Streik in der Voest-Alpine: In Österreichs größtem Industriebetrieb liefen am Dienstag 24 Stunden lang nur Hochofen, Stahlwerk, Kokerei und Kraftwerk – der absolute Notbetrieb. Alle anderen Bereiche wurden bestreikt. Wenn die Arbeitgeber keine Lohnerhöhungen über der Inflation anbieten, wollen die Beschäftigten die Streiks ausweiten.
Die Streiks der Metaller haben nun auch Österreichs größten Industriebetrieb erreicht. Das „rotzfreche Angebot der Industrie“ lasse man sich nicht gefallen, sagt Voestalpine-Betriebsrat Hans-Karl Schaller. Am Dienstag haben deshalb 6.000 Beschäftigte der Voestalpine die Arbeit für 24 Stunden niedergelegt. Nur Hochofen, Kokerei, Stahlwerk und Kraftwerk waren von den Streiks ausgenommen. Wenn bei den Verhandlungen nichts weitergehe, seien aber auch in den Dauerbetrieben Streiks vorstellbar, so die Gewerkschaft.
Für Voestalpine-Betriebsrat Schaller sei das Angebot der Arbeitgeber „rotzfrech“. Die Arbeitgeber boten am Montag durchschnittlich nur 5,99 Prozent mehr Lohn. Zum Vergleich: Die Teuerung der vergangenen zwölf Monate liegt bei durchschnittlich 9,6 Prozent. Mit diesem Angebot würden die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen also real an Lohn verlieren, statt mehr zu bekommen. Sie hätten zwar mehr Geld auf dem Konto, könnten sich davon wegen der gestiegenen Preise aber weniger kaufen.
Außerdem wollen die Arbeitgeber die Überstundenzuschläge um 50 Prozent kürzen – für Teilzeitarbeiter sogar komplett streichen. Schaller sieht darin einen Angriff auf die Sozialpartnerschaft: „Es geht nicht mehr um die Löhne, sondern die KV-Verhandlungen der Metaller werden für einen Angriff auf alle Kollektivverträge missbraucht“, so der Betriebsratsvorsitzende der Voestalpine.
Die Beschäftigten der metalltechnischen Industrie sind entschlossen, weiter zu streiken. Vorerst bis zum 29. November. Bis dahin erwartet sich die Gewerkschaft PRO-GE ein verbessertes Angebot von den Arbeitgebern. Denn das jetzige sei mit 5,99 Prozent nur 0,01 Prozent höher als das letzte, kritisiert Schaller.
Schaller vermutet, dass die Arbeitgeber in Wahrheit gar keinen Abschluss wollen. Vielmehr gehe es darum, die Verhandlungsgemeinschaft aufzukündigen – also den gemeinsamen Kollektivvertrag für alle Beschäftigten. Der Chefverhandler der Arbeitgeber, Christian Knill, hat bereits in diese Richtung argumentiert: Er meinte, dass in Zukunft jeder Betrieb selber verhandeln solle, wenn es nicht bald zu einer Lösung kommt. Ob der Arbeitgeber-Vertreter ein echtes Interesse an dieser Lösung hat, ist jedoch fraglich: Laut Betriebsrat Schaller war Knill bisher bei keiner einzigen Verhandlungsrunde anwesend.
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