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Weniger arbeiten, mehr Gewinn: Eine australische Firma verdreifacht mit der 4-Tage-Woche ihren Gewinn

Die Mitarbeiter einer australischen Firma müssen nur mehr vier Tage in der Woche arbeiten, erhalten aber trotzdem ihren vollen Lohn. Weil Mitarbeiter-Zufriedenheit und Produktivität dadurch anstiegen, verdreifachte das Unternehmen seinen Gewinn. Wegen der Corona-Krise werden die Rufe nach einer Arbeitszeit-Verkürzung auch in Österreich immer lauter: Wenn 200.000 Beschäftigte ihre Arbeitszeit reduzieren, könnten 50.000 neue Jobs entstehen.

Weniger Krankenstands-Tage, höhere Zufriedenheit: Firma verdreifacht mit 4-Tage-Woche ihren Gewinn

Nur mehr vier Tage in der Woche arbeiten, aber trotzdem ganz normal weiter verdienen? Für die Beschäftigten der australischen Marketing-Agentur „Versa“ ist das seit 2018 Realität. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben nicht nur das Wochenende, sondern auch mittwochs frei. Ihre Woche ist in zwei Hälften geteilt: Sie arbeiten Montag und Dienstag, können sich dann aber am Mittwoch schon wieder um private Angelegenheiten kümmern, Zeit mit Kindern oder der Familie verbringen oder einfach nur entspannen. Am Donnerstag starten die Mitarbeiter in die zweite Hälfte der Arbeitswoche.

Was sich nach einem Verlustgeschäft für das Unternehmen anhört, entwickelte sich rasch zu einem Gewinn – für Betrieb und Mitarbeiter. Neun Monate nach Einführung der 4-Tage-Woche stieg der Umsatz der Firma um 46 Prozent, der Gewinn hat sich fast verdreifacht.

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Weil Mitarbeiter-Zufriedenheit und Produktivität durch die Arbeitszeit-Verkürzung anstiegen, verdreifachte ein australisches Unternehmen seinen Gewinn.

Beispiele zeigen: Die 4-Tage-Woche steigert die Produktivität

Weniger Krankenstands-Tage, höhere Mitarbeiter-Zufriedenheit. So erklärt die Geschäftsführerin des australischen Unternehmens den Erfolg des 4-Tage-Modells gegenüber der Nachrichtenseite BBC. Die Beschäftigten würden den zusätzlichen freien Tag für Familie, Sport oder Entspannung nutzen und am Donnerstag dann wieder viel frischer in die Arbeit kommen. „Wir haben dieses Montags-Gefühl ein paar Mal in der Woche.“

Die 4-Tage-Woche wurde bereits mehrfach erfolgreich eingesetzt. In Japan bekamen 2.300 Mitarbeiter von Microsoft einen Monat lang jeden Freitag frei – bei vollem Lohn. Danach wurden die Ergebnisse ausgewertet: Obwohl die Arbeitszeit um 20 Prozent gesunken ist, stieg die Produktivität um 40 Prozent an. Auch in Oberösterreich machte ein Unternehmen gute Erfahrungen mit einer kürzeren Arbeitszeit. Die Marketing-Agentur „eMagnetix“ konnte durch die Einführung einer 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich dringend benötigte Fachkräfte anlocken. Ähnlich wie bei der australischen Firma stieg auch beim oberösterreichischen Betrieb der Umsatz.

„Weil zufriedene Mitarbeiter eben für zufriedene Kunden sorgen. Und durch die gestiegene Qualität ist dann auch unser Umsatz gestiegen“, sagt Geschäftsführer Klaus Hochreiter.

In Österreich könnten 50.000 neue Jobs entstehen, wenn 200.000 Beschäftigte ihre Arbeitszeit reduzieren

In der aktuellen Corona-Krise werden auch in Österreich die Rufe nach einer Arbeitszeit-Verkürzung wieder lauter. Die Pandemie führt zu einer Rekordarbeitslosigkeit: Fast eine Million Menschen sind derzeit arbeitslos oder in Kurzarbeit. Eine kürzere Arbeitszeit für die Beschäftigten würde neue Jobs schaffen, sagen Arbeitsmarkt-Experten.

Durch Arbeitslosigkeit entstehen für den Staat hohe Kosten – Steuern und Abgaben fehlen, Arbeitslosengeld muss ausgeschüttet werden. Statt Geld in die Arbeitslosigkeit zu pumpen, könnte der Staat eine Arbeitszeit-Verkürzung subventionieren, berechnet die Arbeiterkammer (AK). Laut AK-Modell müssten vier Beschäftigte ihre Arbeitszeit um je 20 Prozent reduzieren, damit eine arbeitslose Person zusätzlich angestellt werden kann. Je nach Gehaltshöhe der Personen, die ihre Arbeitszeit reduzieren, müsste der Staat den betroffenen Unternehmen mehr oder weniger zuschießen. Die Arbeiterkammer hat durchschnittliche Gehaltshöhen angenommen und errechnet: 50.000 Arbeitslose könnten einen Job bekommen, wenn 200.000 Beschäftigte ihre Arbeitszeit verkürzen. Das würde den Staat 285 Millionen Euro pro Jahr kosten. Zum Vergleich: 2019 gaben Regierung und Co insgesamt 178 Millionen Euro für Inserate aus.

SPÖ will mit 4-Tage-Woche die Arbeit gerechter verteilen

Ein konkretes Modell für eine 4-Tage-Woche hat auch die SPÖ bereits vorgelegt. Die einen dürfen nicht arbeiten, weil sie keinen Job finden, die anderen müssen zu viel arbeiten – das finden die Sozialdemokraten ungerecht. Parteichefin Pamela Rendi-Wagner schlägt deshalb eine geförderte 4-Tage-Woche vor:

„Es braucht ein modernes, neues und zukunftsweisendes Arbeitszeitmodell, das Vorteile für Unternehmen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und die öffentliche Hand bringt – eine Win-win-win-Situation.“

Laut SPÖ-Modell sollen sich Beschäftigte freiwillig für die 4-Tage-Woche entscheiden können. Die Kosten für die kürzere Arbeitszeit sollen zu einem Drittel das AMS übernehmen, die restlichen zwei Drittel werden zwischen Unternehmen und Mitarbeitern aufgeteilt. Die Arbeitnehmer müssten dadurch bei 20 Prozent weniger Arbeitszeit auf nur 6,6 Prozent ihres Brutto-Gehalts verzichten. Wenn eine Million Beschäftigte an der Arbeitszeit-Verkürzung teilnehmen, würde das den Staat 1,14 Milliarden Euro kosten. Die aktuelle Kurzarbeit kostet die öffentliche Hand 6 Milliarden Euro.

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