Politik

Amazon-Boss Jeff Bezos verdient in einer Sekunde mehr als seine Lagermitarbeiter in einem ganzen Monat

Nicht alle verlieren in der Corona-Krise: Amazon-Chef Jeff Bezos verdient 3.600 Dollar pro Sekunde. Weil klassische Geschäfte weltweit geschlossen sind, boomt der Online-Handel. Die Amazon-Beschäftigten bleiben dabei aber auf der Strecke: Sie verdienen schlecht und müssen ihre Gesundheit gefährden. Trotz Milliarden-Gewinnen zahlte Amazon 2019 keine Steuern in Österreich. Das ist mit legalen Steuertricks möglich.

Nicht alle verlieren in der Corona-Krise. Für manche läuft es sogar richtig gut: Jeff Bezos, der Chef des Online-Händlers Amazon, verdient rund 3.600 Dollar – pro Sekunde. Damit verdient Bezos in einer einzigen Sekunde mehr Geld, als ein Lagerarbeiter in seinem Unternehmen für ein ganzes Monat Arbeit Gehalt bekommt. Amazon bezahlt seine Beschäftigten schlecht und gefährdet obendrein ihre Gesundheit.

Jeff Bezos knackte als erster Mensch der Welt die 200 Milliarden Dollar Marke

Rund um den sogenannten „Black Friday“ (27.11.) oder den „Cyber Monday“ (30.11.) rückt der Online-Versandhändler Amazon einmal mehr ins Rampenlicht.  Die Begriffe sind Marketing-Erfindungen. An den beiden Tagen locken Online-Händler mit vermeintlich großen Rabatten, die sich aber oft nur als billiger Trick entpuppen. Trotzdem machen Konzerne wie Amazon Milliardenumsätze in nur wenigen Tagen.

Besonders große Gewinne erzielt Amazon im Corona-Jahr 2020. Weil klassische Geschäfte weltweit immer wieder schließen müssen, wird vermehrt online bestellt. So konnte Amazon-Boss Jeff Bezos sein persönliches Vermögen allein im Frühling 2020 um ein Drittel vergrößern. Während die Welt in der Krise steckte, knackte er im Sommer als erste Einzelperson der Welt die 200 Milliarden Dollar Marke. So reich wie Bezos war noch nie zuvor jemand.

19.000 Amazon-Beschäftigte in den USA sind mit Corona infiziert

Der Aktienkurs von Amazon stieg seit Beginn des Jahres 2020 um 60% an. Die Rekord-Gewinne für den Konzern liegen nicht nur am Corona-bedingten Einkaufs-Boom im Internet. Sie resultieren auch aus schlechten Arbeitsbedingungen und Niedrig-Löhnen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Herbst wurde bekannt, dass 19.000 Amazon-Beschäftigte in den USA mit dem Corona-Virus infiziert sind. Angestellt haben deshalb gegen mangelnden Gesundheitsschutz in ihrer Arbeit protestiert. Daraufhin wurde der Organisator des Protests, Christian Smalls, entlassen.

Auch aus Deutschlang gibt es Berichte, dass Amazon seine Beschäftigten nicht ausreichend schützt. Der Konzern verschweigt seinen Mitarbeitern Corona-Infektionen im Betrieb oder spricht sogar krankheitsbedingte Kündigungen aus, wie die Gewerkschaft Verdi vermutet.

Amazon zahlt keine Steuern in Österreich – so funktioniert der Steuertrick

Trotz Milliarden-Umsatz zahlte Amazon 2017 und 2018 keine Einkommenssteuer in den USA, sondern erhielt sogar noch eine Steuerrückerstattung von 137 bzw. 129 Millionen Dollar. Auch in Österreich zahlte der Konzern im Jahr 2019 keine Steuern. Das ist mit völlig legalen Steuertricks möglich, die auch andere große Technik-Unternehmen wie Google oder Apple anwenden.

Durch Steuertricks von Konzernen und Superreichen verliert die EU jährlich 170 Milliarden Euro an Einnahmen.

Dafür errichten die Mega-Konzerne eine Unternehmenszentrale in Europa. Sie liegt in vielen Fällen in Irland, weil die Steuern dort besonders niedrig sind, wie Ökonom Friedrich Schneider erklärt. Die österreichische Tochtergesellschaft von Amazon zahlt dann hohe Lizenzgebühren nach Irland – das verringert den Unternehmensgewinn, der eigentlich hierzulande erwirtschaftet wurde. Durch diese und ähnliche Steuertricks verlieren die EU-Mitgliedsstaaten jährlich 170 Milliarden Euro an Steuereinnahmen. Das ist mehr als das gesamte EU-Budget von 148 Milliarden Euro im Jahr 2019.

Während Arbeiter und Angestellte in Österreich Monat für Monat ihre Steuern zahlen müssen, kann sie ein amerikanischer Konzern wie Amazon mit legalen Tricks umgehen. Vorschläge wie eine Digitalsteuer für Technik-Unternehmen oder eine europaweiter Mindeststeuer für Unternehmensgewinne scheiterten bisher am Widerstand von Lobbyisten. Kein Wunder: Acht von zehn Finanzberatern der EU sind Ex-Banker.

Philipp Stadler

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