Wien

Wiener Kaffeehauskultur: Der erste Kaffeehausbesitzer Wiens war ein Spion

Die traditionsreichen Wiener Kaffeehäuser gehören ebenso zum Stadtbild wie Riesenrad und Stephansdom. Über deren Entstehung gibt es viele Legenden. So soll Georg Franz Kolschitzky während der Türkenbelagerung als Türke verkleidet die feindlichen Linien durchbrochen haben, um Karl von Lothringen eine wichtige Botschaft zu überbringen. Als Belohnung dafür bekam er unter anderem die Kriegsbeute der Türken. Unter dieser befanden sich auch Säcke mit dunklen Bohnen. Doch die wahre Geschichte der Kaffeehäuser ist eine ganz andere.

Der erste Cafetier war eigentlich ein Spion

Die Geschichte der Wiener Kaffeehäuser beginnt gegen Ende es 17. Jahrhunderts: Damals erhielt der armenische Spion Johannes Deodato als Gegenleistung für seine Spionagetätigkeiten die erste Kaffeeschank-Erlaubnis der Stadt. Er eröffnete ein Kaffeehaus, das aus einem einzigen Zimmer mit einfachen Holzbänken bestand. Es lag im Hachenbergischen Haus auf dem Haarmarkt, die heutige Rotenturmstraße 14.

Stundenlanges Verweilen im Kaffehaus

Das Wiener Kaffeehaus unterschied sich von einem gewöhnlichen Café. Hier war und ist es durchaus üblich, dass ein Gast, der eigentlich nur einen Kaffee bestellt hat, stundenlang darin verweilt, Zeitung liest oder arbeitet. Die Zeitungen sind auf eigenen Gestellen aufgespannt. Ab dem späten 19. Jahrhundert nutzen Schriftstellerinnen und Schriftsteller die Cafés nicht nur als Treffpunkt um zu reden, sondern auch direkt zum Schreiben. Hierbei spricht man von der Kaffeehausliteratur.

Wiener Kaffeehäuser: Frauen zunächst verboten

Der Zugang zu den Kaffeehäusern war zunächst nur Männern vorbehalten. Erst 1856 gestattete das Café Francais als erstes Kaffeehaus auch Frauen den Zutritt. Zuvor war man der Meinung gewesen, dass die Cafés aufgrund der Spielerei, Alkohol und Zigaretten zu “verrucht” für Frauen seien. Nur der sogenannten Sitzkassiererin war es neben dem Küchenpersonal erlaubt, als einzige Frau im Café zu sein.

Kaffehauskultur: Seit 2011 UNESCO-Weltkulturerbe

Seit November 2011 ist die Wiener Kaffeehauskultur offiziell immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Die Organistion begründet diesen Schrit so:

“Die Tradition der Wiener Kaffeehauskultur ist durch eine ganz spezielle Atmosphäre geprägt. Typisch für die Wiener Kaffeehäuser sind Marmortischchen, auf denen Kaffee serviert wird, Thonet-Stühle, Logen, Zeitungstischchen und Details der Innenausstattung im Stil des Historismus. Die Kaffeehäuser sind ein Ort, in dem Zeit und Raum konsumiert werden, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht.”

Hier geht´s zu weiteren Wien-Geschichten.

Sara Mohammadi

Ähnliche Artikel

  • Bildung

Handyverbot an Österreichs Schulen: Der Kampf gegen den „Brainrot“

Seit 1. Mai gilt in Österreich ein Handyverbot an Schulen bis zur 8. Schulstufe. Was…

2. Juni 2025
  • Burgenland

Rohrbrunner Reisegruppe sammelt 3700 Euro für beeinträchtigte Kinder in Indien

Im Februar haben sich 32 Personen aus den burgenländischen Gemeinden Deutsch Kaltenbrunn, Rohrbrunn, Rudersdorf, Dobersdorf,…

29. Mai 2025
  • Gastbeiträge

Ich hab’ 2 Jahre keinen Alkohol getrunken – und alles ist besser!

Alkohol ist in unserer Gesellschaft tief verankert – ein gesellschaftliches Ereignis ohne zu trinken, ist…

27. Mai 2025
  • Frauen

„Mädchen gehören nicht ins Gymnasium.“ Heute hab‘ ich ein Studium!

Ich wollte unbedingt aufs Gymnasium gehen und später studieren. Doch damals sagte man mir: „Das…

21. Mai 2025
  • Frauen

Oberösterreich bekommt Gewaltambulanz: „Traurig, dass zuerst etwas passieren musste, damit ÖVP handelt!“

Nach Aufschrei kommt Gewaltambulanz in Oberösterreich: Anfang April schickte die Kepler Uniklinik in Linz eine…

20. Mai 2025
  • Niederösterreich

Seit 13 Jahren “keine Eile” – Wie die ÖVP in Mank die Umbenennung vom Dollfuß-Platz verschläft

In Niederösterreich gibt es den letzten Dollfuß-Platz Österreichs: in Mank huldigt eine Straßenkreuzung dem faschistischen…

19. Mai 2025