(c) www.zohranforny.com / Madison Swart
New York City hat gewählt und sich für einen klaren Kurswechsel entschieden. Der demokratische Kandidat Zohran Mamdani hat vorläufigen Hochrechnungen zufolge rund zehn Prozentpunkten Vorsprung gegenüber New Yorks früherem Gouverneur Cuomo und wird neuer Bürgermeister der größten Stadt der USA. Mit seinem Wahlsieg stellt er das politische Establishment seiner Partei infrage und setzt zugleich ein starkes Zeichen gegen die konservative Wende, die viele Teile der Vereinigten Staaten in den letzten Jahren geprägt hat.
Der 34-Jährige Zohran Mamdani will New York sozialer, gerechter und für alle leistbar machen. Donald Trump beschimpfte ihn als „verrückten Kommunisten“ und drohte mit „harten Maßnahmen“, eine Reaktion auf Mamdanis klare Absage an die Politik der Spaltung. Doch die New Yorker:innen sehen in ihm die eine Chance für echten politischen Wandel.
Zohran Mamdani wurde 1991 als Sohn indischstämmiger Eltern in Uganda geboren. Im Kindesalter zog er mit seiner Familie nach New York City, wo er später African Studies am Bowdoin College studierte. Er engagierte sich in antirassistischen und gewerkschaftsnahen Gruppen und fand früh einen ungewöhnlichen Weg, Menschen zu erreichen: als Rapper unter dem Namen „Young Cardamom“. Schon damals verband er Kunst und Politik, Humor und Haltung. Heute lebt er in Astoria, Queens, dem Stadtteil, den er seit 2021 im New York State Assembly vertritt.
Bevor er in die Politik ging, arbeitete Mamdani als Berater für Mieter:innen, die kurz vor der Zwangsräumung standen. Eine Erfahrung, die sein zentrales politisches Thema prägte: Wohnen muss leistbar sein. 2020 gelang ihm der Überraschungssieg gegen die etablierte Demokratin Aravella Simotas für den New Yorker State Assembly District 36. Seitdem gilt er als Gesicht einer jungen, entschlossenen Linken. Im Juni 2025 gewann Mamdani überraschend die parteiinternen Vorwahlen für das Bürgermeisteramt, unter anderem gegen Ex-Gouverneur Andrew Cuomo.
Mamdani ist Muslim, Einwanderer, und bekennender demokratischer Sozialist und verkörpert damit alles, was Trump hasst: Empathie, Offenheit und Humor. In den sozialen Medien erreicht Mamdani Millionen; seine TikToks und Reels über Mietpreise, Kinderbetreuung und soziale Gerechtigkeit verbreiten sich viral. Nebenbei war er früher Rapper – unter dem Namen „Young Cardamom“ –, was seinem Auftreten bis heute eine spielerische Leichtigkeit verleiht. Sein Wahlkampf war getragen von Freiwilligen und Kleinstspenden.
Steigende Mieten, unbezahlbare Lebensmittel, kaputte Infrastruktur: Die Probleme New Yorks sind bekannt. Doch Mamdani hat sie nicht nur benannt, sondern Lösungen präsentiert. Er fordert höhere Steuern für Superreiche, kommunale Supermärkte, die Lebensmittelpreise dämpfen sollen, und ein massives Wohnbauprogramm, das 200.000 neue, dauerhaft leistbare Wohnungen in den kommenden zehn Jahren schaffen soll.
Auch der Verkehr steht im Mittelpunkt seiner Agenda: Schnellere, dichtere und kostenlose Busverbindungen sollen die verstopften Straßen entlasten. Hinzu kommen kostenlose Kindergärten für alle Kinder unter fünf Jahren und ein NYC „Baby Basket“ für Neugeborene, eine Art Willkommensgeschenk mit Windeln, Büchern und Gesundheitsinfos.
„Ein Sieg hier in New York wird den Menschen in unserem ganzen Land und auf der ganzen Welt Hoffnung und Inspiration geben“, sagte Bernie Sanders bei einer Wahlkampfveranstaltung für Mamdani. Sein Erfolg, so der früher demokratische und heute unabhängige Politikveteran, könne zur Vorlage für eine neue Generation progressiver Politik werden.
Dass Mamdani zur Zielscheibe des rechten Lagers wurde, überrascht niemanden. Kaum jemand steht so offen für das Gegenteil der Trump-Politik. Während der Präsident mit harter Hand gegen Migrant:innen und Demonstrierende vorgeht, fordert Mamdani, New York solle Schutzstadt für alle Menschen werden, unabhängig von Herkunft, Einkommen oder Identität.
Trump führt seit Monaten einen persönlichen Feldzug gegen den neuen Bürgermeister. Er nennt ihn einen „100-prozentigen kommunistischen Irren“, verspottet ihn in Reden und droht, Bundesmittel zu streichen, sollte der Demokrat seine Politik umsetzen.
Doch die Strategie geht nach hinten los: Je mehr Trump gegen Mamdani hetzte, desto größer wurde dessen Reichweite. Millionen sahen, wie der 34-Jährige auf die Beleidigungen mit Humor reagierte:
Wenn Trump mich für verrückt hält, weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Trump machte Mamdani ungewollt zu einem nationalen Namen und zum Hoffnungsträger einer Linken, die in den USA lange defensiv war. Der Wahlkampf in New York wurde so zum Symbolkampf um die politische Seele Amerikas: autoritäre Härte gegen soziale Hoffnung, Angstpolitik gegen Aufbruch.
Mit nur 34 Jahren ist Zohran Mamdani nicht nur einer der jüngsten Bürgermeister in der Geschichte New Yorks. Er ist auch Symbol einer neuen Generation von US-Demokrat:innen.
Während der Republikaner Curtis Sliwa mit seinem law-and-order-Kurs scheiterte und der skandalgebeutelte Ex-Gouverneur Andrew Cuomo parteilos antrat, gelang Mamdani ein Sieg, der weit über die Stadtgrenzen hinausstrahlt und den Beginn einer linken Renaissance markieren könnte.
Ob Mamdani seine ambitionierten Pläne umsetzen kann, wird sich erst zeigen. Doch schon jetzt steht fest: Sein Erfolg verändert die politische Landkarte der USA.
New York City wählt links. Und sendet ein deutliches Signal an ein Land, das sich an vielen Orten nach einem politischen Aufbruch sehnt.
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