Österreich

Die Realität der Corona-Krise unter Türkis-Grün: +4% für Vorstandsbosse, -1,8% bei Arbeitnehmer-Gehältern

Von wegen Krise: Die Gehälter der Vorstandsbosse stiegen im Corona-Jahr 2020 um 4% auf durchschnittlich 1,9 Millionen Euro – das 57-fache des österreichischen Durchschnitts-Einkommens. Die Gehälter der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sanken hingegen um 1,8%. Und viele haben in der Krise sogar ihren Job verloren. Sie wurden von den Vorständen gekündigt, die sich nebenbei ihre eigenen Boni erhöhten.

Krise? Nicht für die Vorstandsbosse von Österreichs großen börsennotierten Unternehmen. Deren Gagen stiegen im Corona-Krisenjahr 2020 um 4%. Damit verdienten die Vorstände durchschnittlich 1,9 Millionen Euro Jahresgehalt. Zum Vergleich: Das ist das 57-fache des österreichischen Durchschnitts-Einkommens. Die Arbeiterkammer hat die Vorstandsgehälter in Österreich 2020 von 17 der 20 im heimischen Börsenindex ATX vertretenen Unternehmen untersucht.

Während die Chefetage fette Gagen kassierte, haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Krise deutlich zu spüren bekommen. Ihre Entgelte sanken 2020 um 1,8%. Das liegt auch daran, dass wegen hoher Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit die insgesamt geleisteten Arbeitsstunden von unselbstständig Beschäftigten in der Krise sanken.

Steigende Vorstandsgagen und sinkende Arbeitnehmer-Gehälter – das ist die Realität der Corona-Krise unter der türkis-grünen Bundesregierung.

-40% Gewinn-Einbruch, aber Vorstandsgehälter stiegen in Österreich 2020 um 4%

Dabei brach Österreichs Wirtschaft 2020 um 6,3% ein. Die Vorstandsbosse ließen sich aber weder davon, noch von der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer eigenen Unternehmen beeindrucken. Die Gewinne der ATX-Unternehmen rasselten im Krisenjahr um 40% nach unten. Trotzdem zahlten sich die Chefitäten ein fettes Gehaltsplus aus, das laut Arbeiterkammer-Studie vor allem durch den Anstieg der Einstiegszahlungen und Abfertigungen zustande kam.

Einen ähnlichen Gewinn-Einbruch mussten die ATX-Unternehmen in der Finanzkrise 2009 hinnehmen, damals betrug der Gewinn-Rückgang 38,8%. Das schlug sich aber auch in den Vorstandsgagen nieder: Die Gehälter der Vorstände sanken 2009 um 25,6%.

Verpackungs-Hersteller Mayr-Melnhof zahlt einem Manager doppelt so viel Abfertigung wie 150 Gekündigten

Von einem Gehaltsminus für Wirtschaftsbosse ist in der aktuellen Corona-Krise keine Spur mehr. Gagenkaiser ist der ehemalige Vorstandschef des Verpackungs-Herstellers Mayr-Melnhof, Wilhelm Hörmanseder, der für sein Ausscheiden 11,3 Millionen Euro Abfertigung kassierte. Dazu kommen noch eine halbe Millionen Euro Grundgehalt.

Besonders pikant: Letzten Herbst verloren 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Mayr-Melnhof ihren Job, weil der Konzern sein Werk in Niederösterreich zusperrte – die Fabrik sei nicht profitabel genug gewesen. Für den Sozialplan für die 150 Gekündigten nimmt das Unternehmen 4,5 Millionen Euro in die Hand. Für die Abfertigung ihres Vorstandsvorsitzenden mehr als doppelt so viel.

Unter den zehn Top-Verdienern sind gleich sechs Vorstände der Bawag Group. BAWAG-Chef Anas Abuzaakouk steht mit einem Jahresgehalt von 5,3 Millionen Euro auf Platz 2 der Vorstands-Gehaltsliste. Obwohl die Bankmanager ihre eigenen Gagen ungeniert erhöhen, kündigte die Bawag im Mai 2021 einen drastischen Personalabbau an: Rund 200 Beschäftigte sollen ihren Job verlieren.

AK-Vorschlag: Lohnspanne zwischen Vorständen und Angestellten begrenzen

Befeuert werden die in der Krise steigenden Vorstandsgehälter wohl auch von der Politik der Bundesregierung. Österreich steckte 2020 insgesamt 18,2 Milliarden Euro in Corona-Förderungen für Konzerne und Unternehmen. Das sind fast 5% des BIP – so viel wie in keinem anderen EU-Land.

Die Arbeiterkammer selbst schlägt vor, die Lohnspanne zwischen den Gehältern für den Vorstand und für die Angestellten zu verkleinern. Möglich wäre etwa eine Regelung, dass Vorstände nicht mehr als 6-mal so viel verdienen dürfen wie ihre Angestellten. Das könnte der jeweilige Aufsichtsrat festlegen.

Außerdem sollen die Bonuszahlungen für Manager an soziale und ökologische Ziele des Unternehmens geknüpft werden, etwa den Erhalt von Arbeitsplätzen oder die Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Und gerade jetzt gelte: „Ein Verzicht auf Bonuszahlungen – gerade in Zeiten der Krise – wäre ein deutliches Zeichen der Solidarität“, sagt AK-Studienautorin Christina Wieser.

Philipp Stadler

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