Niederösterreich

Trautmannsdorf will Kleinkindbetreuung einstampfen – Das sagen Eltern dazu! 

Ein Jahr können Familien ihre Kleinsten noch in die Kleinkindbetreuung “Dorfdinos” in Stixneusiedl/ Trautmannsdorf bringen. Danach ist Schluss. Mit September 2026 will die ÖVP-geführte Gemeinde die Krippe schließen. Bedarf gäbe es in der Zuzugsgemeinde genug, erzählen uns Eltern aus Trautmannsdorf und den Nachbargemeinden. Sie reagieren deshalb mit Unverständnis auf die geplante Schließung.

Ab Herbst 2026 sollen hier keine Kleinkinder mehr betreut werden.

“In unserer Siedlung sind unsere und eine zweite Familie, die Einzigen, die aus Trautmannsdorf kommen. Alle anderen sind zugezogen. Das heißt, es ist bei uns eher üblich, dass man keine Großeltern und kein großes Familiennetzwerk aus Tanten oder Onkeln im Dorf hat, die einen bei der Kinderbetreuung unterstützen könnten. Dass der Gemeinderat die Krippe jetzt schließen will, ist für uns deshalb unverständlich.”

Das erzählt Nina Bertl, sie ist Mutter von zwei Söhnen und “Ur-Trautmannsdorferin.” Ihre Buben sind 2 und 8 Jahre alt. Für den Älteren eine Kleinkindbetreuung zu finden, war damals schon schwer, erzählt sie im Gespräch mit der NeueZeit

Bis nach Wien habe sie vor 8 Jahren eine Kleinkindbetreuung für ihren Älteren abgesucht: Gefunden habe sie nicht viel Brauchbares: “Für 3 Tage hätt’ ich dort 700 Euro gezahlt. In den günstigeren Krippen gab’s keine Plätze mehr”. Was Frau Bertl erzählt, kennen viele Familien mit Kleinkindern am Land.

“Wer keine Großeltern oder Verwandte im Dorf hat, hat bei der Kleinkindbetreuung am Land einfach echt ein Problem!”

Kleinkindbetreuung in Trautmannsdorf: “Dorfdinos” erst 2019 eröffnet, jetzt steht Krippe vor dem Aus

Seit 2019 gibt es deshalb die Kleinkindbetreuung. Zuerst als “Dorfspatzen” im Kindergarten Sarasdorf, 1 ½ Jahre später als “Dorfdinos” im ehemaligen Polizeiposten im Ortsteil Stixneusiedl. Die Kinderkrippe, in die Eltern aus Trautmannsdorf und Umgebung ihre Kinder vor dem Kindergarteneintritt bringen konnten, war bald bis auf den letzten Platz gefüllt. In einer Gemeinderatssitzung von Anfang Juni soll die Einrichtung für Kinder von 1 bis 3 Jahre ab Herbst 2026 geschlossen werden. 

Der Grund: Es sei ein Minusgeschäft für die Gemeinde und es gäbe zu wenig Anmeldungen, erzählt der Bürgermeister. Die Entscheidung die Dorfdinos zu schließen, hat jedenfalls nicht nur für Familien in Trautmannsdorf Folgen. Auch Eltern aus umliegenden Gemeinden wie etwa Sommerein bringen ihre Kinder zu den Dorfdinos. Denn: Betreuungseinrichtungen für Kleinkinder sind im Bezirk Bruck an der Leitha – so wie überall in Niederösterreich – rar. 

ÖVP-Bürgermeister Johann Laa: Kinderkrippe “Dorfdinos ist Minusgeschäft”

Die NeueZeit erreicht den Bürgermeister von Trautmannsdorf, Johann Laa, telefonisch. Er meint:

“Wir als Gemeinden sind angehalten, auf unsere Kosten zu schauen.” 

Und rechnet vor: 2024 habe die Gemeinde allein durch die Dorfdinos ein Minus von 106.000 Euro eingefahren. Gleichzeitig kritisiert der ÖVP-Bürgermeister die fehlende Unterstützung vom Land Niederösterreich für die Gehälter des Personals von Krippen und Kindergärten.

Foto von Fabian Centeno auf Unsplash

Vor der Landesoffensive waren Kinder von 1-3 bei den Dordinos untergebracht, seither startet der Kindergarteneintritt mit 2 Jahren und Kinder dürfen seit September 2024 schon mit 2 Jahren den Landeskindergarten besuchen.

Auf die Frage, ob eine Kinderkrippe in den nächsten Jahren in Trautmannsdorf wieder notwendig wird, weil Jungfamilien in Trautmannsdorf ihr Zuhause gefunden haben, antwortet er: “Ausschließen kann ich’s nicht, es gibt Bauland, aber das sind nur private Gründe.”

Kleinkindbetreuung in ganz Niederösterreich ausbaufähig 

Von einem “schweren Rückschritt in der Familien- und Bildungspolitik unserer Gemeinde”, spricht die SPÖ im Ort und mobilisierte mit betroffenen Familien kurz nach dem Gemeinderatsbeschluss Anfang Juni. “Wir wehren uns”, denn eines dürfe im Ort laut Parteivorsitzendem Stefan Matschnigg-Peer nicht passieren: dass ausgerechnet bei den Kleinsten gespart werde. Noch dazu ohne Bedarfserhebung wie viele Familien ihre Kinder gern in den nächsten Jahren zu den “Dorfdinos” gebracht hätten.

Unterstützung kommt auch von der Landtagsabgeordneten Kerstin Suchan-Mayr. 

„Wer behauptet, Niederösterreich ist ein Familienland, der verschließt bewusst die Augen vor der Lebensrealität der Familien. Denn auch nach der jüngsten „Betreuungsoffensive“ in Niederösterreich ist klar: Eltern zahlen immer noch mehrere hundert Euro, wenn sie eine gute Kinderbetreuung wollen, oder müssen im Job zurückstecken,” so die rote Abgeordnete.

Wie ausbaufähig die Kleinkindbetreuung in Niederösterreich ist, lässt sich auch am Gleichstellungsindex 2025 ablesen. Dieser misst die Gleichstellung von Männern und Frauen auf Gemeindeebene. Wenn es etwa ausreichende Kinderbetreuungs-Angebote im Ort gibt, gute Öffi-Anbindungen vorhanden sind oder die Gemeinde über Haus-und Fachärzte verfügt, scheint sie im Ranking des Gleichstellungsindex weit oben auf. 

Im Bezirk Bruck an der Leitha schafft es keine einzige Gemeinde im heurigen Gleichstellungsindex in die TOP20-Gemeinden von Niederösterreich. Mit der geplanten Schließung der Dorfdinos in Trautmannsdorf wird das wohl noch länger so bleiben. 

Romana Greiner

Romana recherchiert am liebsten über die großen Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft: Warum bekommt eine Mitarbeiterin 200 Mal weniger Gehalt als der Konzernchef? Wieso sind die Volksschullehrerin oder der Briefträger immer noch so schlecht entlohnt? Als Chefredakteurin leitet sie seit 2023 die NeueZeit und ihr engagiertes Team. Um vom Redaktionsalltag den Kopf frei zu bekommen, ist sie gern in der Natur sporteln oder auf Konzerten.

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