So reden also mächtige ÖVP-Eliten wie Thomas Schmid über die normalen Leute, wenn vermeintlich niemand zuhört. In neu aufgetauchten Chat-Protokollen bezeichnet Schmid Flughafen-Passagiere als „Pöbel“ und Menschen, die er bei einem Behördengang trifft, als „Tiere“. Den Betriebsrat will er abmontieren.
Der Untersuchungs-Ausschuss hat neue geheime Chats von ÖBAG-Chef Thomas Schmid bekommen, über die das Online-Magazin ZackZack als erstes berichtete. Darin wird ersichtlich, wie ÖVP-Mann Schmid über normale Leute spricht, wenn (vermeintlich) niemand zuhört.
Gegenüber einer Mitarbeiterin bezeichnet er Flughafen-Passagiere, die nicht wie er mit Diplomatenpass reisen, als „Pöbel“. Und Menschen, die er bei einem normalen Behördengang am Amt trifft, sind für Schmid „Tiere“.
Im März 2019 steht ÖVP-Mann Thomas Schmid kurz vor seiner Bestellung zum Alleinvorstand der staatlichen Beteiligungsgesellschaft ÖBAG. Auf den Chefsessel gelangte er wohl durch kräftige Mithilfe von Kanzler Sebastian Kurz und Finanzminister Gernot Blümel, wie später geheime Chat-Protokolle nahelegen. Kurz und Blümel bestreiten eine Einflussnahme.
Am 12. März 2019 ist Schmid jedenfalls noch Generalsekretär im ÖVP-Finanzministerium und besitzt den bequemen „Diplomatenpass“, mit dem er bei Auslandsreisen lästige Flughafenkontrollen umgehen kann. Als er realisiert, dass er als ÖBAG-Chef seinen Anspruch auf den Diplomatenpass verlieren wird und sich dann wie jeder andere bei Check-In oder Sicherheitskontrolle anstellen muss, schreibt er laut dem Magazin ZackZack einer Mitarbeiterin:
„Oh Gott, reisen wie der Pöbel.“
Später zieht ihn seine Mitarbeiterin auf und schreibt mit Lachsmiley:
„Wenn du dann nach Pakistan reist, wird es schwierig am Flughafen beim Fußvolk.“
Dass Schmid als ÖBAG-Vorstand wie alle anderen Menschen reisen wird müssen, wird ihm im Chatverlauf schnell klar. Er schreibt seiner Mitarbeiterin:
„Wenn ich weiterhin Diplomatenpass haben will müssen wir das Gesetz ändern.“
Das sei nicht möglich, also schreibt Schmid:
„Da werden wir passen müssen. Das ist einfach vorbei.“
In welcher abgehobenen Welt der Kurz-Freund Thomas Schmid lebt, zeigt noch ein weiterer Chatverlauf. Kurz vor seiner Wahl zum ÖBAG-Vorstand muss Schmid einen Strafregisterauszug vorlegen, um seine rechtlich weiße Weste zu beweisen – ein üblicher Vorgang bei Bestellungen von staatlichen Führungsposten.
Schmid geht selbst zur Behörde, um seinen Auszug abzuholen. Dort trifft er Leute, die wohl ebenfalls Behördengänge zu erledigen haben. Für Schmid offensichtlich ein ungewohntes Bild, er schreibt seiner Mitarbeiterin:
„Ich hasse euch dass ich da herkommen muss zu diesen Tieren für Strafregister.“
Als ihn seine Mitarbeiterin wieder aufzieht („So ist auch reisen ohne Diplomatenpass“), schreibt Schmid zurück:
„Das ist nicht lustig.“
In einem anderen Chat wollte Schmid den Betriebsrat in seiner neuen ÖBAG abmontieren, berichtet der Standard. Schmid schreibt:
„Und Betriebsrat. Weg damit.“
Eine Vertraute teilte ihm aber mit, „das können wir nicht einfach so machen“. Man müsse „auch andere Ideologien verstehen“, schreibt sie. Schmids Antwort:
„Andere Ideologien. Fu** that.“
Im Zuge der bisher schon bekannt gewordenen Chat-Protokolle gab Schmid bekannt, seinen Vertrag als ÖBAG-Chef im kommenden Jahr „freiwillig“ auslaufen zu lassen. Bis dahin verwaltet der ÖVP-Mann über die Beteiligungsgesellschaft weiter Staatsvermögen in Höhe von fast 27 Milliarden Euro.
Und bis dahin verdient Schmid als ÖBAG-Chef auch weiterhin ein erfolgsabhängiges Brutto-Jahresgehalt von 400.000 bis 610.000 Euro.
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