Wissen

Von Trump lernen, heißt verstanden werden – auch wenn uns das nicht gefällt

Wenn Politikerinnen und Politiker reden, ist das oft nicht leicht zu verstehen. Das hat verschiedene Gründe, doch meist die gleiche Konsequenz: Die Botschaft kommt nicht an. Davon profitieren Trump, Strache und Co. Doch wir können daraus auch etwas für unseren persönlichen Alltag lernen! 

Jede Berufsgruppe hat ihre eigene Fachsprache, die für Außenstehende oft nicht leicht zu verstehen ist. Das gilt natürlich auch für PolitikerInnen und Politiker. Trotz aller Trainings bleibt ihre Sprache oft sehr kompliziert. Donald Trump kann man das nicht vorwerfen. Wenn er am Wort ist, erinnert das meist mehr an einen – verzogenen –  Volksschüler, als an den mächtigsten Mann der Welt.

Es ist leicht, sich darüber lustig zu machen. Doch viel interessanter ist die Frage: Warum ist er damit erfolgreich? Und nach einer kurzen Schrecksekunde: kann man davon lernen?

Bilder sind die Sprache unseres Hirns

Trumps Art, Dinge zu sagen, hat zweifelsohne Unterhaltungswert. Doch Sprachwissenschaftlerinnen interessiert vor allem die Wirkung seiner Sprache. Elisabeth Wehling ist eine davon. Sie beschreibt den Effekt anhand eines Beispiels: Wenn wir davon sprechen „natürliche Ressourcen“ zu schützen, ist das richtig, wichtig und zutreffend formuliert. Bis allerdings ein Bild dazu in unserem Kopf entsteht vergeht einige Zeit – sofern es überhaupt je passiert. Und das ist schlecht, denn wir denken in Bildern, sie „bleiben eher hängen“.

Kopfkino merkt man sich besser

Sagen wir stattdessen, wir müssen „Wald, Wasser, Böden usw.“ schützen, ist das aus fachlicher Sicht sogar unvollständig. Denn „natürliche Ressourcen“ sind mehr als das. Sprachlich ist diese Formulierung allerdings deutlich wirkungsvoller! Denn es entsteht sofort ein Bild im Kopf unseres Gegenübers, sie oder er kann sich etwas unter dem Gesagten vorstellen. Was ich sage findet leichter den Weg ins Hirn der Menschen, denen ich es sagen möchte. Und darauf baut Trumps gesamte Kommunikation und die vieler Populisten auf. Ja: Bildungsbürger und Eliten rümpfen ihre Nase, wenn er spricht. Doch das ist ihm egal. Bei seinen Wählerinnen und Wählern kommt etwas anderes an.

Was bringt mir das?

Sie wissen zu schätzen, dass endlich ein Politiker „normal“ redet. Also so, dass man ihn auch ohne höheren Schulabschluss vollständig und einfach versteht. Und genau das – von den üblen Umgangsformen abgesehen – können wir von Trump lernen. Natürlich macht es Sinn, sich beruflich in der eigenen Fachsprache zu unterhalten. Doch überall anders gilt: Je einfacher meine Sprache, je eher sie Bilder im Kopf meines Gegenübers erzeugt, desto eher werde ich verstanden.

Das hat nichts mit Unwissenheit zu tun, denn es gilt die alte Regel: Man hat einen Sachverhalt erst dann kapiert, wenn man ihn auch in einfachen Worten erklären kann!

Michael Wanek

Ähnliche Artikel

  • Allgemein

Werft Korneuburg: SPÖ pocht auf 78.000m² Naherholungs-Gebiet auf Halbinsel

Werft Korneuburg: Menschen sitzen am Ufer, die Füße im Wasser, Kinder lassen kleine Boote treiben,…

13. August 2025
  • Niederösterreich

9,6 Milliarden Euro: Schulden von Niederösterreich so hoch wie noch nie

 Wenn man die Bundeshauptstadt Wien ausklammert und alle übrigen acht Bundesländer vergleicht, hat Niederösterreich den…

7. August 2025
  • Gesellschaft

Michael Schwarzlmüller: Zu Besuch beim Cowboy der Kalkalpen

Reichraming: Als Kind liest Michael Schwarzlmüller Karl May-Romane und schaut Westernfilme. Als Erwachsener bietet er…

6. August 2025
  • Frauen

Amalie Pölzer: Wer war die Namensgeberin des Amalienbads?

Hätten Sie gewusst, dass das Amalienbad am Reumannplatz nach der 1. weiblichen Gemeinderätin von Favoriten…

5. August 2025
  • Frauen

Künstliche Intelligenz eine Herausforderung für das Menschsein.

Sie wollte nur schnell was essen. Vor ihr: ein Bildschirm, kein Mensch. Die Maschine reagierte…

4. August 2025
  • Allgemein

FPÖ-Bildungspolitik in den Bundesländern: Blaue kürzen bei Schulgeld, Jugendhilfe & Deutschkursen

Die Blauen kürzen wo es nur geht. Vor allem in der Bildungspolitik ist der radikale…

31. Juli 2025