu veröffentlichen.
Wir haben also nachgefragt und wollten wissen: Wie viel verdient denn der Konzern-Chef des Penny-Dachkonzerns, der Rewe Group? Zur Rewe Group gehören neben Penny auch Billa, ADEG und BIPA. Auf Anfrage ließ die Pressestelle der REWE Group wissen, dass man das Gehalt des Vorstands nicht veröffentlichen will.
Laut Gesetz in Deutschland und Österreich müssen das nur börsennotierte Unternehmen, also Unternehmen, deren Anteile (Aktien) man an der Börse kaufen kann. Viele Unternehmen sind nicht “an der Börse”, darunter mehrere Supermarkt-Konzerne (Die Rewe Group ist zum Beispiel eine Genossenschaft). Wie viel die Chefs von Supermarktkonzernen verdienen, wissen sie oft nur selbst. Vielleicht auch besser für den Vorstand, wenn niemand genau sagen kann, wie viel mehr der Vorstand im Vergleich zu seinen Mitarbeiter:innen verdient. Auch Anfragen bei der österreichischen “Spar Gruppe” und dem Aldi Süd Konzern wurden zurückgewiesen, mit Verweis auf die geltende Rechtslage. Lidl International beantwortete unsere Anfrage bis Redaktionsschluss nicht.
Aber wie viel mehr verdient denn nun der Vorstandsvorsitzende des Dachkonzerns von Penny, Lionel Souque? Ganz genau kann man es leider nicht sagen. Da Supermarkt-Vorstände ihre Gehälter ja, wie wir jetzt wissen, auch nicht veröffentlichen müssen, müssen wir uns auf eine Schätzung verlassen.
Dafür nehmen wir den veröffentlichten Umsatz der REWE Group im Geschäftsjahr 2023 und suchen uns ein Unternehmen im deutschen DAX, das einen ungefähr ähnlichen Umsatz erzielt. In unserem Fall wäre das der Energiekonzern E.ON. Im Vergleich zu REWEs 92,3 Milliarden Euro kommt E.On auf 93,7 Milliarden Euro. Da sie an der Börse sind, ist das Gehalt von deren Vorstand öffentlich. Dann nehmen wir uns das Gehalt des dortigen CEOs Leonard Birnbaum mit 6,8 Millionen Euro 2023.
Ein:e Billa-Kassierer:in in Österreich verdient laut KV 24.300 Euro brutto pro Jahr. Schätzen wir sehr konservativ und gehen beim REWE Chef von sechs Millionen Euro aus, kann er trotzdem nach circa anderthalb Tagen Feierabend machen. Denn dann hat er schon so viel Geld am Konto, wie die Kassiererin in einem ganzen Jahr im Supermarkt verdient.
Wenn Souque so viel wie angenommen – oder vielleicht sogar mehr verdient- wäre das das 245-fache von dem, was eine Billa-Filialleiterin in Österreich bekommt. In anderen Supermärkten sieht es nicht viel besser aus. Bei abertausenden Mitarbeiter:innen in Filialen quer durch ganz Österreich, bleiben deren Chefs und Eigentümer lieber zurückhaltend. Der Gründer von Lidl – Dieter Schwarz – gilt beispielsweise als einer der reichsten Deutschen. Auch die Eigentümer von Aldi und Hofer sind keine armen Leute. Warum wir ihre Gehälter und ihre Vermögen nicht wissen dürfen? Das soll mal einer der Konzernchefs unserer befragten Supermarkt-Filialleiterin erklären.
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