Zu viele junge Männer haben ein traditionelles und veraltetes Rollenbild – Mutter, Hausfrau und „gehörig“. Vorurteile gegen Frauen sind stark verbreitet und auch von der Gleichstellung von Frauen und Männern sind wir meilenweit entfernt. Unsere Gastautorin, Laura Wiednig, kritisiert in ihrem Kommentar das Totalversagen der Regierungen bei der Gleichstellung der Geschlechter und warnt vor drastischen Folgen für die Frauen.
Gastkommentar von Laura Wiednig
Laura Wiednig ist Landesfrauengeschäftsführerin der SPÖ Oberösterreich Frauen
Vorurteile gegen Frauen sind weltweit unverändert stark verbreitet und auch von der Gleichstellung von Frauen und Männern sind wir meilenweit entfernt. Das zeigen eine aktuelle Umfrage von PLAN-International und ein Bericht der Vereinten Nationen (UNDP). Angesichts der drastischen Ergebnisse der deutschen Plan-International Befragung, wurde Kritik an der „Echtheit“ der Umfrage-Ergebnisse immer lauter. Und tatsächlich gilt die Umfrage als nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung. Dennoch bestätigt eine zeitgleich veröffentlichte Studie des Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) die Erkenntnisse.
Viele junge Männer haben demnach ein traditionelles, veraltetes Rollenbild: die Hausfrau. 52 Prozent der Männer meinen, sie selbst sollten das Geld verdienen, die Frauen für den Haushalt sorgen. Jeder zweite will keine Beziehung mit einer Frau, die viele Sexualpartner hatte. Gleichzeitig reizt es aber 37 Prozent der Männer, mit vielen Frauen Sex zu haben. Fast die Hälfte gab an, in der Beziehung oder Ehe das letzte Wort haben zu wollen und 39 Prozent erwarten von ihrer Partnerin, dass sie für den Erfolg des Mannes zurücksteckt.
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) berichtet, dass es in den letzten zehn Jahren kaum Verbesserungen bei den Vorurteilen gegenüber Frauen gab. Die Hälfte der Menschen weltweit glaubt nach wie vor, dass Männer bessere Politiker als Frauen seien. Nur 27 Prozent finden es wichtig für die Demokratie, dass Frauen dieselben Rechte haben wie Männer.
Sehr besorgniserregend ist, dass ein Drittel der befragten Männer von der Plan International Umfrage Gewalt gegen Frauen legitimiert. Damit machen sie Gewalt zu einem vermeintlichen „Kavaliersdelikt“. 33 Prozent finden es sei „akzeptabel“, wenn einem Mann bei einem Streit „die Hand ausrutscht“ oder sie damit den Frauen „Respekt einzuflößen“. Außerdem meint die Hälfte der befragten Männer, dass aufreizendes Verhalten von Frauen als „Aufforderung für mehr“ verstanden werden darf. Der eingangs genannte UN-Bericht zeigt ein ähnlich schockierendes Bild. Demnach findet ein Viertel, es sei gerechtfertigt, wenn ein Mann seine Frau schlägt.
Die Ergebnisse machen klar: Regierungen haben weltweit versagt, wenn es um das Aufbrechen von alten Rollenbildern und die Gleichstellung der Frauen und Männer geht. Trotz Bewegungen wie #metoo gibt es puncto Frauenpolitik gefühlt mehr Rückschritte als Fortschritte. Das schadet der gesamten Gesellschaft und blockiert nicht nur die Entwicklung der gesamten Menschheit, sondern vor allem die Selbstermächtigung von Frauen.
Auch in Österreich herrscht Aufholbedarf: Die vielen Femizide, Betretungs- und Annäherungsverbote von gewalttätigen (Ex-)Partnern sind nicht nur Zeichen von männlicher Unterdrückung gegenüber Frauen, sondern zeugen auch von politischem Versagen. Trotz der Aufschreie der Beratungsstellen und Opferschutzeinrichtungen, sieht die Politik in Österreich seit Jahren weg und schweigt. Wenn wir bedenken, dass es um das Leben von Menschen – speziell von Frauen geht – müssen wir als Gesellschaft endlich Maßnahmen ergreifen.
Der UN-Bericht ruft Regierungen in Österreich und auch weltweit dazu auf, endlich ihre entscheidende Rolle bei den sich verändernden Geschlechterrollen wahrzunehmen. Frauen sind stark, mutig, laut und zum Glück auch immer mehr in politischen Entscheidungspositionen vertreten. Im Jahr 2023 müssen wir uns sicher nicht mehr von altbackenen Vorurteilen unterkriegen lassen!
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